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Frederik Scholl

»Jede und jeder müssen davon gewusst haben«

Zülpich. Die Wanderausstellung »Zwangsarbeit im Kreis Euskirchen« macht bis zum 25. Juni Station in den Römerthermen und ist dort kostenlos zu besichtigen.
In den Römerthermen Zülpich - Museum der Badekultur wurde die Sonderausstellung »Zwangsarbeit im Kreis Euskirchen« eröffnet und zugleich der Startschuss für das Kunstprojekt »Rosen für den Frieden« gegeben (v.l.): Landrat Markus Ramers, Kreisarchivarin Heike Pütz, Künstlerin Caroline Lauscher, und Bürgermeister Ulf Hürtgen.

In den Römerthermen Zülpich - Museum der Badekultur wurde die Sonderausstellung »Zwangsarbeit im Kreis Euskirchen« eröffnet und zugleich der Startschuss für das Kunstprojekt »Rosen für den Frieden« gegeben (v.l.): Landrat Markus Ramers, Kreisarchivarin Heike Pütz, Künstlerin Caroline Lauscher, und Bürgermeister Ulf Hürtgen.

Bild: Stadt Zülpich / Svenja Barth

Die bereits auf Vogelsang IP präsentierte Wanderausstellung »Zwangsarbeit im Kreis Euskirchen«, die sich mit einem der schlimmsten Kapitel der nationalsozialistischen Herrschaft beschäftigt, ist ab sofort kostenfrei bis zum 25. Juni in den Römerthermen Zülpich - Museum der Badekultur zu sehen.

Anlässlich der Eröffnung erinnerte Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen an die schrecklichen Spuren, die der zweite Weltkrieg hinterlassen hatte und die auch heute noch sichtbar sind, wie Reste von Panzersperren, die am Kölntor erkennbar sind, die Stele im Park der Klinik Marienborn, die an die Ermordung hunderter Kranker Frauen als so genanntes »unwertes Leben« erinnert, oder auch den Marktplatz in Zülpich, der während der Nazi-Herrschaft als »Adolf-Hitler-Platz« für Aufmärsche und Propaganda-Kundgebungen diente.

»Die Ausstellung thematisiert einen lange, auch in Zülpich verdrängten Aspekt der regionalen Zeitgeschichte erstmalig auf Kreisebene«, so Hürtgen.

600 Todesopfer durch Zwangsarbeit

Landrat Markus Ramers rief dazu auf sich die bloßen Zahlen im Bezug auf die Zwangsarbeit im Kreis zu vergegenwärtigen. »Im Altkreis Schleiden gab es 85 bekannte Lager mit mehr als 5.000 Zwangsarbeitern, im Altkreis Euskirchen gibt es 72 bekannte Lager mit mehr als 4.000 weiteren Menschen, die dort beschäftigt waren. Wenn wir uns diese Zahlen vorstellen, dann zeigt das, dass es der damaligen Bevölkerung nicht verborgen geblieben sein konnte. Jede und jeder müssen davon gewusst haben«, so Ramers. Zudem habe die Zwangsarbeit mindestens 600 Todesopfer im Kreis gefordert. »Die Ausstellung gibt einen tiefen Einblick in die Materie. Deshalb finde ich es wichtig, dass sich auch viele junge Menschen das anschauen«, so der Landrat weiter.

In der Basilika des Museums wird auf circa 30 Medientafeln und mit Hilfe von Ausstellungsstücken der rund 13 Millionen Menschen gedacht, die durch das NS-Regime zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt wurden beziehungsweise in den von Deutschland besetzten Gebieten zur Arbeit gezwungen wurden. Die Ausstellung fokussiert auf die Region und beleuchtet hier insbesondere die Umstände, Zusammenhänge und Auswüchse der Zwangsarbeit in Zülpich. Die verschleppten Zivilisten wurden unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht und beim Arbeitseinsatz in der Land- und Forstwirtschaft, sowie in der Industrie und Verwaltung ausgebeutet.

Die Ausstellung wird bis zum 25. Juni vom Archiv des Kreis Euskirchen an die Stadt Zülpich entliehen und die Ausstellungsverantwortliche Heike Pütz, Leiterin des Kreisarchivs und der Historischen Kreisbibliothek Euskirchen, steht nach Absprache für Führungen zur Verfügung. Diese Sonderausstellung ist kostenfrei zu besichtigen, die reguläre Ausstellung des Museums dagegen kostenpflichtig.

Rosen für den Frieden

Die Ausstellung bildet den Auftakt für ein großes Zülpicher Kunst- und Geschichtsprojekt »Rosen für den Frieden«, initiiert durch die Künstlerin Caroline Lauscher-Stupp.


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