Entscheidung zur Biotonne rückt näher
Kreis. Wählbare Tonnengröße, um 28 Prozent höhere Gebühren und keine Befreiung für Selbstkompostierer – das sind die Eckdaten zur Biotonne, die künftig im Vulkaneifelkreis zur Entsorgung der Bioabfälle genutzt werden – wenn sich die Bürger dafür entscheiden. Dazu werden sie voraussichtlich am 12. Juni die Möglichkeiten haben. Denn dann soll der Bürgerentscheid mit der Frage »Soll im Landkreis Vulkaneifel eine flächendeckende haushaltsnahe Biotonne anstatt des bestehenden Biocontainersystems eingeführt werden?« über die Bühne gehen. Dafür hat sich am vergangenen Montag der Kreisausschuss Klimaschutz, Mobilität und Infrastruktur mehrheitlich ausgesprochen. Die letztendliche Entscheidung über den Termin obliegt dem Kreistag in seiner Sitzung am 21. März. Abgeschafft wurde die Biotonne im Vulkaneifelkreis Ende 2019 und durch das Bringsystem ersetzt. Die Proteste aus der Bevölkerung halten sich bis heute.
Was kommt auf die Bürgerinnen und Bürger zu, sollte die Biotonne wieder in die Vulkaneifel rollen? Dazu hat der Zweckverband Abfallwirtschaft Region Trier (A.R.T.) Zahlen und ein Konzept vorgelegt, das bereits im Ältestenrat des Kreises, der sich aus Landrätin Julia Gieseking, den Fraktionsvorsitzenden des Kreistags sowie den drei Kreisbeigeordneten zusammensetzt, besprochen wurde. »Der A.R.T. hat ein schlüssiges Konzept vorgelegt«, so die Landrätin am Montag. Demnach wird es drei verschiedene Tonnengrößen geben. Die 60-Liter-Tonne ist für Haushalte von ein bis vier Personen vorgesehen und schlägt mit jährlichen Mehrkosten von 33,57 Euro zu Buche. Das betrifft 60 Prozent der Bevölkerung des Landkreises. 120-Liter-Tonnen werden an 5- bis 8-Personen-Haushalte ausgegeben, die 30 Prozent der Kreisbewohner ausmachen und 46,94 Euro pro Jahr kosten. Ab einer Haushaltsgröße von neun Personen wird ein 240-Liter-Behälter bereitgestellt. Das sind etwa zehn Prozent im Landkreis. Hierfür wird der Mehraufwand voraussichtlich 72,82 Euro betragen. Wer Bedarf hat, kann sich aber auch eine größere Tonne vor die Tür stellen lassen. Der A.R.T. kalkuliert mit einer Menge an Bioabfall von 7,5 Litern pro Einwohner und Woche. Durchschnittlich liegt die Gebührensteigerung bei etwa 28 Prozent im Gegensatz zum aktuellen System.
Basierend auf den A.R.T.-Schätzungen für das Jahr 2022 kostet das Bringsystem 1,5 Millionen Euro. Das Holsystem würde bei Kosten in Höhe von etwa 2,1 Millionen Euro liegen. Für die Umstellung des Systems – Einholen der alten Container, Verteilen der neuen Tonnen, Öffentlichkeitsarbeit – müsste der Landkreis einmalig etwa 250.000 Euro bezahlen. Die Biotonne soll alle zwei Wochen geleert werden und flächendeckend verteilt werden. Ausnahmen für Eigenkompostierer soll es nicht mehr geben. Das steht laut Landrätin dem Kreislaufwirtschaftsgesetz entgegen. »Strauchiges und Krautiges« darf durchaus in der Biotonne entsorgt werden. Wünschenswert sei das aber weniger, so Gieseking. Denn die Abfälle aus der Biotonne sollen der Vergärung zu Biogas zugeführt werden. Im Sinne der Nachhaltigkeit sei es daher besser, Grünschnitt zu einer der Sammelstellen im Kreis zu bringen, da er von dort aus zur Kompostierung gebracht wird. Derzeit gebe es Planungen, fünf weitere Sammelstellen im Landkreis einzurichten.
Läuft alles wie geplant, wird die Umstellung auf die Biotonne voraussichtlich zum Jahresbeginn 2024 erfolgen – sofern der Bürgerentscheid zu Gunsten der Systemänderung ausfällt. Zuvor stehen Planung, Ausschreibung des Auftrags und Verteilung der rund 24.000 neuen Tonnen an. »Ich bin froh, dass wir nach den vielen hitzigen Diskussionen in den letzten Jahren jetzt andem Punkt sind, dass die Vulkaneifler und Vulkaneiflerinnen demokratisch darüber entscheiden können, ob die Container stehen bleiben oder ob die haushaltsnahe Biotonne kommt. Und ich werbe dafür, dass sie diese Chance auch nutzen und zur Abstimmung gehen«, so Landrätin Gieseking.
Die Zahlen, die der A.R.T. als Grundlage verwendet, finden Sie hier.