Julia Borsch

Gebt den Kindern eine Stimme

Trier(edi). Die Kinder frieren, die Eltern kochen und die Schulleitung muss sich mit den Widrigkeiten einer sanierungsbedürftigen Schule arrangieren.

Bild: Unsplash

Der Schulträger sei direkt in Kenntnis gesetzt worden, so Katrin Niedermeier, Schulleiterin an der Trierer Grundschule Quint, auf unsere Anfrage. Auch hätten die Techniker des Hochbauamts die Heizung neu justiert und zusätzliche Heizlüfter zur Verfügung gestellt.

Dennoch scheint das Problem, das laut Auskunft des Schulelternbeirates (SEB) kein neues ist und seit vielen Jahren besteht, nicht behoben zu sein. Die Steuerung des alten Heizsystems gestaltet sich als schwierig. Eine Feinregulierung scheint kaum möglich zu sein, sodass die Temperaturen zwischen Extremen schwanken: Entweder es ist zu heiß oder zu kalt. Weil zudem die Fensterrahmen durchlässig sind und warme Luft schnell entweicht, sind einige Klassenräume so überhitzt, dass die Luft stickig wird. Aber auch das scheint jetzt Geschichte zu sein, denn die neuen Heizlüfter, die die alte Heizung ersetzen und für angenehme Temperaturen sorgen sollen, schaffen die erforderliche Leistung offensichtlich nicht, so der SEB. Die Folge: Die Kinder frieren.

Und das tun sie nun gemeinschaflich mit den Kindern der Kellerklasse, die das gewohnt sind, weil die Wärme vom Heizsystem bei ihnen ohnehin nie angekommen ist. Mittlerweile haben den SEB viele Beschwerden betroffener Mütter erreicht. Ihre Kinder seien seit Herbst durch die inakzeptablen Raumtemperaturen ständig krank, klagen sie.

Reiner Schladweiler, 1. Vorsitzender des bundesweiten Bildungsvereins "Zentrum Eltern helfen Eltern e.V.", schreibt dazu: Kinder aufgepasst - es wird kalt - besonders in manchen Grundschulen im Land. Es lautet dann eben "warm anziehen" oder frieren. Manche Schüler werden krank - wen außer uns Eltern interessiert das? So kommen dann neben dem gewohnten Unterrichtsausfall per Dekret noch die Krankentage dazu. Man kann ja noch das Schuljahr wiederholen. Pisa kommt nicht von ungefähr.

Mich erinnert es an meine Ausbildungszeit in den 70-ern, mir sind fast die Finger erfroren, wenn ich bei 12 Grad schreiben musste. Ja, es gibt viel Schlimmeres, aber muss das sein? Unseren Kindern wird das wieder einmal zugemutet, denn einige Schulträger haben ihre Hausaufgaben leider nur mangelhaft gemacht. Undichte Fenster, nicht gut funktionierende Heizungen - das ertragen unsere Schüler in so manchen unserer Schulen, während die Verantwortlichen in warmen Räumen sitzen und sich wieder über diesen Bericht ärgern. Dann sagt so mancher: "Ich würde ja gerne was verbessern, leider fehlt das Geld dazu" oder "Es gibt keine Ingenieure und keine gut ausgebildeten Fachkräfte mehr - wie soll ich da etwas für die Schüler machen?"

Unsere Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft - wissen das die Verantwortlichen überall? Man könnte glauben: Nein. Ein Teil unserer Schulen in Deutschland ist so sanierungsreif wie so manche Brücke - zum Glück für uns Autofahrer werden die wenigstens mancherorts saniert.

Wir geben den Kindern eine Stimme und Ihr?

 


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