Johannes Mager

Keine Verkehrswende in der Vulkaneifel ohne die Bahn

Daun. Im Forum Daun wurde über die Zukunft der Eifelstrecke und der Eifelquerbahn diskutiert. Das Interesse war groß.

Auf großes Interesse – auch bei Gästen außerhalb des Vulkaneifelkreises – stieß das Thema »Verkehrswende«, das sich vor allem auf die künftige Situation der Bahn fokussierte.

Auf großes Interesse – auch bei Gästen außerhalb des Vulkaneifelkreises – stieß das Thema »Verkehrswende«, das sich vor allem auf die künftige Situation der Bahn fokussierte.

Bild: Mager

Es wohnt schon eine gewisse Ironie inne, wenn der Verbandsdirektor des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Nord, das Auditorium in der Vulkaneifel mitnehmen möchte auf eine Reise zur Zukunft der Bahn. Eine Bahnreise ist im Vulkaneifelkreis schließlich schon seit mehr als eineinhalb Jahren nicht mehr möglich – die Eifelstrecke in Teilen zerstört, die Eifelquerbahn stillgelegt. Doch was Thorsten Müller bei der Podiumsdiskussion »Verkehrswende im ländlichen Raum neu denken« im Forum Daun, initiiert von der Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt (SPD), prognostizierte, klang aufbauend.

Der Neuaufbau der Eifelstrecke biete Chancen, so Müller. Stündlich eine schnelle Verbindung in Zügen mit Fernverkehrskomfort nach Trier, alle zwei Stunden weiter nach Luxemburg oder Saarbrücken. Ebenfalls stündlich eine langsamere Verbindung, die an jeder Station halte. Das gleiche in Richtung Köln. Davon geht Müller in Zukunft aus. Die Fahrt von Trier nach Köln wird nicht mehr 3:15 Stunden, sondern 2:30 Stunden dauern. Eine noch schnellere Fahrtzeit hält er für unwahrscheinlich, da dann Kurven begradigt und somit die Trasse verändert werden müsse. Das hätte langwieriges Planungsrecht zur Folge. Ebenfalls stündlich soll es schnell nach Mayen oder Koblenz gehen. Und die S 23 zwischen Bonn und Euskirchen könnte gelegentlich bis Daun durchfahren. »Aber wir brauchen Geduld. Ich befürchte, das wird erst Ende der 2030er so kommen«, schätzte Müller und wies auf die Voraussetzungen hin. Benötigt wird dazu die Elektrifizierung der Eifelstrecke, die 2027 kommen soll. Ziel müsse dazu außerdem der zweigleisige Ausbau der Strecke sein. »Das wird nicht gleichzeitig mit der Elektrifizierung kommen«, so Müller: »Aber wir müssen es jetzt vorantreiben.« Ebenso müssten schnell ausreichend Züge mit elektrischem Antrieb beschafft und neue Werkstätten dafür errichtet werden. Und schließlich sei der Umbau des Nadelöhrs in Hürth-Kalscheuren erforderlich. Dort queren die Bahnen aus der Eifel die Strecke des Fernverkehrs, der dort Vorrang hat und die Regionalzüge regelmäßig zum Warten zwingt. Zunächst einmal aber geht Müller davon aus, dass die Eifelstrecke 2024 wieder mit einem ähnlichen Fahrplan wie vor der Flut bedient wird.

Unternehmen setzen auf die Schiene Auch Unternehmen aus der Region könnten Interesse an einem Transport ihrer Waren auf der Schiene haben – etwa große Getränkehersteller oder Produzenten von Holz und Stein. Dass generell ein zunehmendes Interesse der Wirtschaft an der Nutzung der Schiene besteht, wies auch Dr. Martin Henke, Geschäftsführer Eisenbahnverkehr im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, auf dem Podium vor: »Unternehmen fragen zunehmend nach Beratungen zum Transport auf der Schiene an.« Henke nahm in seinem Beitrag vor allem die stillgelegte Eifelquerbahn in den Fokus. Eine Reaktivierung hält der ehemalige Mitarbeiter des Bundesverkehrsministeriums für besonders naheliegend. Daun sei die drittgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz ohne Anschluss an die Bahn. Strecken an Mittelzentren und Kreisstädten wie Daun sehe das Bundesministerium als besonders reaktivierungswürdig an. Außerdem sehe das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz inzwischen vor, dass es für die Reaktivierung von Bahnstrecken finanzielle Förderungen gebe. Der kommunale Straßenbau hingegen sei nicht mehr förderfähig. »Ich denke, dass die Finanzierung durch das Bundesverkehrsministerium kein Problem ist«, so Henke: »Ich kenne meine Pappenheimer. Die sind froh, wenn sie noch ein paar Projekte in der Pipeline haben, weil gerade Geld vorhanden ist. Und sie werden daran gemessen, was damit passiert.«

Derzeit wird zur Reaktivierung der Eifelquerbahn eine Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) erarbeitet. Mit viel Energie setzt sich der Verein »Eifelquerbahn« für die Reaktivierung ein. Der Vorsitzende Jens Wießner zeigte sich überzeugt, dass »für eine echte Verkehrswende in der Region Vulkaneifel« die Eifelquerbahn kombiniert mit einem echten Radwegenetz und einem überarbeiteten Buskonzept mit Zubringerfunktion zur Eifelquerbahn nötig sei. Er schlug ein Drei-Stufen-Konzept vor. Kurzfristig und unabhängig von der NKU lasse sich eine Reaktivierung der Eifelquerbahn von Kaisersesch bis Daun für den touristischen Verkehr umsetzen. Dafür würden nach Aussage DB Netz AG von 2019 rund 30.000 Euro benötigt. Danach könne die Wiederinbetriebnahme von bis Daun für den touristischen Verkehr erfolgen. Sobald die notwendigen Voraussetzungen vorliegen, könne schließlich die Reaktivierung im regulären Stundentakt erfolgen. Wießner drängte auf schnelle Gespräche, um vor dem Beginn der Vogelschutzperiode den Freischnitt der Strecke abschließen zu können.


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