

Mit großer Zufriedenheit registrierten das Pro-Winzkino und die Stadt Simmern den starken Zuspruch in der ersten Festivalwoche der Heimat Europa Filmfestspiele in Simmern. Sämtliche Veranstaltungen erfreuten sich guten bis sehr guten Besuchs, die angereisten Regisseure und Schauspieler gaben interessante Einblicke zu den jeweiligen Filmen, und das musikalische Rahmenprogramm bescherte den Zuschauern neben dem Filmgenuss weitere Höhepunkte im Programm, mit dem Kurator Janis Kuhnert, Sandra Burmann Peter Huth offenbar bei der siebten Auflage der Festspiele ein gutes Händchen bewiesen haben. Das Filmangebot berücksichtigte verschiedene Facetten des Filmgenres und bescherte dem Publikum mal ernste, berührende Themen, mal komödiantische Unterhaltung und ließ die drängenden Probleme unserer Zeit mit spannenden Dokumentationen, unter anderem zur Flüchtlingsproblematik und zum Ukrainekrieg nicht aus.
Der Film zum Ukraine-Gipfel in Alaska
Wer hätte gedacht, dass der Dokumentarfilm „Facing War“ von Tommy Gulliksen, der hinter die Kulissen des unermüdlichen Diplomaten und Ex-NATO-Generalsekretärs Jens Stoltenberg blickt, angesichts des Putin-Trump-Treffens in Alaska eine solche Tagesaktualität erhält? Das Publikum gewann dabei nicht nur Eindrücke von vertraulichen Gesprächsrunden, Staatsempfängen und Gipfeltreffen auf höchster politischer Ebene, sondern kam im Anschluss an den Film auch noch Informationen aus erster Hand aus Berlin. Der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Marlon Bröhr berichtete, moderiert von Thomas Torkler, im Kinosaal von seiner Arbeit im Verteidigungsausschuss und lieferte seine Bewertungen zum Film und zur aktuellen Situation der kriegerischen Auseinandersetzung in der Ukraine. Das Publikum nutzte die Gelegenheit, dem Bundestagsabgeordneten Fragen zu stellen. Anschließend äußerten sich die Kinobesucher anerkennend über die interessanten Einblicke, die ihnen die Festspiele durch die Kombination aus Dokumentarfilm und Gesprächsrunde ermöglicht hatte.
Filmgespräch und Zirkusvorführung
Ganz andere Einblicke erhielten die Kinozuschauer beim Wettbewerbsfilm „Christy“ des irischen Regisseurs Brendan Canty, der einen gerade volljährig gewordenen jungen Mann zeigt, der, gebeutelt von einer Kindheit in Pflegefamilien, am Scheideweg zwischen schiefer Bahn und dem Start in ein sogenanntes geordnetes Leben steht. Der Darsteller von Christys Bruder Shane, Diarmuid Noyes, war aus Irland angereist und liefert im Filmgespräch mit Kurator Janis Kuhnert interessante Informationen zum Film. Der Film „Zirkuskind“, der am Sonntag in der Festivalreihe „Family“ gezeigt wurde, war dann garniert mit einer Zirkus- und Varieté-Vorführung auf dem Fruchtmarkt – ein Spaß für die ganze Familie.
Musikalische Höhepunkt waren bis zum Abschluss der ersten Festspielwoche das mitreißende Konzert der heimischen Band Bojangles, die mit großer Spielfreude ein Feuerwerk aus Blues, Soul, Rock’n‘Roll und Country ablieferten. Der Spaß der Musiker untereinander war ansteckend und verbreitete beste Stimmung beim Publikum. Letzteres gelang noch eindrucksvoller dem Lulo Reinhardt Trio mit großer Virtuosität, berührender Intensität und einer beschwingten Leichtigkeit. Der Ausnahmegitarrist aus Koblenz war mit seinen kongenialen Partnern, der Weißrussin Yuliya Lonskaya und dem Ingelheimer Daniel Stelter auf die Fruchtmarktbühne gekommen und bot Weltmusik im wahren Wortsinn. Instrumentale Streifzüge nach Brasilien, Argentinien und Indien sowie die mit hinreißender Stimme vorgetragenen Lieder aus Weißrussland wechselten einander ab mit hochkarätigen Eigenkompositionen der einzelnen Musiker.
Finnischer Abend im Hunsrück
Simmerns Partnerstadt Mänttä-Vippula kommt an den Fruchtmarkt. Am Mittwoch, 20. August, bringen die Finnen ein eigenes Programm mit und gestalten ihren Festspieltag ab 19.30 Uhr mit zwei Kurzfilmblöcken, unter anderem begleitet von der Band um Jarkko Riihimäki. Zuvor gibt es den Meilenstein des europäischen Autorenfilms, „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ von Aki Kaurismäki, der um 14.30 Uhr in der Reihe „40 Jahre Pro-Winzkino“ gezeigt wird. Der finnische Film „Stormskärs Maja“ von Tiina Lymi gehört ebenso zum finnischen Tag und wird ab 16 Uhr gezeigt.
Zum Wochenende steht dann das große Finale der siebten Heimat Europa Filmfestspiele an. Dabei wird Jurorin Jasmin Tabatabai zwei Tage lang im Mittelpunkt stehen. In einer Hommage an die renommierte deutsch-iranische Schauspielerin zeigt das Festival die Filme „Fremde Haut“, „Mitra“ und „Amelie rennt“, bei denen Tabatabai jeweils mitwirkt. Am Freitag, 22. August“, wird die Jurorin ab 19.30 Uhr dann den „Edgar“ für den besten modernen Heimatfilm verleihen. Auch der Preis der erstmals eingesetzten Jugendjury wird vergeben, ebenso der Publikumspreis und der Nachwuchspreis. Im Anschluss wird Jasmin Tabatabai erleben die Festspielbesucher die Jurorin außerdem als Sängerin, wenn diese unter dem Titel „Jagd auf Beute“ zusammen mit dem David Klein Quartett auf der Fruchtmarktbühne auftritt.
Der folgende Samstag bietet zum Festivalfinale dann jede Menge Westernatmosphäre. „Spiel mir das Lied vom Tod“ von Sergio Leone wird ab 11 Uhr gezeigt, um 17 Uhr folgt „Winnetou I“ von Harald Reinl, die Countryband Uncaged spielt, und die Linedance-Migge aus Liebshausen treten auf, bevor der neueste Bully-Herbig-Film „Das Kanu des Manitu“ quasi für den humorvollen Rausschmeißer des Festivals sorgt.
Unseren Bericht zum Eröffnunsgabend finden Sie hier: https://www.wochenspiegellive.de/rhein-hunsrueck-kreis/artikel/heimat-europa-filmfestspiele-2025-starten-glanzvoll




