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Große Jungs, die gerne mit kleinen Traumautos spielen

»Männer werden Sieben, danach wachsen sie nur noch«, lautet ein Spruch über den sich so mancher Mann vielleicht ärgern mag - nicht aber Marcus Hasse, Michael Moes und Dirk Hövelmann. Die drei Männer sind zwar laut Ausweisdokumenten knapp über 40, verabreden sich aber dennoch wöchentlich zum gemeinsamen Spielen.

»Wir sind eine Gemeinschaft von großen Jungs, die gerne mit kleinen Autos spielt«, so Marcus Hasse aus Hürth. Das Hobby der Männer nennt sich Slot-Racing. »Slot«, weil die Autorennbahn einen Schlitz hat, durch den das Auto mittels Strom geführt wird - besser bekannt als Carrera-Bahn.

Gemeinschaft

Damit es bei den Treffen keinen Streit gibt, bringt jeder der Männer sein eigenes Auto im Miniformat mit. Aber nicht nur deshalb: »Wir haben alle sehr viel Zeit in die Fahrzeuge gesteckt. Sie sind von Hand angefertigt«, erklärt Hasse. Die Karosserien bestehen beispielsweise aus glasfaservstärktem Kunststoff, wie es auch beim Bootsbau verwendet wird, das Fahrwerk ist aus Messing. Auch die Reifen, die Beleuchtung und die Federung - alles ist von den Slotcar-Liebhabern selbst eingebaut. »Dabei hilft jeder jedem. Teilweise werden Autos für die Slotkollegen lackiert, die zu Hause nicht die notwendigen Voraussetzungen dafür haben. Am Ende sind die Rennwagen rund 250 Euro wert«, erzählt Elektromechaniker Dirk Hövelmann. Während dem Rennen seien die Männer dann aber wieder knallharte Konkurrenten. »Trotzdem gehen wir immer fair miteinander um. »Der Spaß am Hobby steht für uns immer an erster Stelle«, ergänzt Marcus Hasse. Interessenten seien auch immer willkommen. »Ein Regler und ein Auto zum Spielen findet sich in jedem Fall«, so Hasse. Mittlerweile gehören noch sechs weitere Männer der Spielgemeinschaft an, die seit 2004 besteht und sich »Tourenwagen-Rhein-Erft« nennt. In der Gemeinschaft werden die kleinen Flitzer mindestens einmal wöchentlich dienstags in Wesseling-Berzdorf durch den 26,5 Meter langen Rhein-Erft-Ring gejagt. Die vierspurige Bahn füllt den extra angemieteten Raum im Gewerbezentrum Diesner nahezu vollständig aus. Donnerstags treffen sich die Männer in Euskirchen bei Dirk Hövelmann. In seinen eigenen vier Wänden stellt er den 22 Meter langen Veybach-Raceway zur Verfügung. »Ich habe eine sehr tolerante Frau«, stellt der 41-Jährige an. Denn die Autos erzeugen ein kreischendes Geräusch, das wohl dem eines Zahnarzt-Bohrers am nächsten kommt.

Traumautos

Da die Piloten größtenteils Kinder der 70er und 80er Jahre sind, gefallen ihnen die Autos mit den Ecken und Kanten, welche in den Tourenwagenserien der »guten alten Zeit« die Pisten unsicher gemacht haben, am besten. »Der Opel Kadett oder der VW Golf haben uns früher begeisterten, konnten sie aber selbst nicht fahren. Beim Slotcar-Racing werden echte Männerträume wahr«, so Hasse.

Benefizrennen für Teamkollegen

 »Vor etwas mehr als einem Jahr verstarb leider unser hochgeschätzter Slotkollege Nezih viel zu früh. In Gedenken an ihn haben wir uns entschieden, ein Benefizrennen in seinem Namen zu veranstalten«, erzählt Marcus Hasse. Dieses findet am Dienstag, 31. Oktober. Die Einnahmen durch das Startgeld (10 Euro), eine Tombola und Imbiss gehen zu 100 Prozent an die Schulte-Schmelter- Stiftung in Frechen. »Dort lebt der jüngste Pflegesohn unserem ehemaligen Teamkollegen«, erklärt Hasse. Für das Rennen stellt die befreundete Gruppe R. L. Slotracing ihre 44 Meter lange Bahn in Bergneustadt zur Verfügung. »Rund 30 Fahrer haben sich angemeldet«, verkündet Hasse stolz. Zuschauer sind willkommen. @ Mehr dazu im Netz: www.tourenwagen-rhein-erft.de


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