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Johannes Mager

Wohlig-düsterer Auftakt zum "Tatort Eifel"

Daun. An diesem Wochenende laufen die letzten Veranstaltungen des diesjährigen Krimifestivals »Tatort Eifel«.

39 Messerstiche. Mehr ist es gar nicht. Der Kurzkrimi "Lass Mörder sein" von Regisseur Max Gleschinski zeigt die Freunde Nick G. und Lars K. in einer schicksalhaften Nacht: Sie werden ihre Bekannte Miriam K. töten. Die Beiden haben kein Motiv - nur den bloßen Wunsch, jemanden sterben zu sehen. Für diese beklemmende Charakterstudie erhielten Gleschinski und sein Team am gestrigen Donnerstagabend den ersten Preis des insgesamt mit 4.500 Euro dotierten Kurzfilm-Preises, den das Krimifestival "Tatort Eifel" mit dem SWR vergibt. ",Lass Mörder sein' führt uns unverschnörkelt vor Augen, wie banal das Böse manchmal sein kann", so die Begründung der Jury. "Der Film ist in seiner Schlichtheit, bei der alles stimmt und absolut authentisch wirkt, schockierend und radikal. Max Gleschinski spielt geschickt mit der Erwartung seines Publikums, das er mit seiner Inszenierung bis zur letzten Sekunde im Bann hält." Zu dem Expert:innen-Gremium gehörten in diesem Jahr Schauspielerin Hayal Kaya (u.a. neue SWR-Reihe "Seeland - Ein Krimi vom Bodensee"), Regisseurin Franziska Schlotterer (u.a. "Ein Volk unter Verdacht", "Ende der Schonzeit", Tatort "Was wir erben") und SWR-Redakteur Dominik Brückner an. Die Jury wählte aus den eingereichten Kurzfilmen fünf Nominierungen aus, die in Anwesenheit der Filmemacher:innen dem "Tatort Eifel"-Publikum gezeigt wurden - im Anschluss wurden die drei besten Filme ausgezeichnet. Caren Wuhrer und ihr Team gewannen den zweiten Preis für den eindringlichen Film "Ich war's nicht" über eine kurze, aber folgenschwere Begegnung im Hotelaufzug. Den dritten Preis erhielten Philipp Straetker und sein Team für "Goldilocks" - ein spannender Krimi und ein modernes Märchen aus der Welt der Schlüsseldienste.

Doch bevor beim "Tatort Eifel" für dieses Jahr die letzte Spur verfolgt und der letzte Fall gelöst ist, stehen noch einige Veranstaltungen auf dem Programm. Am heutigen Freitag liest unter anderem Schauspielerin Katharina Wackernagel ("Mord mit Aussicht") um 20 Uhr in der Kreissparkasse in Daun aus sechs für den "Deutschen Kurzkrimi-Preis" nominierten Beiträge. Außerdem wird die druckfrische Anthologie "Tatort Eifel" präsentiert. Moderiert wird der Abend von Ralf Kramp. Wenige hunert Meter wird im Kinopalast Vulkaneifel in Daun gleichzeitig die Filmpremiere von "Seeland - Ein Bodensee-Krimi" präsentiert. Anschließend steht ein Filmgespräch unter anderem mit Hauptdarstellerin Hayal Kaya auf dem Programm.

Zu einem der "Tatort Eifel"-Höhepunkte wird am morgigen Samstagabend, 24. September, in Daun der rote Teppich ausgerollt. Um 20 Uhr werden im Forum Daun der Krimipreis "Roland«, benannt nach seinem ersten Preisträger und Krimi-Regisseur Roland Emmerich, verliehen. Preisträger sind in diesem Jahr der österreichische Schauspieler Nicholas Ofczarek (unter anderem »Der Pass«, »Die Ibiza-Affäre«), der den Preis allerdings nicht persönlich entgegennehmen kann, sowie der Mehrteiler »Das Geheimnis des Totenwaldes«. Hier allerdings werden einige der Schauspieler, Produzenten und Redakteure in der Eifel erwartet. Ebenfalls verliehen wird der "Deutsche Kurzkrimi-Preis". Anschließend wird bei der After-Show-Party ab 22.30 Uhr im Forum Daun gefeiert. Bereits um 11 Uhr gehen Krimifans in der Krimihauptstadt Hillesheim selbst auf "Verbrecherjagd". Die Gästeführerinnen Dorita Molter-Frensch alias "Klara Fall", Brunhilde Rings alias "Dane Spur" oder Petra Denter alias "Hella Blick" führen die Gäste ab der Tourist-Info Hillesheim etwa vier Stunden und zehn Kilometer lang zwischen Kerpen, Hillesheim und Berndorf durch "Berndorfs Krimiwelt".

Um 15.30 Uhr zeigt im Kinopalast Vulkaneifel der Kriminachwuchs sein Können. Dann wird dort der professionell verfilmte Siegerbeitrag des "Junior Awards" von Simon Wolf vom Megina-Gymnasium aus Mayen erstmals vorgeführt. Der Eintritt ist frei. Den Abschluss des "Tatort Eifel" bildet am Sonntag, 25. September, schließlich die Lesung aus dem Buch "In ewiger Freundschaft" von Nele Neuhaus um 20 Uhr in der Eifel-Film-Bühne Hillesheim. Vorlesen wird Schauspieler Tim Bergmann, der in den ZDF-Verfilmungen der Taunuskrimis den Oliver von Bodenstein verkörpert.

Bereits der Auftakt zum diesjährigen Krimifestival war fulminant. Das »Moka Efti Orchetra« aus der Serie »Babylon Berlin« gelang es, einen Hauch des Nachtlebens aus dem Berlin der Zwanziger Jahre ins Forum Daun zu zaubern. Schon das Stück »Frenzy« zu Beginn des Konzerts entfaltete sich insbesondere durch das wilde Solo des Baritonsaxophons ekstatisch in den Saal. Das Orchestra bot eine sehr abwechslungsreiche Mischung aus Songs und Instrumentalstücken, die aus den Goldenen Zwanziger stammten, in ihrem Stil komponiert wurden, oft geprägt von Disharmonien, oder aber auch deutlich Elemente späterer Popmusik enthielten. Interessant auch, die unterschiedlichen Klänge der Stücke, bevor und nachdem der Jazz Einzug in Berlin gehalten hatte. Mit ihrer markant-sonoren und tiefen Stimme interpretierte drückte Sängerin Severija Janušauskaite aus Litauen etlichen Songs wie »Zu Asche zu Staub« einen wohlig-düsteren Stempel auf.


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