

Bad Kreuznach. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch sowjetische Truppen befreit. Seit 1996 ist dieser Tag offiziell dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus gewidmet. Auch in Bad Kreuznach hielten die Teilnehmer an der offiziellen Gedenkveranstaltung ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit und für Wachsamkeit gegen Rassismus und Gewalt in unserer Gesellschaft.
"Auschwitz ist zum Synonym für millionenfachen Mord geworden, für eine bis ins letzte durchgeplante Vernichtungsmaschinerie, für Unmenschlichkeit schlechthin. Auch hier bei uns in Bad Kreuznach wurden Juden und andere Opfer verfolgt und entrechtet. Sie waren Menschen wie du und ich, die sich um ihr Fortkommen und ihre Familien kümmerten und sich am öffentlichen Leben beteiligten", erinnerte Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer in ihrer Rede. "Wir müssen die Erinnerung an den Holocaust pflegen und wachhalten. Wir müssen uns entschieden gegen Intoleranz und Hass, gegen Rassismus und Antisemitismus, gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wenden." Die OB richtete den Blick auch auf die aktuelle Situation: Nach zwei Jahren der Pandemie erlebe man eine zunehmende Radikalisierung einer lauten Minderheit. "Jede Person, die sich an den unangemeldeten Spaziergängen beteiligt, muss sich darüber im Klaren sein, mit wem man sich da zusammentut. Niemand kann behaupten, er wüsste nicht, dass die Aktionen häufig durch demokratiefeindliche Gruppierungen und Einzelpersonen gesteuert sind."
Sie wünsche sich stattdessen ein solidarisches Zeichen für all diejenigen, die sich seit zwei Jahren den Auswirkungen der Pandemie mit ihrer Arbeitskraft entgegenstellen. „Wir wünschen uns in unserer Stadt Respekt vor dem anderen Menschen und der anderen Meinung. Ohne Respekt können wir nicht in Frieden miteinander leben.“ Daher sei es ganz besonders wichtig, junge Menschen für die Gefahren von Ausgrenzung zu sensibilisieren, etwa im Unterricht, an Gedenkorten oder bei Stolpersteinverlegungen.
Dass sich die weiterführende Schulen Bad Kreuznachs für das Gedenken und gegen Rassismus engagieren, bewiesen wieder Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschule (IGS) Sophie Sondhelm mit beeindruckenden und nachdenklich stimmenden Beiträgen. Unter anderem stellten die Jugendlichen im Rahmen der Gedenkveranstaltung das Gedicht "Als sie die Juden holten" von Martin Niemöller szenisch dar.