Jörg Staiber

"Sprechen übers Klima" - Vortragsreihe im Industriemuseum Bengel

Idar-Oberstein. Die historischen Ketten- und Schmuckfabrik Bengel ist mehr als ein Industriemuseum.

Referentin Dr. Marie-Louise Brunner

Referentin Dr. Marie-Louise Brunner

Bild: Privat

In enger Zusammenarbeit mit dem Schmuckcampus wird der Bogen zwischen historischem und zeitgenössischem Schmuck in Ausstellungen und praktischer Zusammenarbeit geschlagen, mit dem Artist-in-Residence-Programm werden international bekannte Schmuckgestalter nach Idar-Oberstein geholt, bei "Bengel macht Schule" werden gezielt Kinder und Jugendliche angesprochen. Immer mehr hat sich Bengel in den vergangenen Jahren als Vortragsort etabliert. Schon bevor dort im vergangenen Jahr anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Fabrik ein umfangreiches Festprogramm stattfand, wurden mit Ausstellungen und Vortragsreihen zu politischen und historischen Themen wie Inflation oder mit der Wanderausstellung "Zwischen den Zeilen" über die Gleichschaltung der Presse im Faschismus. Mit der Vortragsreihe "Sprechen übers Klima" wird der Freundeskreis Jakob Bengel Denkmal diesen Ansatz in den kommenden Wochen weiterverfolgen. Den Auftakt dazu macht Prof. Dr. Kathrin Nitschmann mit dem Vortrag "Klimawandel als Herausforderung an das Recht - Steuerungsmöglichkeiten und -grenzen" an diesem Freitag, 19, Januar, um 18.30 Uhr. Dr. Nitschmann hat sich intensiv mit der Entwicklung des Umweltrechts im vergangenen halben Jahrhundert auseinandergesetzt. "Ich war anfangs etwas erstaunt, dass die Entwicklung des Umweltrechts schon Anfang der 1970er-Jahre begonnen hat", erläutert die Professorin für Verwaltungsrecht sowie Verwaltungsproessrecht am Umweltcampus Birkenfeld. "Bereits seinerzeit ließen sich vor dem Hintergrund erdwissenschaftlicher Erkenntnisse Stimmen vernehmen, die sich in Sorge um die Belastbarkeit des Planeten äußerten, konsequentes politisches Umdenken und Handeln forderten und Konsumverhalten und fortwährendes wirtschaftliches Wachstumsstreben explizit in Frage stellten." Das habe sich zwar in den vergangenen Jahrzehnten auch verstärkt auf die Umweltgesetzgebung ausgewirkt, allerdings solle man sich da keine Illusionen machen. "Es hat da in der Vergangenheit ein erhebliches Vollzugsdefizit gegeben", betont die Juristin.

"Das Recht ist ein mächtiges Instrument"

 "Das Recht ist zwar ein mächtiges Instrument, dem sich die Politik bedienen kann, aber ohne die Politik kann das recht nur wenig bewirken." Mit dem immer stärkeren Auseinanderdriften der Gesellschaft bis hin zu völlig unvereinbaren Positionen und Lösungsansätzen hin zu einer besseren Dialogfähigkeit beschäftigt sich der am 26. Januar folgende Vortrag von Prof. Dr. Louise Brunner. Sie ist Tandem-Professorin und Projektleitung für Nachhaltigkeitskommunikation an der Europäischen Akademie Otzenhausen und am Umwelt-Campus. Wie kann ich Leute animieren wieder besser zuzuhören, welche Tücken gibt es beim Kommunizieren über den Klimawandel, welche Prozesse und Denkmuster hindern uns daran, ins Handeln zu kommen: Dr. Brunner möchte Lösungswege anbieten, zu diesem zentralen Thema ins Gespräch zu kommen können und so den Erhalt der Demokratie auch angesichts dieses aufgeladenen Trendthemas sicherzustellen. Im abschließenden Vortrag befasst sich Prof. Dr. Milena Valeva am 2. Februar mit den Wirkungen des Klimawandels auf Wirtschaft und Demokratie. Der immer nachdrücklicher formulierte Anspruch nach einer strategischen und gerechten Aufstellung der Wirtschaft, die Forderungen nach lokaler und globaler Klimagerechtigkeit führen zu neuen Herausforderungen an das demokratische System. Dr. Valeva ist seit 2020 als Professorin im Fachbereich Umweltwirtschaft/Umweltrecht am Umwelt-Campus, ihr Lehrgebiet umfasst  "Nonprofit Management und nachhaltige Regionalentwicklung" und betont die Bedeutung des dritten Sektors, bestehend etwa aus gemeinnützigen Organisationen, Stiftungen, Verbänden, kirchlichen und humanitären Einrichtungen. Ebenso wird die Zukunftsfähigkeit von Kommunen durch mehr Nachhaltigkeit in der Regionalentwicklung unterstrichen. Der Eintritt zu allen Vorträgen ist frei.


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