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»Der Digitalisierung das Bedrohliche nehmen«

Neuer Präsident der IHK Aachen: Wolfgang Mainz (r.) mit Vorgänger Bert Wirtz. Foto: Thomas Förster

Neuer Präsident der IHK Aachen: Wolfgang Mainz (r.) mit Vorgänger Bert Wirtz. Foto: Thomas Förster

Wolfgang Mainz aus Roetgen ist zum neuen Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Aachen gewählt worden. Im Gespräch mit dem WochenSpiegel spricht der Geschäftsführer der Oebel-Bäckereien über Zukunftsaufgaben.
Haben Sie sich zum Auftakt Ihrer Präsidentschaft ein bestimmtes Thema vorgenommen?
Wolfgang Mainz: Zunächst hat die IHK ein klares, vorgegebenes Aufgabenspektrum zu erfüllen. Allerdings werden uns in den nächsten Jahren viele verschiedene Aspekte beschäftigen, die teilweise auch Neuland bedeuten. Die heutige Zeit ist von technischen und gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt, die an der Wirtschaft natürlich nicht vorbeigehen. Um die richtigen inhaltlichen Schwerpunkte für unsere Region zu setzen, werde ich gemeinsam mit der IHK-Vollversammlung ein Legislaturprogramm für die Jahre 2018 bis 2022 erarbeiten. Dabei wird der Mensch im Mittelpunkt stehen. Bei den vielen Fragen der Digitalisierung, des Fachkräftemangels oder der Bereitstellung und Nutzung von Inf-rastruktur sind es die Menschen, auf die wir achten müssen und die wir mitnehmen wollen. Das gilt für den Unternehmer und den Gründer genauso wie für den Auszubildenden und den Mitarbeiter.
Sie haben bereits durchscheinen lassen, dass die Digitalisierung zu Ihren Kernthemen zählen wird.
Wolfgang Mainz: Das stimmt – und ist ja auch kein Wunder, wenn man sich die rasante technische Entwicklung in den vergangenen Jahren anschaut. Das Thema wird immer bedeutsamer. Wir befinden uns jetzt in einem Stadium, in dem die Gesellschaft die Digitalisierung mit zwei gegensätzlichen Einstellungen bewertet. Die einen sehen euphorisch die Chancen, die sich in sämtlichen Arbeits- und Lebensbereichen ergeben, die anderen warnen gebetsmühlenartig vor den Konsequenzen für die Gesellschaft. Beides ist nicht überraschend. Es wäre jedenfalls blauäugig zu glauben, dass die Digitalisierungen nicht auch mit großen Herausforderungen verbunden ist. Wir müssen ihr das Bedrohliche nehmen. Ich sehe es als Aufgabe der Wirtschaft, die Digitalisierung zum Vorteil der Gesellschaft voranzutreiben. Das bedeutet auch, dass die Digitalisierung nicht als bloße Rationalisierungsmaßnahme forciert wird, sondern dass sie die Menschen weiterbringt und sie von strapaziösen, vielleicht sogar gefährlichen Aufgaben befreit. Es liegt in unserer Verantwortung, dass die Digitalisierung die Menschen nicht aus ihren Berufen verdrängt, sondern ihnen neue Tätigkeitsfelder er-öffnet.
Sie stellen also bewusst den Menschen in den Mittelpunkt?
Wolfgang Mainz: Auf jeden Fall: Bei aller Technik und allem Fortschritt sind wir es, die durch Bildung in die Lage versetzt werden, unterneh-merische und gesellschaftliche Entwicklungen zu steuern. Wir sind es, die durch Ausbildung jungen Menschen eine berufliche Perspektive eröffnen. Dabei müssen wir auch noch stärker für die gesellschaftliche Akzeptanz von Unternehmern werben. Der Wirt-schaft eilt durch wenige »schwarze Schafe« und eine teilweise einseitige Berichterstattung in den Medien nicht immer der beste Ruf voraus. Dabei verrichtet der absolute Großteil der Unterneh-mer gute Arbeit, zahlt Gewerbesteuern und sorgt für Beschäftigung und Wohlstand in der Region. Wirtschaft ist ein wichtiger Teil der Gesellschaft. Deshalb werden wir auch als IHK dafür sorgen, dass es attraktiv bleibt, ein Unternehmen zu gründen. In den vergangenen Jahren haben spürbar weniger Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Da brauchen wir ein Umdenken!
Apropos »Umdenken«: Wird sich die strategische Ausrichtung der IHK Aachen mit Ihnen als Präsident grundlegend ändern?
Wolfgang Mainz: Nein, und das wäre auch nicht klug. Die Arbeit der Kam-mer hat sich immer an den konkreten Bedürfnissen der Betriebe orientiert und ihre Angebote darauf ausgerichtet. Unsere Kernziele bleiben deshalb die Stärkung unseres Wirtschaftsstandorts durch eine aktive, mittelstandsorientierte Politik auch für Gründer, die Ausbildung und Qualifizierung von Arbeitnehmern und der Einsatz für eine zukunftsfähige Infrastruktur – immer verbunden mit dem Ziel, unsere Region als attraktiven Standort zum Arbeiten und zum Leben zu profilieren.


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