Frederik Scholl

»Viele Tiere bleiben auf der Strecke«

Bad Münstereifel-Eicherscheid. Die »Froschköniginnen«, diesen Namen hat sich die kleine Gruppe von freiwilligen Tierschützern gegeben, die jedes Jahr Tausenden Amphibien bei der sicheren »Überquerung« der L165 zum Laichgewässer, dem Rückhaltebecken Eicherscheid, helfen. Ein Amphibientunnel lässt weiter auf sich warten. Aber es gibt Hoffnung.

Gehören zum Team der Froschköniginnen und helfen unter anderem Amphibien über die L165 in das Hochwasserrückhaltebecken Eicherscheid (v.li.): Sabine Terspecken, Vera Krauland, Torsten Höller und Macarena Höller.

Gehören zum Team der Froschköniginnen und helfen unter anderem Amphibien über die L165 in das Hochwasserrückhaltebecken Eicherscheid (v.li.): Sabine Terspecken, Vera Krauland, Torsten Höller und Macarena Höller.

Bild: Scholl

Jedes Jahr im Frühjahr machen sich Zehntausende Amphibien auf den Weg zum Hochwasserrückhaltebecken Eicherscheid, um dort – ähnlich wie im Schleidtal – eine Kinderstube für ihren Nachwuchs zu finden. »Die Tiere in Eicherscheid kommen überwiegend aus dem benachbarten Bodenbachtal und dem Schußbachtal«, sagt Sabine Terspecken von den Froschköniginnen. Bei einem Großteil der Tiere handelt es sich um Erdkröten, aber auch geschützte Arten wie Feuersalamander und Geburtshelferkröten sind dabei. Eines haben alle diese Tiere gemeinsam: Sie begeben sich bei dem Versuch, die vielbefahrene Landesstraße 165 zu überqueren, in Lebensgefahr. »An der L165 sind zwar an einigen Stellen Sperreinrichtungen angebracht. Aber nicht selten suchen sich die Tiere einen Weg. Viele bleiben dabei auf der Strecke«, sagt Sabine Terspecken. Ohne menschliche Hilfe seien die Amphibien »aufgeschmissen«, sagt die Tierschützerin.


Pro Saison sammeln die Froschköniginnen an der L165 zwischen 2.000 und 4.000 Amphibien auf und bringen diese sicher auf die andere Straßenseite. Über einen Zeitraum von etwa drei Monaten sind die Helfer täglich mehrere Stunden an der L165 im Einsatz – bei oft anstrengenden Rettungsmissionen.


Hoffnung auf den möglichen Bau eines Amphibientunnels keimte auf, als der Landesbetrieb Straßen.NRW im Jahr 2023 die L165 sanierte. Da dabei jedoch ausschließlich die Fahrbahndecke abgefräst und erneuert wurde, kam der Bau einer »Querungshilfe« für die Amphibien nicht in Frage.


Vor rund einem Jahr wandten sich die Krötenhelfer mit einem Brief an den nordrhein-westfälischen Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer. Kurz darauf reagierte auch der Landesbetrieb Straßen.NRW und bat die Froschköniginnen, die seit 2007 akribisch Buch über ihre Sammelaktionen führen, um die Zahlen der letzten Jahre.


Auf Anfrage des Wochenspiegels teilte Straßen.NRW nun mit, dass man in Kontakt mit den Froschköniginnen stehe. »Die Zahlen sind von uns ausgewertet worden, damit wir feststellen konnten, wo der Bau von Amphibienquerungen sinnvoll ist«, erklärt Torsten Gaber, Pressesprecher von Straßen.NRW, Regionalniederlassung Ville-Eifel.


Gaber betont jedoch auch, dass es sich beim Bau von Amphibienleiteinrichtungen an bestehenden Straßen um eine freiwillige Leistung des Straßenbaulastträgers handele. »Die Planung dieser Amphibienquerungen wird also immer nur dann durchgeführt, wenn personelle Kapazitäten vorhanden sind und keine anderen Aufgaben zu erledigen sind, die von uns vorrangig bearbeitet werden müssen. Somit dauert die Planung und der anschließende Bau in der Regel mehrere Jahre«, so Gaber.

Vermessungsarbeiten schon in diesem Jahr?

Wie Gaber mitteilt, sollen im nächsten Schritt Vermessungsarbeiten im Bereich der L165 durchgeführt werden, um zu prüfen, an welcher Stelle unter der Straße Leit- und Querungseinrichtungen für Amphibien geplant und später gebaut werden können. »Aktuell haben wir drei Querungsstellen näher ins Auge gefasst, die vermessungstechnisch und planerisch zu überprüfen sind. Wir hoffen, diese Vermessungsarbeiten noch in diesem Jahr durchführen zu können. Der Abschluss der Planungen und der anschließende Bau wäre, je nach Kapazitäten, frühestens 2027 beziehungsweise 2028 zu erwarten«, erklärt Torsten Gaber.
Für die Froschköniginnen bedeutet das, dass sie noch einige Jahre »durchhalten« müssen. Wesentlich erleichtert werden könnte ihnen ihre freiwillige Aufgabe jedoch schon früher: An einem anderen neuralgischen Punkt für die Amphibienwanderung – an der L234 im Schleidtal – könnte mit der Sanierung der Straße bereits früher ein Querungstunnel für Amphibien entstehen. Pläne dafür gibt es bereits.


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