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Gemischte Gefühle an den Zapfsäulen der Vulkaneifel

Für Autofahrer sind sie wie ein verspätetes Weihnachtsgeschenk: die im (freien) Fall befindlichen Kraftstoffpreise. Ein Ende dieser Entwicklung ist derzeit kaum absehbar, da mischen sich auch schon nachdenkliche Stimmen in den allgemeinen Freudentaumel. Der WochenSpiegel hat sich in der Vulkaneifel umgehört.
Otto Christoph Spodat betreibt die REWE-Tankstelle in Stadtkyll.

Otto Christoph Spodat betreibt die REWE-Tankstelle in Stadtkyll.

Spediteure, Busunternehmer, vor allem aber Tankstellenbetreiber - sie alle sind direkt von der Preisentwicklung betroffen. Otto Christoph Spodat ist einer von ihnen und hat solch einen Preisverfall noch nicht erlebt. Zwar freue sich der freie Tankstellenbetreiber der REWE-Tankstelle in Stadtkyll für seine Kunden. Aber »als Kaufmann kann ich mich nicht freuen, da die laufenden Kosten für Miete, Personal und Wartungen bei geringeren Einnahmen gleich bleiben.« Spodat verzeichnet in diesen Tagen und Wochen »ein Plus in der Abgabemenge, was aber nicht heißt, dass wir ein Umsatzplus machen. Dafür ist der Preisverfall einfach zu groß.« Schon 2015 hatte er mehr Kraftstoff verkauft als in den Jahren zuvor - etwa ein Plus im zweistelligen Bereich verzeichnet. So sehr sich die Autofahrer momentan auch freuen, Spodat äußert sich skeptisch: »Für Endverbraucher ist der Preisverfall langfristig aus gesamtwirtschaftlicher Sicht fraglich. Denn weiter gedacht kann er auch Konsequenzen für die deutsche Wirtschaft haben«, verweist er auf die Verbindungen zu den Erdöl produzierenden Ländern. Hans-Josef Gräfen geht davon aus, dass die Preise nicht viel weiter sinken können. Er ist Geschäftsführer der Spedition Gräfen Logistik GmbH, die in Nerdlen beheimatet ist. Den umfangreichen Fuhrpark bilden über 60 Lkw, vom 12,5- bis 40-Tonner. Mit ihnen legen die etwa 100 Fahrer jährlich fünf Millionen Kilometer zurück. Die eigene Hoftankstelle ist also stark frequentiert. Folglich kann Gräfen mit der aktuellen Preisentwicklung gut leben, schließlich »können wir dadurch die steigenden Lohnkosten in unserem Gewerbe teilweise kompensieren.« In seinen Augen bleibt dieser Preisrutsch allerdings nur ein kurzes Intermezzo. Nicht nur das: »Meiner Meinung nach werden die Spritpreise, nachdem die Talsohle erreicht wurde, wieder rasant nach oben schnellen.« Gleich zweifach ist Hoffmann-Reisen betroffen: Das Unternehmen setzt elf Busse im Linienverkehr sowie drei Busse im Reiseverkehr ein und betreibt zusätzlich eine freie Tankstelle in Nohn. »Jein« lautet folglich die Antwort von Disponent Dieter Trierscheid auf die Frage, ob er sich über die sinkenden Kraftstoffpreise freue. Wie jeder private Autofahrer profitiere man und zahle für das Auftanken der Busse einen geringeren Preis. Da der überwiegende Teil der Fahrzeugflotte auf »Linie« verkehrt, sei der Spritpreis jedoch nicht der relevante Faktor. Reisebusunternehmen partizipieren aufgrund der längeren Strecken mehr von der Entwicklung an den Zapfsäulen. Auf die eigene Tankstelle bezogen mache sich der Preissturz jetzt nicht so bemerkbar, wie im Sommer. Dann sorgt der Urlaubsverkehr für ein höheres Aufkommen an den Zapfsäulen, die von den Autofahrern gerade lieber denn je angesteuert werden.


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