Andrea Fischer

Vincent Maron: "Die Stimmung kippt!"

Trier/Region.  SCHMIT-Z e.V. ist das queere Zentrum in Trier – ein Ort für Begegnung, Beratung und Bildung. Seit über 30 Jahren schafft der Verein Sichtbarkeit, bietet Schutzräume und kämpft für Akzeptanz. Gerade jetzt, da Queerfeindlichkeit wieder lauter wird, ist diese Arbeit wichtiger denn je.

Der Christopher Street Day (CSD) in Trier, auch bekannt als Pride Trier, findet jedes Jahr im Sommer statt. Das Festival, das sich für die Rechte der queeren Community einsetzt, beginnt mit einer Parade  an der Porta Nigra und endet mit einer Pride Party im Mergener Hof.

Der Christopher Street Day (CSD) in Trier, auch bekannt als Pride Trier, findet jedes Jahr im Sommer statt. Das Festival, das sich für die Rechte der queeren Community einsetzt, beginnt mit einer Parade an der Porta Nigra und endet mit einer Pride Party im Mergener Hof.

Bild: Schmit-z

Von außen wirkt das Haus in der Mustorstraße unscheinbar, doch im Inneren befindet sich ein wichtiger Schutzraum für queere Menschen der Seit mehr als 30 Jahren ist SCHMIT-Z e.V. hier Anlaufstelle, Kulturzentrum, Beratungs- und Aufklärungsort. In einer Zeit, in der die gesellschaftliche Stimmung rauer wird, ist ihre Arbeit aktueller und dringlicher denn je.

»Die Stimmung kippt«, sagt Vincent Maron, Geschäftsführer von SCHMIT-Z. »Was wir gerade erleben, ist eine neue Qualität von offener Feindseligkeit. Menschen verlieren die Hemmungen.« Der Ton werde rauer – nicht nur im Internet, sondern auch auf der Straße und im persönlichen Umfeld.

Wenn Worte zu Waffen werden

Die Berichte, die beim Verein eingehen, zeigen das Ausmaß der Anfeindungen: Transpersonen werden auf dem Weg zur Selbsthilfegruppe offen beschimpft und bedroht. Jugendliche erfahren in der Schule systematische Ausgrenzung. »Das sind keine Einzelfälle«, betont Maron. »Und das Erschreckende ist: Die Schwelle zur Gewalt sinkt.«

Herausforderungen für queere Geflüchtete

Diese gesellschaftliche Verrohung spiegelt sich auch in der politischen Landschaft wider. Minderheitenrechte geraten aus dem öffentlichen Fokus oder werden bewusst relativiert. »Wenn politische Rückendeckung fehlt, fühlen sich viele im Stich gelassen«, so Maron.

Die Sichtbarkeit queeren Lebens bleibt ein wichtiger Schutzmechanismus. SCHMIT-Z engagiert sich deshalb nicht nur in der Beratung, sondern auch mit Kulturveranstaltungen wie dem Rosa Karneval oder Bildungsprojekten wie »SchLAu«, die queere Lebensrealitäten in Schulklassen bringen. »Unsere Veranstaltungen sind nicht nur Kultur«, erklärt Maron, »sie sind auch eine Ansage: Wir sind da. Wir gehen nicht weg. Und wir feiern uns selbst – ganz bewusst.« Dieses Selbstbewusstsein sei für viele bereits ein Zeichen von Widerstand.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Unterstützung von queeren Geflüchteten. In Kooperation mit Diakonie und Caritas bietet SCHMIT-Z Beratung und Begleitung. »Diese Menschen haben oft traumatische Erfahrungen hinter sich«, sagt Maron. »Doch auch in Deutschland sind sie nicht automatisch sicher.« Immer wieder kommt es zu Anfeindungen, auch in Gemeinschaftsunterkünften. Die Arbeit für sichere Strukturen bleibt daher ein politischer Kampf.

Hoffnung trotz allem

Trotz aller Herausforderungen bleibt Maron optimistisch: »Die Stadt steht hinter uns, auch viele Schulen und Jugendzentren zeigen Flagge – im wahrsten Sinne des Wortes.«

Vor allem im ländlichen Raum entstünden inzwischen queere Jugendgruppen und Safe Spaces, was vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen sei. »Wir brauchen mehr als Applaus beim Christopher Street Day«, wünscht sich Vincent Maron. »Wir brauchen Menschen, die sich einmischen, die Haltung zeigen. Die nicht wegsehen, wenn gehetzt wird.«

Engagement als Grundlage

Die Arbeit von SCHMIT-Z lebt vom Engagement vieler Ehrenamtlicher. Rund 80 Menschen sind aktiv, und viele weitere unterstützen den Verein regelmäßig. »Und jede neue Mitgliedschaft stärkt uns – moralisch und finanziell«, sagt Maron. Für Mitglieder gibt es exklusive Vorteile, etwa bevorzugten Zugang zu Veranstaltungen wie dem Rosa Karneval.

Sein Wunsch für die Zukunft? »Mehr Menschlichkeit. Weniger Angst. Und dass wir nicht aufhören, miteinander zu reden. Denn wer einander kennt, hasst sich nicht so leicht.«

Veranstaltungen und mehr

- Bildungsprojekt „SchLAu“ – Ansprechpartner:innen gesucht
-Veranstaltungen:
- Rosa Karneval
- Queer Café
- Filmabende
- Veranstaltungen im Queergarten
- Beratungszentrum und Kulturhaus: Mustorstraße 4, Trier
- Infos, Termine und Mitgliedschaft: www.schmit-z.de


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