

In einer ruhigen Ecke von Gemünden, unweit des alten Bahnhofs, hat der Verein Krebskranke Kinder Mainz e.V. (VKK) Anfang der 90er Jahre auf einem ein Hektar großen Grundstück drei Ferienhäuser und ein Gemeinschaftshaus errichtet. Umgeben von Bäumen und abseits der Geschäftigkeit des Alltages ist es der perfekte Ort, an dem sich Familien mit krebskranken Kindern eine Auszeit gönnen können. Hier treffen wir Andreas Luth-Baritz, der zusammen mit seiner Frau Martina Baritz, die Anlage betreut.
»Die Lage ist optimal. Nicht nur wegen der Naturnähe, sondern auch mit Blick auf die guten Anbindungen in die Region mit Schwimmbädern und Tierparks«, sagt Luth-Baritz. Zudem ist man hier mitten in der Premium-Wanderregion Rhein-Hunsrück. Zudem bietet die Anlage auch einen Spielplatz. »Viele Familien haben Angst, während und auch noch nach der Therapie in Urlaub zu fahren. Unsere Erholungsanlage ist für diese von unschätzbarem Wert, weil sie eine Möglichkeit zur Auszeit schafft und zugleich die Sicherheit bietet, im Notfall schnell wieder in der Klinik in Mainz zu sein«, sagt Kai Leimig, Vorstand des VKK.
Das Angebot wird gerne angenommen. »Die komplette Ferienzeit ist ausgebucht. Aber auch rund um Wochenenden und Brückentagen haben wir viele Belegungen«, so Luth-Baritz. »Familien mit krebskranken Kindern, egal aus welcher Region, melden sich bei Interesse beim Verein in Mainz. Garantieren können wir immer eine Woche. Sollte es die Belegung zulassen, dürfen die Familien auch länger bleiben.« Betroffene Familie zahlen nur die Reinigungspauschale in Höhe von 100 Euro.
Als Hausmeister kümmert sich der Hunsrücker um alle Arbeiten, die rund um die Anlage anfallen, von der Rasenpflege über den Teich bis hin zu den Gebäuden. Aufgrund des Alters der Häuser stehen seit einiger Zeit immer wieder Renovierungen an, wie neue Fußböden oder aktuell neue Kaminöfen. Finanziert wird der Betrieb – wie auch die Arbeit des Mainzer Vereins – alleine durch Spenden.
Die Ferienhäuser sind baugleich (99 Quadratmeter) und haben jeweils ein Elternschlafzimmer, zwei Kinderschlafzimmer, ein Wohn- und Esszimmer mit Kamin, sowie Küche und Bad. Über eine Wendeltreppe ist ein Spielbereich für Kinder unterm Dach erreichbar. Das Gemeinschaftshaus bietet eine großzügige Lounge, unter anderem mit großem TV für Kinoabende, Billardtisch, Air-Hockey, Playstation 5, einer »Pac-Man« Arcade-Maschine und kostenlosen Getränken.
Realisiert wurde die Erholungsanlage in Gemünden dank eines enormen ehrenamtlichen Engagements im Jahr 1989, nach einer Weihnachtsspendenaktion der Mainzer Allgemeinen Zeitung. Nach langer Suche stießen die Vereins-Mitglieder auf das Grundstück in Gemünden, welches noch gut erreichbar zur Uni-Klinik Mainz ist. Die Einweihung fand am 5. Mai 1990 statt. »Wir hoffen, mit unserer Erholungsanlage noch viele Jahre betroffene Familien in der schwersten Phase ihres Lebens unterstützen zu können«, sagt Leimig.
Obwohl die Erholungsanlage für krebskranke Kinder und ihre Familien seit 35 Jahren in Gemünden beheimatet ist, ist diese in der Region selbst vielen unbekannt. Auch Andreas Luth-Baritz wusste nichts davon, bis seine Familie selbst betroffen war. »Und das obwohl ich in Gemünden gelernt habe und wir in Tiefenbach wohnen«, sagt er. »Krebskranke Kinder ist kein leichtes Thema. Meist beschäftigt man sich damit nur als Betroffene.«
Eine gewisse Sichtbarkeit ist aber wichtig, da sich der Verein allein über Spenden finanziert. Ganz unbekannt ist die Erholungsanlage dann doch nicht. »Es gibt viele Menschen, die speziell hierfür beim Verein spenden«, sagt der Tiefenbacher. »Was besonders toll ist, es gibt auch Firmen in der Region, die uns mitunter schon seit Jahren unterstützen, mitunter durch kostenlose (Wartungs-) Arbeiten rund um die Häuser.«
Daher gilt der Dank des Vereins allen, die sich in den letzten 35 Jahren hier engagiert haben – durch einen Einsatz vor Ort oder Spenden. Zu diesen gehört seit einigen Jahren auch Familie Baritz. »Für uns ist es eine Herzensangelegenheit. Wir wollen etwas zurückgeben«, sagt Andreas Luth-Baritz bei unserem Besuch vor Ort. Mittlerweile hat er sogar seinen Beruf aufgegeben, um die Stelle des Hausmeisters der Anlage und des Elternhauses in Mainz voll zu übernehmen, trotz Gehaltseinbußen. »Das hier ist mir wichtiger«, betont er, »die Erholungsanlage ist, wie wir aus eigener Erfahrung wissen, ein wichtiges Angebot für betroffene Familien.«




