Andrea Fischer

Sicherheit auf den Weihnachtsmärkten rund um Trier

Trier/Region. (KS) Wie Polizei, Städte und Veranstalter sich auf die Adventszeit vorbereiten.

Rund um Trier beginnt in diesen Wochen die Hochsaison der Weihnachtsmärkte. Die Region setzt dabei auf ein breites Spektrum an Veranstaltungen: Der Mosel-Wein-Nachts-Markt in Traben-Trarbach öffnet erneut seine historischen Weinkeller und gilt als größter unterirdischer Weihnachtsmarkt Deutschlands. In Bernkastel-Kues zieht der traditionelle Markt rund um den mittelalterlichen Marktplatz jedes Jahr Zehntausende an. Der Trierer Weihnachtsmarkt in der Altstadt gehört zu den bekanntesten Märkten im Südwesten und wird regelmäßig unter die attraktivsten Weihnachtsmärkte Deutschlands gewählt.

Die hohe Besucherzahl sorgt für volle Straßen, enge Gassen und ein dichtes Gedränge – ein Grund, warum das Thema Sicherheit seit Jahren eine zentrale Rolle spielt. Vor allem die Ereignisse des 1. Dezember 2020 haben den Blick auf die Sicherheitskonzepte in der Region verändert.

Die Amokfahrt von Trier und ihre Folgen

Der Angriff am 1. Dezember 2020 hat die Stadt Trier tief erschüttert. Um 13:46 Uhr fuhr ein Mann mit einem Land Rover im Schlingerkurs durch die Fußgängerzone, zielte auf Passanten und riss sie mit großer Geschwindigkeit zu Boden. Schon vier Minuten nach dem Eingang des ersten Notrufs gelang es der Polizei, den Täter festzunehmen. Er hatte das Fahrzeug abgestellt und rauchte eine Zigarette, als er gestellt wurde. Im Fahrzeug lagen scharfe Patronen, jedoch keine passende Waffe.

Die Tat forderte fünf Todesopfer noch am selben Tag: ein neuneinhalb Wochen altes Baby, dessen 45-jähriger Vater sowie drei Frauen im Alter von 25, 52 und 73 Jahren. 24 Menschen wurden verletzt, viele davon sehr schwer. Im Oktober 2021 starb ein weiteres Opfer an den Folgen der Verletzungen, Ende Februar 2024 ein siebtes. Die Tat gilt als eines der schwersten Gewaltverbrechen in der jüngeren Geschichte der Stadt.

Seitdem hat die Stadt Trier den Schutz der Innenstadt deutlich verstärkt. Die Stadt investierte in zusätzliche Polleranlagen, die an neuralgischen Punkten installiert wurden – unter anderem an den Zugängen zum Hauptmarkt und in weiteren Bereichen der Fußgängerzone. Diese Sperren sollen verhindern, dass Fahrzeuge überhaupt in das dichte Besucherareal gelangen. Einige dieser Sperren sind fest verbaut, andere können je nach Veranstaltungssituation mobil ergänzt werden.

Die Einschätzung der Polizei: Ein ausführlicher Blick auf die Sicherheitslage

Um die Lage vor Beginn der Weihnachtssaison genauer einzuordnen, haben wir ausführlich mit Marc Fleischmann, dem Pressesprecher des Polizeipräsidiums Trier, gesprochen. Schon zu Beginn des Gesprächs machte er deutlich, dass es derzeit keine Hinweise auf eine konkrete Gefahr gebe.

Er sagte, den Sicherheitsbehörden lägen „aktuell … keine Erkenntnisse oder Hinweise vor, aus denen sich eine konkrete Gefährdung speziell für Weihnachtsmärkte in Rheinland-Pfalz ableiten ließe“. Dennoch würden die Märkte „im besonderen Fokus von Polizei und Sicherheitsbehörden“ stehen. Die Lage werde „fortlaufend überprüft“, und alle Entwicklungen würden eng begleitet.

Fleischmann erklärte weiter, dass die Sicherheitslage nicht isoliert betrachtet werde. Die rheinland-pfälzischen Sicherheitsbehörden verfolgten die Entwicklungen „kontinuierlich“ und stünden „im engen Austausch mit den Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder“. Ein wichtiger Punkt dabei sei die bundesweit weiterhin hohe abstrakte Bedrohungslage, insbesondere durch islamistischen Terrorismus. Weihnachtsmärkte stünden symbolisch „für die freie christliche und offene Gesellschaft“ und befänden sich dadurch „im Zielspektrum“ extremistischer Akteure.

Darüber hinaus beeinflussen internationale Konflikte die Einschätzung: der anhaltende russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der Nahost-Konflikt sowie ein genereller Anstieg sogenannter hybrider Bedrohungen. Rheinland-Pfalz schließe sich deshalb der Bewertung des Bundeskriminalamtes an, wonach Weihnachtsmärkte und ähnliche öffentliche Veranstaltungen „grundsätzlich einer abstrakt hohen Gefährdung“ unterliegen.

Auf die Frage nach konkreten Maßnahmen antwortete Fleischmann, dass die Polizei eng mit Kommunen und Veranstaltern arbeite. Die Sicherheitskonzepte basierten auf „etablierten, bewährten Standards, die über die vergangenen Jahre hinweg gemeinsam weiterentwickelt wurden“. Zu diesen Standards gehörten sowohl bauliche als auch operative Maßnahmen, die je nach Lagebild variieren.

Er ging insbesondere auf die Zugangsbereiche ein: Mobile und feste Sperren sollen Fahrzeugangriffe verhindern. Je nach Örtlichkeit kämen zusätzlich Videoanlagen zum Einsatz – so auch dieses Jahr wieder am Trierer Weihnachtsmarkt. Offene und verdeckte Kräfte seien ebenfalls Teil der Strategie, um mögliche Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen.

Ein weiterer Punkt sind internationale Streifen. An den Samstagen im Advent werden die Trierer Beamtinnen und Beamten wieder von Kolleginnen und Kollegen aus Luxemburg und Belgien unterstützt. Hintergrund ist die große Zahl an Besucherinnen und Besuchern aus den Benelux-Staaten. Für sie sei es wichtig, Ansprechpartner in ihrer Sprache und aus ihren Herkunftsländern vor Ort zu haben.

Auch die gesetzlichen Neuerungen wirken sich auf die Einsatzplanung aus. Durch das seit dem vergangenen Jahr geltende Messerverbot auf öffentlichen Veranstaltungen finden stichprobenartige, zeitlich begrenzte Kontrollen statt. Diese erfolgen meist gemeinsam mit den kommunalen Vollzugsdiensten.

Insgesamt, so Fleischmann, gehe es darum, alle Maßnahmen so auszurichten, dass Gefahren minimiert werden, ohne die Atmosphäre der Märkte zu beeinträchtigen.

Wie Schutzmaßnahmen in der Region umgesetzt werden

Die Maßnahmen sind vielfältig und abhängig vom jeweiligen Standort. Die Polizei arbeitet eng mit Kommunen und Veranstaltern zusammen und setzt auf Standards, die sich über Jahre bewährt haben und kontinuierlich erweitert werden.

Zu den Maßnahmen gehören unter anderem:

  • feste und mobile Sperren gegen Fahrzeugangriffe
  • der Einsatz von Videotechnik, zum Beispiel am Trierer Weihnachtsmarkt
  • offene und verdeckte Polizeipräsenz im Marktumfeld
  • internationale Streifen mit Beamten aus den Nachbarländern
  • stichprobenartige Kontrollen im Rahmen des Messerverbots
  • Abstimmungen zwischen Polizei, Ordnungsamt, Feuerwehr und Rettungsdiensten

Auch die Veranstalter tragen ihren Teil bei: Fluchtwege müssen freigehalten, Buden so angeordnet werden, dass Rettungsfahrzeuge durchkommen, und der Lieferverkehr ist zeitlich streng reglementiert.

Bedeutung für Besucherinnen und Besucher

Für die Gäste der Märkte sind viele dieser Maßnahmen kaum sichtbar. Sie laufen im Hintergrund, damit der Marktbesuch möglichst unbeschwert bleibt. Die Konzepte sind darauf ausgelegt, schnell reagieren zu können, ohne die Atmosphäre zu stören.

Eine Region bereitet sich vor

Die Weihnachtsmärkte an der Mosel gehören zu den wichtigsten touristischen Ereignissen der kalten Jahreszeit. Die Vorbereitungen zeigen: Die Region stellt sich breit auf, um den vielen Besucherinnen und Besuchern eine sichere Adventszeit zu ermöglichen. Während die Erinnerungen an 2020 in Trier nachwirken, arbeiten Behörden und Veranstalter stetig daran, Risiken zu minimieren und gleichzeitig die besondere Atmosphäre der Weihnachtsmärkte zu bewahren.

Text: Kevin Schößler


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