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Thomas Förster

Gegen das Vergessen

Simmerath. »Die Mörder sind vergessen - deren Opfer jedoch nicht.« Bürgermeister Bernd Goffart hat Rosen an vier neuen Stolpersteinen niedergelegt.

Simmerath (Fö). Seit 2017 schon erinnern Stolpersteine nahe der Eicherscheider Kirche an eine jüdische Familie, die von den Nationalsozialisten aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Wie diese so hat Künstler Gunter Demnig bereits rund 90.000 Stolpersteine verlegt.

Dr. Dieter Lenzen rückt mit seiner Arbeit jedoch weitere Opfer des NS-Terrors ins Bewusstsein, die vergessen schienen oder über die zumindest der Mantel des Schweigens gehüllt wurde.

Seit der Neugestaltung des Simmerather Rathausplatzes sind dort die Namen aller Ortsteile eingraviert. Ein würdiger Rahmen um ermordeten Menschen aus den verschiedenen Dörfern zu gedenken.

So etwa die Geschwister maria und Peter Offermann aus Witzerath: Sie litten an einer psychischen Erkrankung, was im Dritten Reich unter das Gesetz »zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« fiel. Die Beiden wurden in die Heil- und Pflegeanstalt Düren gebracht, wo sie offenbar verhungerten. Maria Offermann verstarb 1944 im Alter von 30 jahren, ihr Bruder Peter im Jahr darauf mit 27 Jahren.

Den Opfern von Zwangsarbeit in der Nordeifel hat Dr. Dieter Lenzen viel Recherchearbeit gewidmet. So konnte er das Schicksal von Eduard aufspüren. Der 17-jährige Pole lebte auf der Schönen Aussicht, war Zwangsarbeiter und wurde bei einem angeblichen Fluchtversuch im Herbst 1944 erschossen.

Über Josef Babuschkewitz »stolpert« man gegenüber der Steckenborner Kirche. Auf dem Gehweg wird an den Zwangsarbeiter erinnert, der Liebesbeziehungen zu deutschen Frauen führte. Dies bewerteten die Nationalsozialisten als verbotenenen Umgang. Der gebürtige Ruhrpottler, der mit seiner Familie nach dem ersten Weltkrieg in deren Heimat Polen gezogen war, wurde 1942 verhaftet und schließlich öffentlich gehängt. »Ein anderer polnischer Zwangsarbeiter musste die Exekution vollziehen und bekam dafür drei Zigaretten«, berichtet Lenzen. Andere Zwangsarbeiter mussten sich die Gräueltat ansehen. Die Verantwortlichen wurden nie zu Rechenschaft gezogen - bald schon soll eine Erinnerungstafel am genauen Ort der Hinrichtung aufgestellt werden. Dort wird dann auch an die Geliebten des Zwangsarbeiters erinnert - eine von ihnen kan ins Konzentrationslager, die andere wurde in eine »Besserungsanstalt« gebracht.


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