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Der Tagebau rückt nicht näher

In Richtung Hillesheim und Bolsdorf wurden klare Abbaugrenzen festgelegt. Das Trockenmaar »Im Liehr« bleibt. Dort entsteht eine Naturschutzfläche mit Moorlandschaft.
In den Kessel des Trockenmaars »Im Liehr« wird sich der Basalt-Tagebau nicht weiter hineinfressen. Auch an Hillesheim und Bolsdorf rückt er kaum noch näher heran. Foto: Mager

In den Kessel des Trockenmaars »Im Liehr« wird sich der Basalt-Tagebau nicht weiter hineinfressen. Auch an Hillesheim und Bolsdorf rückt er kaum noch näher heran. Foto: Mager

Der Abbau von Basalt und Lavagestein ist in der Vulkaneifel ein Dauerthema. Einerseits ist er ein wichtiger Wirtschaftszweig, andererseits zerstört er die Natur und die Landschaft der Region unwiederbringlich. Große Abbaustätten gibt es unter anderem im Süden Hillesheims. »Es gibt bergrechtliche Abbaugenehmigungen, die laufend fortgeschrieben und mit den Fachbehörden der Landesplanung und des Bergamtes abgestimmt sind«, erklärt Jürgen Mathar vom Fachbereich Bauen und Umwelt der Verbandsgemeinde Gerolstein. Das Abbaugebiet rückt immer näher an Hillesheim, Bolsdorf und in den Kessel des Trockenmaars »Im Liehr« heran. In der Bevölkerung herrsche deshalb Sorge und Unmut. Die Fronten zwischen der Stadt Hillesheim und den Tagebaubetreibern schien lange verhärtet. Doch das hat sich nun grundlegend geändert. Bei mehreren gemeinsamen Treffen brüteten Vertreter der Stadt und der Firmen Lava Stolz sowie Rheinische Provinzial-Basalt- und Lavawerke (RPBL) als Tagebaubetreiber über der Landkarte, um eine für alle tragbare Lösung zu finden. Mit Grundstückskäufen, vor allem aber -tauschen gelang dies schließlich. Es ist beschlossene Sache, dass sich die Gruben kaum mehr weiter in Richtung Hillesheim und Bolsdorf erweitern werden. Somit bleibt auch das Trockenmaar »Im Liehr« vom Abbau verschont. »Der Abbau findet teils bis an die Kraterränder statt und droht so langsam sich darüber hinweg in den Maarkessel hinein zu fressen«, erklärt Mathar. Der Abbau richtet sich gen Walsdorf, wie Eigentümer Dieter Stolz erklärt. Mit dem Abbaustopp in Richtung Trockenmaar ist es allerdings noch nicht getan. Denn in dem Trockenmaar soll eine Naturschutzfläche entstehen, die gleichzeitig als Pufferzone »Trockenmaar Im Liehr« zwischen Stadt und Tagebau dienen soll, um »den Interessenkonflikt zwischen der Stadt und dem Tagebau einvernehmlich abzumildern«, wie Mathar erklärt. Die Stadt ist bestrebt, dass möglichst alle Flächen im Maarkessel an sie übergehen. Die hiebreifen Fichten sollen geerntet und die jungen Fichtenanpflanzungen als Weihnachtsbäume abverkauft werden. Richtig attraktiv sei die Fläche für deren Anbau sowieso nicht, so Mathar. Auch der Maisanbau, der auf einigen Parzellen im Trockenmaar betrieben wird, soll aufgegeben werden. Stattdessen sollen die Gräben und Drainagen, die zur Trockenlegung des Bodens führen, aufgegeben werden. Wie vor dem Beginn der land- und forstlichen Bewirtschaftung soll sich das Wasser im Kesselboden wieder zur Moorlandschaft aufstauen können. Am Rand zu den Abbauflächen hin soll ein Zukunftswald gepflanzt werden. Durch diese Maßnahmen soll das Trockenmaar für Flora und Fauna, aber auch für Spaziergänger und Wanderer interessant werden. Denn ebenso ist geplant, einen Rundwanderweg mit geologischen Infotafeln zum Trockenmaar und dem Lava- und Basalt-Tagebaugeschehen anzulegen. Diese werden nach dem Leitfaden für die Infotafeln und Erlebniswege im Natur- und Geopark Vulkaneifel gestaltet. Möglich geworden sei die neue Aufteilung auch dadurch, dass die Firma Stolz den benachbarten Tagebau der Firma Frauenkron übernommen habe, erklärt Hillesheims Stadtbürgermeisterin Gabriele Braun. Kriterien für die Tauschgrundstücke waren laut Mathar in erster Linie topographische Gegebenheiten und die Abbauwürdigkeit. »Es waren nicht alle Flächen abbauwürdig, aber wir haben an einigen Stellen Federn gelassen«, sagt Stolz. »Es gab aber auch ein Grundstück, das wirtschaftlich richtig rentabel war. Da ist Herr Stolz uns entgegengekommen«, betont Gerald Schmitz, Erster Beigeordneter der Stadt Hillesheim. »Materiell gesehen war der Tausch insgesamt ein Verlust. Aber es war uns Herzensangelegenheit«, sagt Dieter Stolz. »Wir saßen zusammen an einem Tisch mit der Forstverwaltung und der Unteren Naturschutzbehörde und haben unser Vorhaben vorgestellt. Auch die haben das sehr begrüßt«, berichtet Schmitz. Sowohl Mathar als auch Stolz betonen, dass die offenen Gespräche vor allem Braun zu verdanken sind. Denn zuvor seien die Standpunkte verhärtet gewesen. Die Gespräche mit der vorherigen Stadtspitze seien fruchtlos gewesen, so Stolz. Daher galt es nun zunächst, auf beiden Seiten Skepsis abzubauen. Gemeinsam gelang es ihnen letztlich, den Gordischen Knoten, der sich über die Jahre geknüpft hatte, zu lösen. »Ich arbeite schon lange in Kommunen. Aber ich habe es in der ganzen Zeit zuvor noch nie erlebt, dass es vom ganzen Stadtrat Applaus gab, wenn ein Bürgermeister die Lösung eines Problems vorgetragen hat«, lobt Mathar.


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