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Kleiner Star und große Sorgen

Die Natur baut - nunmehr seit 16 Jahren im Nationalpark Eifel. Dieser wird artenreicher, aber auch immer beliebter für Touristen. Und das hat eine zweigeteilte Bilanz im Jahresbericht 2019 der Nationapark-Verwaltung zur Folge.
Die Nationalparkverwaltung Eifel präsentierte heute den druckfrischen Jahresbericht 2019 mit Zahlen, Daten und Fakten für den Nationalpark Eifel. Foto: T. Förster

Die Nationalparkverwaltung Eifel präsentierte heute den druckfrischen Jahresbericht 2019 mit Zahlen, Daten und Fakten für den Nationalpark Eifel. Foto: T. Förster

Erstmals gelang es im Nationalpark Eifel einen bedrohten Pseudoskorpion nachzuweisen. Der ist nicht nur schwer nachweisbar, sondern auch äußerst selten. »Der Pseudoskorpion ist stellvertretend für weitere Artenfunde, die auf hohe Totholzanteile im Wald angewiesen sind. Der kleine Sensationsfund ging als Beifang bereits in den 1990er Jahren im Zusammenhang mit der Erfassung von Insektenarten ins Netz. Dies zeigt uns wieder, wie wichtig die Auswertung der so genannten Beifänge in der Forschungsarbeit sind«, so Nationalparkleiter Dr. Michael Röös, bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2019 im Nationalpark-Zentrum in Vogelsang. Neben den neuesten Artenfunden, die die Gesamtartenzahl auf 10.549 ansteigen lässt, enthält der Bericht weitere spannende Fakten und Zahlen. Pseudoskorpione besitzen zwar große Scheren, sind aber mit den Skorpionen nicht näher verwandt. Ihnen fehlt beispielsweise der Giftstachel. In die Insektenfalle, einen Stammeklektor, gelangte der Pseudoskorpion möglicherweise als Anhalter auf einem Insekt, eine Verhaltensweise, die auch Phoresie genannt wird. Der Pseudoskorpion ist im Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gelistet. Er gehört damit zu den Arten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Er steht aber auch für weitere Artenfunde im Nationalpark, die auf ausreichend Altholz angewiesen sind. Allesamt Belege für eine Entwicklung hin zur entstehenden »Wildnis«.

Erster Revierjäger-Azubi Deutschlands

Erstmals stellte das Nationalparkforstamt Eifel 2019 einen Auszubildenden zum Revierjäger ein. Der 25jährige Hauke Gerdes, der aus dem Bereich des Nationalpark Wattenmeeres stammt, absolvierte ein Jahr seiner insgesamt dreijährigen Ausbildung im Nationalpark Eifel: »Ich freue mich sehr, dass ich vor einem Jahr die einzige Ausbildungsstelle für Revierjäger in einem deutschen Nationalpark besetzen konnte«, so Gerdes.
Im August startet ein weiterer junger Mann sein drittes Ausbildungsjahr zum Revierjäger im Nationalparkforstamt.    Zur Palette der Ausbildungsberufe im Nationalparkforstamt Eifel gehören die Ausbildungsgänge Kaufleute für Tourismus und Freizeit, die die 26-jährige Anja Carina Heinen erfolgreich absolvierte. Zudem durchläuft derzeit der 21-jährige Justin Hackbarth im Jugendwaldheim Urft die Ausbildung zum Fachpraktiker Hauswirtschaft. Bei der Arbeit gegen unnötigen Motorradlärm, durch den sich Gäste und Anwohner des Nationalparks Eifel gestört fühlen, gab es Fortschritte: So hat die Nationalparkverwaltung im April 2019 an der L 15 in der Nähe des stark besuchten Naturerkundungspfads »Der Wilde Weg« ein Lärmschutzdisplay installiert, das zu laut fahrende Biker sensibilisieren soll. Der gemessene durchschnittliche Schalldruck lag 5 Dezibel geringer als in Vorjahren ohne Display, was fast einer Halbierung des Lärms entspricht.

Hotspots zu sehr im überregionalen Fokus

Sorgen bereitet Michael Lammertz, Fachgebietsleiter Kommunikation und Naturerleben, die Zuschauerströme in der Corona-Zeit. »Wir freuen uns über jeden Gast, aber an den Hotspots wie Wilder Kermeter, Wollseifen oder Urftsee leidet die Natur«. Vielleicht sind diese in der Vergangenheit zu sehr in den Fokus gerade üerregionaler Berichterstattung geraten. Daher appelliert Lammertz an Einheimische wie Touristen, die Vielfalt der Eifel in Augenschein zu nehmen. »Der Nationalpark umfasst nur zwei Prozent der ganzen Eifel und diese ist geologisch so wertvoll, dass man sie an vielen Stellen entdecken kann«, so Lammertz. Ranger würden an Parkplätzen einweisen und Touristenströme kontrollieren statt Führungen anzubieten. Mit Beginn der Corona-Pandemie sei man medial abgetaucht und doch sei die Besucherzahl zwischen März und Juni um 59 Prozent gestiegen.


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