Lydia Schumacher

"Das ist kein Entgegenkommen"

Mehrheit im Gerolsteiner Stadtrat spricht sich gegen die Gemeinschaftsunterkunft in Michelbach aus.
Mittlerweile stehen überall in Michelbach solche Plakate.

Mittlerweile stehen überall in Michelbach solche Plakate.

Bild: Privaat

Gerolstein/Michelbach. Die geplante Gemeinschaftsunterkunft in Michelbach war Tagesordnungspunkt 3 der Stadtratssitzung am Mittwoch, 24. Januar, in Gerolstein. Gut 150 Besucher nahmen teil. Einige Michelbacher hatten die Möglichkeit, ihre Sorgen und Bedenken zu schildern. Abschließend stimmte eine deutliche Mehrheit der Ratsmitglieder für den CDU-Antrag, der sich ausdrücklich gegen die geplante Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Michelbach aussprach.

Winfried Wülferath, Fraktionssprecher der CDU, sagte im Vorfeld dem WochenSpiegel: »Eine oder zwei Familien würden die Michelbacher bestimmt aufnehmen und die würden sie auch im Ort integrieren.« Aber von Integration könne keine Rede sein, weil in der jetzt geplanten Unterkunft mit einem ständigen Wechsel gerechnet werden müsse.

Auch Stadtbürgermeister Uwe Schneider (SPD) hatte eine klare Haltung zum Thema: Seiner Meinung nach würde ein »soziales Ungleichgewicht« verursacht, wenn 60 Geflüchtete und knapp 90 Einwohner in einem Ort leben – noch dazu ohne jede Infrastruktur.

Gegen den Antrag der CDU stimmte allerdings Tim Steen, Fraktionschef der Grünen. Er hatte bereits vor der Ratssitzung mitgeteilt, dass er die geplante Unterkunft nicht grundsätzlich ablehne. Um eine klare Haltung zu entwickeln, müsse er zuerst das Konzept kennen und das liege noch nicht vor.

Kurz vorher hatte die Kreisverwaltung Vulkaneifel kurzfristig die Presse informiert. In der Mitteilung hatte Landrätin Julia Gieseking im Wortlaut wissen lassen: »Ich nehme die Sorgen und Bedenken der Bevölkerung in Michelbach sehr ernst. Auch die vielfach geäußerte Kritik, dass die Bürgerinnen und Bürger zu kurzfristig informiert worden seien, habe ich wahrgenommen. Wir haben uns daher gemeinsam mit dem Betreiber dazu entschieden, die Belegung der Unterkunft zeitlich nach hinten zu verschieben und nicht bereits zum 1. Februar geflüchtete Menschen in Michelbach unterzubringen.«

Ein Schreiben ähnlichen Inhalts war am Mittwoch auch in den Briefkästen der Einwohner in Michelbach angekommen. Dieses Mal handelte es sich um ein offizielles Anschreiben mit dem Briefkopf der Landrätin und ihrer Unterschrift. Darin bot sie ihnen an, neben dem bereits anberaumten, aber informell bekanntgegebenen Termin (der WochenSpiegel berichtete) für ein erstes Informationsgespräch am Donnerstag, 25. Januar, auch an weiteren Terminen ins Gespräch kommen zu wollen.

Die Landrätin informierte auch in besagter Ratssitzung darüber, dass der Bezug der geplanten Unterkunft durch geflüchtete Menschen nicht mehr am 1. Februar starten solle, sondern erst zwei oder drei Wochen später.

Ob die Michelbacher mit dem Entgegenkommen seitens der Kreisverwaltung zufrieden sind? Ein Einwohner, dessen Haus in unmittelbarer Nähe zur künftigen Unterkunft steht, sagt dem WochenSpiegel, er fühle sich einmal mehr verschaukelt: »Frau Gieseking legt das zwar als Entgegenkommen aus. In Wahrheit steht der Hof des Hotels immer noch voller Baumaterial. Die sind schlicht nicht fertig geworden.“ Das, so der Michelbacher, nehme er gewiss nicht als ein Entgegenkommen wahr.


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