

Von Lydia Schumacher
Feusdorf. Astrid und Berthold Adams aus Feusdorf sagten, sie seien mit ihrem Latein am Ende, als sie sich Ende Juli an den WochenSpiegel wandten. Die beiden haben im vergangenen Jahr eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach ihres Hauses und ihrer Garage angebracht, um etwas für den Klimaschutz und gegen steigende Strompreise zu tun. Ihr Stromanbieter, die Energieversorgung Mittelrhein (evm), könne jedoch die Kosten nicht korreket abrechnen, weil der neue Zähler nicht registiert worden sei. Und dafür sei Westnetz zuständig, der Betreiber der Stromnetze in der Region.
Eigentlich nur den Zähler registrieren
Aber von vorne: Am 15. Juli des vergangenen Jahres hatte das Ehepaar Westnetz gemeldet, dass eine PV-Anlage angebracht werde. Dazu erhielten sie gleich eine Genehmigung. Im Oktober sei dann die PV-Anlage installiert worden und im darauffolgenden Monat sei von Westnetz der neue Zähler eingebaut worden. Der alte Smartzähler wurde bei der Gelegenheit entfernt.
Die im Juli erteilte Genehmigung sei jedoch nur vorläufig gültig, so Astrid Adams: »Jetzt haben wir eine teure PV-Anlage, die nicht genehmigt ist, weil die vorläufige Genehmigung vom 15 Juli 2024 nach einem Jahr automatisch abläuft.« Man habe bisher noch keinen Cent weniger an Abschlag pro Monat gezahlt und man habe erst recht nichts von einer Einspeisevergütung gehört. Zudem fragen sie sich, ob womöglich der falsche Zähler eingebaut worden ist. Das habe der Service-Techniker von Westnetz beim Zählertausch gfesagt. Aber auch diese Frage sei mit der Service-Hotline nicht zu klären.
Bevor sie sich an den WochenSpiegel wandten, hätten sie »gefühlt tausendfach« dort angerufen, berichten die beiden. Wechselnde Mitarbeiter hätten ihnen immer wieder mitgeteilt, man sei nicht zuständig oder man habe aktuell keinen Zugriff auf die Daten. »Man muss ja froh sein, wenn dort jemand unsere Sprache versteht.« Und Mails, die sie über den Zeitraum von vier Wochen an Westnetz geschickt haben, seien bis Ende Juli unbeantwortet geblieben.
Nur beim direkten Stromanbieter, bei evm, werde man nett bedient, sagt Astrid Adams. »Die haben mir allerdings gesagt, dass ihnen die Hände gebunden sind, so lange der neue Zähler nicht registriert ist.« Bei vielen ihrer Kunden mit einer neuen PV-Anlage würden noch die falschen Zähler abgerechnet, habe die Mitarbeiterin der evm gesagt. Zähler, die längst ersetzt wurden.
Als Berthold Adams zufällig aus beruflichen Gründen in der Nähe war, besuchte er die Zweigniederlassung von Westnetz in Suffig. Er hatte die Hoffnung, dort alle offenen Fragen endgültig klären zu können. »Westnetz hat in Suffig ein richtig großes Bürogebäude. Aber weiter als bis zum Pförtner und der Security kommt als Kunde leider nicht.« Man habe ihm dort lediglich gesagt, was er vorher bereits wusste: Man sagte ihm, er möge sich an die Service-Hotline wenden.
Der WochenSpiegel wendet sich Ende Juli an die zuständige Pressestelle bei Westnetz und möchte wissen, warum die Photovoltaik-Anlage noch nicht endgültig genehmigt ist, wann die Familie mit einer korrekten Abrechnung für Verbrauch und Einspeisung rechnen kann und ob tatsächlich der falsche Zähler einbgebaut worden ist. Wir bitten um Erledigung des Sachverhalts bis zum 18. August.
Am 16. August erhält Familie Adams ein Schreiben von Westnetz. »Sie erhalten für Ihre PV-Anlage kurzfristig einen Betrag von 634,45 Euro auf ihrem Konto gutgeschrieben«, steht dort im Wortlaut. Als Grund für die Gutschrift werden die Einspeisevergütung für den vergangenen Zeitraum, mögliche offene Abschlagszahlungen und die Abschlagszahlungen für die nächsten Monate genannt. Ob jetzt alles geregelt ist? Astrid Adams schüttelt den Kopf: »Das ist irgendein geschätzter Betrag. Unsere Anlage ist immer noch nicht endgültig genehmigt und der neue Zähler ist nicht korrekt abgelesen worden.« Sie fragte gleich bei der evm nach, ob der Zähler jetzt dort endlich angemeldet sei und erfuhr, dass das nicht der Fall ist. »Vermutlich möchte man uns mit der Zahlung erstmal ruhigstellen.«
Auch der WochenSpiegel muss warten
Der WochenSpiegel hat in der gesetzten Frist keine Antworten erhalten. Deshalb wendet sich die Redaktion erneut an die Sprecherin von Westnetz. Kurz vor Redaktionsschluss kommen die Antworten. Sie lässt wissen, dass es in den vergangenen Jahren einen sprunghaften Anstieg bei den PV-Anlagen gegeben habe. Zudem habe Westnetz die Digitalisierung der Daten vorgenommen, um künftig schneller agieren zu können, Und das koste viel Zeit.
Damit stehe auch das Problem der Familie Adams in Zusammenhang: »Auch in diesem Fall ist es bedauerlicherweise zu Problemen bei der Datenmigration gekommen, die im Zusammenhang mit der erwähnten IT-Umstellung entstanden sind.« Diese Datenmigration sei inzwischen »händisch nachgeholt worden«, so dass die Abrechnung eingeleitet werden könne. »Ich möchte mich ausdrücklich im Namen unseres Unternehmens für die Verzögerungen und entstanden Unannehmlichkeiten entschuldigen«, so die Sprecherin. Auf die Frage, wann mit einer korrekten Abrechnung zu rechnen sei, antwortet sie, das sei für »einen der nächsten Zahlungsläufe« umsetzbar.
Ob damit für das Ehepaar Adams das Problem endgültig erledigt ist, wird sich zeigen. »Eigentlich ging es doch nur darum, einen neuen Zähler zu registrieren«, sagt Berthold Adams kopfschüttelnd.




