Andreas Bender

Gesundheitscampus schafft Synergien für medizinische Versorgung

Oberwesel. Seit fünf Jahren bietet der Gesundheitscampus Loreley eine Kombination aus medizinischen, pflegerischen und sozialen Dienstleistungen.

Von links: Marcel Wiesendt, Geschäftsführer der Tagesklink, Chefärztin Dr. Sabine Alfter und Michael Brahm, Vorsitzender des Kolping-Fördervereins vor dem Eingang.

Von links: Marcel Wiesendt, Geschäftsführer der Tagesklink, Chefärztin Dr. Sabine Alfter und Michael Brahm, Vorsitzender des Kolping-Fördervereins vor dem Eingang.

Bild: Andreas Bender

Nach dem Aus der Loreleykliniken in St. Goar und Oberwesel im Jahr 2020 hat sich in Oberwesel einiges getan. Fast der komplette Gebäudekomplex wird von verschiedenen Praxen und der Tagesklinik genutzt und hat sich so als medizinisches Versorgungszentrum in der Region etabliert. Von der Tagesklinik über das Seniorenzentrum, orthopädische Facharztpraxen, ambulante Physiotherapie, Osteopathie und Podologie sowie das Hausarztzentrum und Angebote zur Prävention (Yoga, Pilates, Rheuma-Liga) bis hin zu der Zweigpraxis des Chirurgisch-Orthopädischen Zentrums (COZ) Rhein-Hunsrück - der Gesundheitscampus deckt ein breites Spektrum ab. Zudem ist der Rettungsdienst des DRK sowie die Tafel im angrenzenden Herrenhaus untergebracht. Ein Sanitätshaus am Campus rundet das Angebot ab.

 

"Der Gesundheitscampus ist ein Dach für mannigfaltige Gesundheitsangebote und leistet so einen wichtigen Beitrag für die medizinische Versorgung im Mittelrheintal und den angrenzenden Regionen", sagt Marcel Wiesendt, Geschäftsführer der Tagesklink für konservative Orthopädie. "Hier haben die Menschen medizinische Leistungsträger an einem Ort, die gleichzeitig Synergien schaffen." Die Tagesklinik könnte man als Herzstück des Gesundheitscampus bezeichnen.

 

"Die Tagesklinik steht in ihrem Angebot gegenüber der Klinik, die vorher in St. Goar angesiedelt war, in nichts nach. Der Einzige Unterschied: Wir sind keine stationäre Klinik. Für Patienten geht es nach den täglichen Anwendungen wieder nach Hause", sagt Wiesendt. Trotzdem stehen den Patienten über Tag ein Zimmer mit Bett zur Verfügung, um sich zwischen den Anwendungen richtig auszuruhen. "Mit der neuen Chefärztin Dr. Sabine Alfter, die im Januar die Nachfolge von Dr. Franz-Walter Ferdinand angetreten hat, haben wir eine Expertin gewinnen können", so Wiesendt. "Das Team leistet hervorragende Arbeit."

 

Den Erfolg spiegeln auch die Zahlen wider. "Wir haben in der Tagesklinik jedes Jahr eine Durchschnittsauslastung von 85 bis 95 Prozent", bestätigt Dr. Sabine Alfter. Sie ist seit über 20 Jahren in der Schmerztherapie tätig. Zuletzt war sie Chefärztin der Klinik Lahnhöhe in Lahnstein und verfügt über zahlreiche Zusatzqualifikationen. "Wir nehmen uns viel Zeit für unsere Patienten und erstellen im Rahmen der multimodalen Schmerztherapie nach ausführlicher Diagnostik einen individuellen Therapieplan", sagt Alfter. "Patienten erhalten dann drei Wochen lang an den Werktagen zwischen 7.30 und 16 Uhr ihre Behandlung. Aktuell haben wir eine Wartezeit von zwei bis drei Wochen." Die Patienten benötigen eine Einweisung durch Fach- oder Hausärzte. Der gute Ruf eilt der Klinik voraus. So nehmen Patienten auch große Anfahrtswege in Kauf und buchen sich mitunter Zimmer in der Region für Übernachtungen.

 

Es war ein nahtloser Übergang in Oberwesel. Nur einen Tag nach der Schließung der Loreleykliniken öffnete die Tagesklinik für konservative Orthopädie am 1. Oktober 2020. "Die Türen waren nie geschlossen", betont Michael Brahm, Vorsitzender des Kolping-Fördervereins und Geschäftsführer der Krankenhaus GmbH. Die GmbH war Betreiber der alten Loreleykliniken und ist die offizielle Unternehmensrechtsform hinter dem Gesundheitscamps. Diese betreibt das Loreley Seniorenzentrum und vermietet die Räumlichkeiten des Krankenhauses an die Tagesklinik und weitere Praxen.

 

Schaut man auf die Auslastung und den guten Ruf der Klinik, sieht deren Zukunft äußerst stabil aus. Aber auch die Praxen am Gesundheitscampus sind hoch frequentiert, sagt Brahm. Besonders freut ihn - wie auch viele Oberweseler - dass sich die internistisch hausärztliche Praxis Doktor Sabel hier angesiedelt hat. "Diese trägt enorm zur medizinischen Grundversorgung vor Ort bei", betont er. An der Etablierung des Gesundheitscampus Loreley in Oberwesel hatte der 1991 gegründete Kolping Förderverein einen großen Anteil.

 

Nachdem klar war, dass die Marienhaus-Gruppe die Loreleyklinken schließt, hat der Förderverein eine mutige (finanzielle) Entscheidung getroffen und die Anteile der Marienhaus an der Krankenhaus GmbH übernommen (55 Prozent). Ebenso die Anteile der Stadt St. Goar. In der neuen Gesellschaftsstruktur hält der Kolping Förderverein 65 Prozent der Anteile, die kommunalen Partner den Rest (Stadt Oberwesel 25 Prozent, VG Hunsrück-Mittelrhein 10 Prozent). Damit wird auch eine regionale Verankerung gewährleistet. Bereits in der Einrichtung des Seniorenzentrums Loreley 2004 war der Kolping Förderverein maßgeblich beteiligt.

 

Im Rahmen der Neuausrichtung wurde auch das Seniorenzentrum erweitert. 16 neue Plätze sind nun in der zweiten Etage des ehemaligen Krankenhauses angesiedelt. Damit wurde die Zahl auf 58 erhöht. Das Seniorenzentrum ist seit dem Bau durch Walkways (Gebäudebrücken) mit dem Nachbargebäude verbunden. "Damals war es eine gute Option, um die medizinische Versorgung zu erleichtern. 2023 konnten wir so ohne einen neuen Anbau die Pflegeplätze erweitern indem alte Krankenhauszimmer umfunktioniert wurden", sagt Brahm. "Ab Oktober wird das Angebot in Oberwesel um eine Praxis für Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie erweitert." Seit Juni werden zudem wieder ambulante Operationen am Gesundheitscampus durchgeführt. Dafür wurden zwei OP-Säle reaktiviert und entsprechend ausgestattet. Hier operiert ein erfahrenes Ärzteteam des COZ Rhein-Hunsrück. Das Team deckt das gesamte Spektrum ambulanter Eingriffe an großen und kleinen Gelenken ab.

 

Verschiedene Kostenoptimierungen und energetische Maßnahmen wurden ebenfalls seit Herbst 2020 umgesetzt. Dazu kommen Investitionen in neue Geräte der Tagesklinik, IT-Infrastruktur sowie die Renovierung und Neueinrichtung verschiedener Räume. Das Hauptgebäude hat einen neuen Anstrich erhalten. Insgesamt wurden in den letzten fünf Jahren mehr als 2,5 Millionen Euro in den Gesundheitscampus investiert. So kann man nach fünf Jahren in Oberwesel von einer Erfolgsgeschichte sprechen. Auch mit Blick auf Arbeitsplätze. Alleine die Tagesklinik und das Seniorenzentrum haben jeweils 70 Mitarbeiter und Pflegekräfte. Am gesamten Campus sind heute rund 200 Menschen beschäftigt.


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