Frederik Scholl

Was Terroristen gegen Schulen haben

Euskirchen. Besuch aus Piéla in der Euskirchener Marienschule. Seit 25 Jahren unterstützt dort eine AG die Arbeit des Bad Münstereifeler Partnerschaftsvereins.

Jeden Tag gibt es mehrere Menüs zur Auswahl. An diesem Mittag stehen gebackener Fleischkäse mit badischem Kartoffelsalat, ofenfrische Gemüselasagne mit geschmolzenen Tomaten und Mozzarella oder ein bunter Salatteller der Saison auf dem Menü-Plan der Euskirchener Marienschule. Zwischen der wuseligen Schülerschar sitzen vier Besucher, die üblicherweise nicht in der Mensa essen: Ulrich Burggraf, Cesar Beogo, Mathias Bougouma und Marie-Jo Moada.

Der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Piéla - Bad Münstereifel hat Gäste aus Burkina Faso mitgebracht, die für zwei Wochen in Deutschland sind, weil der Verein sein 30-jähriges Bestehen feiert. Gemeinsam wollen sie sich bei der Euskirchener Schulgemeinschaft für die nunmehr 25-jährige Unterstützung bedanken und den Schülerinnen und Schülern einen Einblick geben, wie die Menschen in Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt, leben.

"Nach dem Besuch der Mensa haben wir unseren Plan etwas geändert", erklärt Ulrich Burggraf in der Aula vor Mitgliedern der Piéla-AG, eines Oberstufen-Kurses und Schülern der sechsten und siebten Klassen. Statt direkt in die vorbereitete Bilder-Präsentation einzusteigen, erläutern Ulrich Burggraf und Cesar Beogo, der auf afrikanischer Seite im Partnerschaftsverein engagiert und hauptberuflich Lehrer ist, wie die Schulspeisungen in Piéla aussehen.

Hilfe zur Selbsthilfe

"Dort wird zunächst ein Feuer gemacht", erklärt Ulrich Burggraf. Zwei Frauen würden darüber dann in mehreren Töpfen das Essen zubereiten. Was es dort gibt? "Reis und Bohnen", sagt Cesar Beogo auf Deutsch: "Jeden Tag." Ab und zu, wenn es das Budget zulasse oder Unterstützung aus Deutschland komme, dann gebe es auch etwas Fisch, ergänzt Ulrich Burggraf. Ein nachdenklich machender Kontrast zum Mensa-Essen in der Marienschule. Dieser Kontrast wird noch deutlicher, als der Vorsitzende des Bad Münstereifeler Partnerschaftsvereins Bilder aus Piéla zeigt.

Etwa von einem Gebilde, das nicht mehr zu sein scheint, als ein Bretterverschlag. Und doch war es mal ein Klassenzimmer, in dem fast unter freiem Himmel rund 100 Schüler unterrichtet wurden. "Auch dank eurer Spenden und Unterstützung konnten wir diese Situation deutlich verbessern", sagt Ulrich Burggraf. Richtige Klassenzimmer sind durch die Hilfe aus Deutschland entstanden. Auch ein Ausbildungszentrum für Maurer und Elektriker konnte gebaut werden. "Denn unser Ziel ist klar: Wir wollen immer Hilfe zur Selbsthilfe leisten", so der engagierte Vorsitzende, der noch ein Foto von einer Kreidetafel mitgebracht hat.

Mädchen und junge Frauen stärken

Dort sind die Anwesenheitszahlen der verschiedenen Klassen notiert. An dem Tag, als das Foto entstanden ist, waren 56 Mädchen und 51 Jungs in der ersten Klasse anwesend. Zahlen, die für Ulrich Burggraf und seine Mitstreiter einen großen Erfolg darstellen. "Denn für Mädchen ist es gar nicht so selbstverständlich, zur Schule gehen zu dürfen. Wenn Familien aus finanziellen Gründen wählen mussten, welches Kind unterrichtet werden soll, wurden meist die Jungs bevorzugt", so der Vereinsvorsitzende.

Daher hat sich der Partnerschaftsverein auch dazu verschrieben, Mädchen und junge Frauen in ihrer Ausbildung zu unterstützen. Die 25-jährige Marie-Jo Moada ist dafür ein Beispiel. Denn sie wurde nicht nur über eine Patenschaft gefördert, sondern kann Dank des Partnerschaftsvereins auch studieren.

Viele Erfolgsgeschichten, die Ulrich Burggraf und seine Gäste präsentieren konnten. Gleichzeitig ist die Lage in dem afrikanische Land alles andere als stabil. Immer wieder suchen Terroristen Burkina Faso heim. Zu Jahresbeginn hat es auch Piéla getroffen, wo bei einem bewaffneten Angriff zum Glück niemand verletzt wurde. "Aber im Land sind wegen der Terroristen 6000 Schulen geschlossen, eine Million Schülerinnen und Schüler können nicht unterrichtet werden. Man spricht schon von einer verlorenen Generation", berichtet Ulrich Burggraf, der selbst schon mehrfach in Burkina Faso zu Gast war.

In der Fragerunde war das dann auch ein Themenfeld, das die Euskirchener Schülerinnen und Schüler besonders beschäftigte. "Was denn die Terroristen gegen die Schulen haben?", lautete die Frage eines Schülers. Dabei gehe es um Macht, so die Antwort von Ulrich Burggraf. Bildung sei der Schlüssel zu einer aufgeklärten und starken Gesellschaft. Davor hätten die Terroristen Angst.

Lebensfreude und Zufriedenheit

Für Schulleiter Michael Mombaur die Gelegenheit, auch ein Bildungsziel der Marienschule zu betonen. "Wir wollen nämlich auch dazu beitragen, dass ihr alle zu mündigen und aufgeklärten Individuen werdet", unterstrich der Schulleiter die herausragende Bedeutung von Bildung auch in Deutschland.

Dazu gehört dann eben auch der Blick über den Tellerrand, der Blick in Länder wie Burkina Faso. Dort, wo manche Kinder bis zu zehn Kilometer Schulweg zu Fuß auf sich nehmen. Wo sie in der Schule - genauso wie in Deutschland - Mathe, Bio, Erdkunde oder Physik lernen. Wo die medizinische Versorgung nicht immer die beste ist. Dort, wo Kinder nach der Schule, ihren Eltern im Haushalt oder bei der Arbeit helfen, Fußball spielen oder mit Kartons und ganz viel Fantasie ihre Freizeit gestalten. Alles Antworten auf die interessierten Fragen der Marienschüler.

Vor diesem Hintergrund ist für Ulrich Burggraf eine Sache ganz besonders wichtig, die er den Zuhörerinnen und Zuhörern in der Aula unbedingt mit auf den Weg geben möchte: "Trotz der Armut in Piéla versprühen die Menschen dort Lebensfreude und Zufriedenheit. Daran sollten wir uns in Europa ein Beispiel nehmen und uns durchaus auch kritisch hinterfragen: Muss es immer noch mehr sein? Sollten wir nicht auch damit zufrieden sein, was wir haben?"

Geburtstag wird groß gefeiert

Der 30. Geburtstag des Partnerschaftsvereins Piéla - Bad Münstereifel wird am Wochenende groß gefeiert. Am Samstag, 3. Juni, wird Ex-Hohn Hannes Schöner ein Open-Air-Benefizkonzert mit seinen Musikerfreunden Hermann Heuser und Ady Zehnpfennig an der "Alten Schule" in Rupperath spielen, Beginn 20 Uhr, Einlass 18.30 Uhr. Tickets kosten 20 Euro. Am Sonntag, 4. Juni, wird das traditionelle Partnerschaftsfest gefeiert. Als musikalische Unterstützung haben die Chöre "Fortsetzung folgt", "Spirit of Gospel" aus Bad Godesberg und "CHORios" aus Adenau bereits zugesagt. Weitere Informationen im Internet unter www.piela-cuofi.de/

pp/Agentur ProfiPress   

 

 


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