Rhein-Hunsrück-Kreis: Rückt Gründung einer Kreisenergiegesellschaft näher?
Im Rahmen einer Informationsveranstaltung wurde in der Hunsrückhalle in Simmern ein wichtiger weiterer Grundstein zur Gründung einer Kreisenergiegesellschaft gelegt. Auf Einladung von Landrat Volker Boch hatten sich rund 150 Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeister, Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher, die hauptamtlichen Bürgermeister sowie Mitglieder des Kreistags versammelt, um sich über die Hintergründe des entsprechenden Prüfauftrags zu informieren.
Der Kreistag hat in seiner Sitzung am 20. März 2023 den Landrat einstimmig beauftragt, die Voraussetzungen für die Gründung einer Kreisenergiegesellschaft unter den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu prüfen. Die Prüfung ist zwischenzeitlich nahezu abgeschlossen. Im Rahmen der Informationsveranstaltung konnte den Anwesenden auf dieser Basis nun ein tiefgehender Einblick in die Möglichkeiten einer Kreisenergiegesellschaft gegeben werden.
Landrat Boch betonte in seiner Begrüßung, dass der Rhein-Hunsrück-Kreis in der Energiewende bereits sehr breit aufgestellt ist und es neben dem hohen Ausbaustand der Erneuerbaren Energien nun darum gehe, die nächsten Schritte zu gehen. "Es sollte in unserer Region aus meiner Sicht nicht darum gehen, noch viele weitere zusätzliche Windräder aufzustellen, sondern insbesondere die regionale Wertschöpfung und die Teilhabemöglichkeiten für die Bevölkerung zu steigern. Ziel sollte es sein, künftig in einem deutlichen Maße stärker als Region von der Energieerzeugung zu profitieren, die Effizienz zu steigern und Potenziale insbesondere für die Kommunen und die Bürgerinnen und Bürger sowie für Unternehmen zu heben."
Dr. Stefan Meiborg, der als Geschäftsführer der Kommunalberatung Rheinland-Pfalz GmbH den Prüfauftrag des Rhein-Hunsrück-Kreises ausführt, gab in einem Vortrag einen Überblick über die kommunalen Chancen einer energiewirtschaftlichen Betätigung, die von zahlreichen Nachbarkommunen bereits aktiv genutzt werden. Dr. Meiborg erläuterte dabei auf anschauliche Weise auch die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Ausgestaltungsweisen einer solchen innovativen Gesellschaft.
Arndt Müller, Vorstand der Stadtwerke Trier, zeigte am Beispiel der Energieregion Trier sehr praxisnah und gut nachvollziehbar, wie ein entsprechendes regionales Konzept gemeinsam mit den Städten und Gemeinden und der heimischen Wirtschaft zum Wohle der gesamten Region im Rhein-Hunsrück-Kreis zeitnah umgesetzt werden könnte.
Im Anschluss dankte Landrat Boch allen Beteiligten, die sich im bisherigen Prozess zur Gründung der Kreisenergiegesellschaft eingebracht haben und die sich in den Kommunen bereits jetzt oder künftig mit diesen wichtigen Inhalten befassen. Er betonte, dass die Kreisenergiegesellschaft gemeinsam vom Landkreis mit der Stadt Boppard, den vier Verbandsgemeinden und der Rhein-Hunsrück Entsorgung gegründet werden und in enger Kooperation mit den Städten und Gemeinden, der heimischen Wirtschaft und den Energie-Genossenschaften agieren soll. Auf diese Weise ergibt sich die Möglichkeit, die Gemeinden über die teilweise bereits bestehenden Solidarpakte hinaus weiter zusammen zu bringen. "Für unsere gesamte Region bietet sich durch die Umsetzung eines solchen pilothaften Konzeptes nicht nur eine Weiterentwicklung, sondern auch eine attraktive wirtschaftliche Perspektive. Ich glaube, dass es uns auf diese Weise auch gelingen kann, dass die Region von der Energie, die im Rhein-Hunsrück-Kreis erzeugt wird, noch deutlich stärker profitieren kann als bisher, weil die Bevölkerung, die Gemeinden und die Unternehmen sehr viel unmittelbarer beteiligt werden können."
Eine solche Kreisenergiegesellschaft könne letztlich aber nur dann erfolgreich arbeiten, wenn in partnerschaftlicher Kooperation mit den Städten und Gemeinden konkrete Projekte realisiert würden, lautete der abschließende Appell von Landrat Boch an die Mandatsträger. "In den kommenden Jahren werden in verschiedenen Gemeinden beispielsweise Projekte zur Repowering von Windkraft diskutiert werden", erklärte der Landrat, "Ziel sollte es dabei sein, dass von solchen Anlagen in Zukunft noch deutlich mehr Wertschöpfung im Kreisgebiet bleibt als bisher. Eine Kreisenergiegesellschaft bietet dafür eine ideale Plattform. Ich glaube, dass wir für unsere Region auf diese Weise einen großen Entwicklungsschritt gehen können, der die Kommunen stärkt und Unternehmen sowie die Bürgerschaft perspektivisch finanziell sogar entlasten kann."
Mit einem Abschluss der Machbarkeitsstudie wird zeitnah gerechnet. Hiernach sollen die Ergebnisse in den Kreisgremien vorgestellt und beraten werden.