Andrea Fischer

Besondere Ehre für Ella Schmitt aus Trittenheim 

Lissabon. Wie fühlt man sich, wenn man vor Hundertausenden aus der ganze Welt die Flagge seines Heimatlandes trägt? Die Trittenheimerin Ella Schmitt weiß es.
Ella Schmitt aus Trittenheim schwenkt die deutsche Fahne.

Ella Schmitt aus Trittenheim schwenkt die deutsche Fahne.

Bild: Arlindi Homem

Zum ersten Weltjugendtag nach der Corona-Pandemie sind Hunderttausende junge Menschen aus aller Welt nach Lissabon gekommen, um gemeinsam mit über 860 Bischöfen und Papst Franziskus gemeinsam das größte Glaubensfest junger Katholiken zu feiern. "Ihr seid für Gott keine Nummer, ihr seid ein Gesicht, ein Herz. Wir sind von ihm beim Namen gerufen, weil wir geliebt sind", sagte Papst Franziskus den Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei der Eröffnungszeremonie am 3. August. Jeder und jede sei in Gottes Augen einzigartig, von einer Schönheit, wie man sie bloß erahnen könne. Gott liebe jeden Menschen - "nicht so, wie wir gerne sein würden, sondern genauso, wie wir sind", fuhr das Kirchenoberhaupt fort.

Er warnte vor der trügerischen Selbstdarstellung in der virtuellen Welt. Unternehmen erweckten den Eindruck, an die Menschen zu glauben, um ihre Nutzbarkeit dann für ihre Marktanalysen zu gebrauchen. Vieles, was Glück verspreche, entpuppe sich als Ersatz für echte, lebendige Erfahrungen. Die Kirche sei nicht die Gemeinschaft der Besten, sondern die der "Gerufenen". "Wir sind alle Sünder, mit unseren Problemen und Grenzen. Aber wir sind alle Brüder und Schwestern des gleichen Vaters, ob alt, jung, ungerecht oder gerecht - das sagt Jesus ganz deutlich", so der Papst. Er beendete seine Rede mit einer Einladung: "Gott breitet immer seine Arme aus, die Tür ist nie verschlossen, sondern er bittet jeden Menschen herein.

Ella Schmitt: "Das war nochmal eine ganz andere Dimension"

Was sagen wir, wenn jemand fragt, für wen noch Platz in der Kirche ist? Wir rufen: Für alle, alle alle!" Am 1. August hatte der 37. Weltjugendtag mit einem Gottesdienst mit dem portugiesischen Kardinalpatriarch Manuel Clemente im Park Eduardo VII., einer der großen Event-Stätten des Weltjugendtags, offiziell begonnen. Während die Freude der mit Fahnen und Gesängen aus allen Straßen strömenden Gruppen junger Menschen aus allen Nationen bereits für den ein oder anderen Gänsehaut-Moment unter der deutschen Pilgergruppe sorgte, wurde die Begrüßung von Papst Franziskus am 3. August mit noch größerer Spannung erwartet. Für eine 20-Jährige aus dem Bistum Trier war aber noch ein wenig mehr Aufregung angesagt als für den Rest der deutschen Pilger: Ella Schmitt aus Trittenheim durfte während der Zeremonie Deutschland repräsentieren. Die junge Frau mit den langen braunen Locken kennt sich zwar als gewählte Weinkönigin ihres Heimatortes Trittenheim an der Mosel aus mit öffentlichen Auftritten, doch der Fahnen-Lauf vor Hunderttausenden von Zuschauern habe "nochmal eine ganz andere Dimension", gab sie zu.

Und ohne präzise Planung geht es bei einem Event dieser Größenordnung sowieso nicht: So musste sie bereits am Vortag über sechs Stunden Zeit für die Generalprobe freihalten und am Tag selbst bereits um 14 Uhr an Ort und Stelle sein, obwohl die Begrüßungszeremonie erst um 17.45 begann. "Es war ein fast irrealer Moment, als mir bewusst wurde, dass ich jetzt wirklich mein Land vertrete für so viele Menschen", berichtete Ella Schmitt nach der Zeremonie. Über zwei Stunden in der prallen Sonne bei rund 30 Grad mussten die Fahnenträger und -trägerinnen auf dem Feld ausharren und dem teils starken Wind trotzen. "Aber das war es wert - von dem Erlebnis werde ich noch lange erzählen", freut sich Schmitt, die den Papst aus wenigen Metern Entfernung selbst erleben durfte. Ella Schmitt hatte sich nach dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium Trier für einen Bundesfreiwilligendienst in der Abteilung Jugend des Bistums Trier entschieden. Eine ihrer Aufgaben umfasst, die Auftritte der katholischen Jugend im Bistum in den sozialen Medien zu gestalten. So ist sie auf der Reise nach Portugal auch für die Weltjugendtags-Kanäle der Jugend des Bistums Trier auf den sozialen Medien zuständig. So postet sie eifrig auf Instagram Bilder, Reels und Stories und hilft zusätzlich in der Organisation der Pilgerreise zum Weltjugendtag mit. Der Fahnen-Auftrag sei jetzt aber noch das i-Tüpfelchen gewesen. "Ich habe mich recht spontan dafür entschieden, als wir angefragt wurden. Das war wirklich eine Ehre für mich." Vom 1. bis 6. August 2023 iand in Lissabon der 37. Weltjugendtag statt. Er stand unter dem Leitwort "Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg" (Lk 1,39). Mehr als 350.000 junge Menschen, darunter rund 8.300 aus Deutschland, haben bei diesem Großereignis gemeinsam gefeiert, gebetet, ihren Glauben bezeugt und vertieft sowie Portugal und seine Kirche kennengelernen.


Meistgelesen