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Initiative kritisiert Biotüten-Studie

Laut Studie wurden gesamten A.R.T.-Gebiet im Januar 2020 rund 540.000 Kilo Bioabfall in der Biotüte gesammelt. Das waren 406 Prozent mehr als im Januar 2019.
Seit Anfang des Jahres wird im Vulkaneifelkreis der Biomüll daheim in Tüten gesammelt. Grafik: A.R.T.

Seit Anfang des Jahres wird im Vulkaneifelkreis der Biomüll daheim in Tüten gesammelt. Grafik: A.R.T.

Bei der jüngsten Sitzung der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Region Trier (A.R.T.) Mitte März hat das Witzenhausen-Institut seinen Bericht zum System Biotüte vorgestellt. Das Institut begleitet die Einführung der Biotüte seit dem Start 2018 in der Region Trier wissenschaftlich. Ende Februar 2020 waren demnach 1.544 Container an rund 1.000 Standorten im Einsatz, in man die Biotüten entsorgen kann. Alle Restabfallbehälter im A.R.T.-Gebiet wurden mit einem elektronischen Chip ausgestattet. Zudem wurden Gebührenanreize zur Abfallvermeidung eingeführt. Laut dem Bericht wurden Januar 2020 640.000 Kilo Bioabfall mit der Biotüte gesammelt. Im Vergleich zum Januar 2019 ist dies ein Anstieg von 406 Prozent. Der Anteil der Fremdstoffe in der Biotüte lag bei einem Prozent – und somit niedriger als im deutschlandweiten Biotonnen-Schnitt von drei Prozent. Zudem ist der Anteil an Nahrungs- und Küchenabfällen höher als im deutschlandweiten Durchschnitt. Da diese Abfälle mehr Biogas erzeugen als Grüngut, sind sie laut Bericht zur Verwertung in Biogasanlagen besonders gut geeignet. Der A.R.T. sieht sich mit der Biotüte auf einem guten Weg. Massive Kritik an dem Ergebnis üben Ingrid Wesseler und Stephan Müllers, Sprecher der Interessengemeinschaft »Für den Erhalt der Biotonne in der Vulkaneifel«. Das Bringsystem der Biotüte habe in allen Aspekten versagt. »Die wissenschaftliche Evaluation ist einseitig, unvollständig, weist erhebliche Mängel auf«, so Wesseler und Müller. Sie sei nicht repräsentativ und somit nicht wissenschaftlich. »Die Biotüte ist nicht barrierefrei, diskriminiert Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen und verstößt damit gegen eindeutige landes-, bundes- und europarechtliche Vorgaben zur Inklusion.« Die hygienischen und seuchenhygienischen Bedingungen an den Einwurfklappen und im Umfeld der Standorte seien nicht tolerierbar. Neben bestätigten Gesundheitsgefahren für Menschen stelle jeder Sammelplatz ein Futterangebot für viele Tiere darS fänden Seuchen wie die Afrikanische Schweinepest einen Nährboden. 11.000 Unterschriften kamen bei einem Bürgerbegehren pro Biotonne im Vulkaneifelkreis zusammen. »Die Kosten für das Tütensystem sind exorbitant gestiegen und zwischenzeitlich auf einem Niveau, womit eine flächendeckende Biotonne finanziert werden könnte«, kritisieren Wesseler und Müller weiter. Außer Acht gelassen werde außerdem zum einen die deutliche Steigerung des Individualverkehrs durch den Transport des Abfalls zu den Annahmestellen, zum anderen die Kostenverlagerung. Die Initiatoren hoffen, dass das Land Rheinland-Pfalz erklärt, das Bringsystem stehe aufgrund seiner Unzulänglichkeit nicht mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz in Einklang – und dass die betroffenen Kommunen deshalb zügig dazu verpflichtet werden, die Biotonne flächendeckend einzuführen.


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