Lydia Schumacher

Großer Mangel an kleinen Wohnungen

Die Anbieter werden geradezu überlaufen. Menschen, denen es gerade nicht so gut geht, haben leider Pech.

Um wieder in seinem Leben Tritt zu fassen, sucht der ausgebildete Erzieher, Eduard Haag, händeringend eine kleine Wohnung in Daun und Umgebung.

Um wieder in seinem Leben Tritt zu fassen, sucht der ausgebildete Erzieher, Eduard Haag, händeringend eine kleine Wohnung in Daun und Umgebung.

Bild: Lydia Schumacher

Daun. Für Eduard Haag könnte endlich wieder alles gut werden. Er könnte wieder Tritt fassen in seinem Leben. Das gilt sowohl gesundheitlich als auch beruflich. Der 37-Jährige, der hier aufgewachsen ist, hat einige Jahre in der Großstadt gelebt. Dann ist er aufgrund einer psychischen Erkrankung lange arbeitsunfähig gewesen. Jetzt ist er in seine Heimat zurückgekehrt, weil seine Familie hier lebt und weil er eine Zusage für eine Stelle in seinem Beruf als Erzieher erhalten hat. Nur müsste er vorher die Reha abschließen, die Mitte Juni starten wird und zu seiner Stabilisierung beitragen soll. Aber vor allem: Er müsste endlich eine Wohnung finden.

Seit Januar, so berichtet Haag, sei er jetzt bereits auf der Suche. Dazu durchforste er die einschlägigen Portale und die Kleinanzeigen. Er spreche außerdem jeden und jede an. Sobald er ein Angebot finde, nehme er Kontakt zu den Anbietern auf. Nur eine Wohnung hat er selbst bisher abgelehnt: »Das war eine Sozialwohnung in Daun, die 515 Euro gekostet hätte. Sie hat gestunken, Tapete hing runter und der Hausmeister berichtete, er habe die Kaninchenköttel noch eben weggefegt, bevor ich kam.« Diese Wohnung hätte er in dem Zustand, ohne Renovierung, annehmen können. Haag sagt, er könne es nicht fassen, dass eine sozial geförderte Wohnung in dem Zustand sei.

Nur selten komme er, angesichts Dutzender Mitbewerber, in die engere Auswahl, so wie kürzlich: »Die 55 Quadratmeter zum Preis von 500 Euro Warmmiete, hätte das Jobcenter, von dem ich derzeit Leistungen beziehe, akzeptiert.« Kurz darauf habe der Vermieter angerufen – und ihm die nächste Absage erteilt.

Eduard Haag ist zunehmend frustriert und sagt, dass diese Absagen für ihn sehr belastend seien: »Dadurch steigt wieder der Krankheitsdruck. Ich bin sehr verunsichert und traue mich nicht mehr, ich selbst zu sein, wenn ich mit einem Vermieter spreche.« Er hat sich sogar hilfesuchend an Politiker aus der Region gewendet. »Wenn sie sich zurückmelden, dann schreiben sie unisono, dass der Markt bei den Single-Wohnungen in der Region überlaufen sei«, sagt Haag im Gespräch mit dem WochenSpiegel.

Der Dauner Stadtbürgermeister, Friedhelm Marder, kennt das Problem: Bei diesen kleinen Wohnungen habe die Region tatsächlich ein großes Problem. Dabei benötige man gerade diese Wohnungen für junge Menschen, die sich entscheiden, in der Heimat zu bleiben. Und sie seien auch gefragt bei älteren Menschen, die sich umorientieren und sich verkleinern wollen. »Wenn mal eine Einliegerwohnung in den Stadtteilen oder Ähnliches zu vermieten ist, kann sich der Anbieter aus einer Vielzahl an Bewerbern den besten rauspicken. Dann hat jemand wie der Herr Haag, der sich gerade im Umbruch befindet, leider eher schlechte Karten.« Es sei traurig, dass er ohne eine passende Wohnung nicht »aus diesem Teufelskreis« herauskomme, fügt Marder hinzu.

Wer Eduard Haag auf der Suche nach einer passenden Wohnung unterstützen kann, sollte sich melden: eduard.haag@live.de


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