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Andreas Bender

Rheinfels wird barrierefrei dank 3D-Modell

St. Goar. Das neue 3D-Modell der Burg Rheinfels wurde vorgestellt. Dieses soll Besuchern künftig einen barrierefreien, virtuellen Rundgang ermöglichen.

»Das digitale 3D-Modell mit allen Facetten und Details ermöglicht eine Veranschaulichung und Erlebbarkeit der Rheinfels, auch für Menschen mit Einschränkungen«, sagt Stadtbürgermeister Falko Hönisch bei der Vorstellung in der Rheinfelshalle. »Mit einem VR-Rundgang (Virtual Reality) können Besucherinnen und Besucher die Burg von der höchsten Turmspitze bis in den letzten Kriechgang erleben. Dieser vermittelt dabei einen Eindruck der Komplexität und Weitläufigkeit der Burganlage. Ein 3D-Aufmaß in dieser Größe gab es bisher noch nicht.«

 

»Wir haben das Projekt zum Teil unterschätzt. Es gab viele Bereiche, die man auf den ersten Blick nicht sieht«, sagt Carsten Werner, Geschäftsführer der Firma Topotwin, der das Ergebnis des Arbeitsprozesses präsentierte. Von Ende März bis Ende Sommer 2022 war man auf der Burg im Einsatz. Erstellt wurde das digitale Modell mittels Fotogrammmetrie, bei der Laser-Scanning (für die genaue 3D-Struktur) und Fotografien (auch mit Drohne, für die Oberflächenstruktur) zusammengeführt werden. Zuvor wurde die Rheinfels mit GPS vermessen.

 

Dafür wurden neben den rund 3 000 Laser-Scans auch knapp 200 000 Fotos aufgenommen, von denen am Ende 150 000 ins Modell eingeflossen sind, sagt Werner. Um ein fotorealistisches Modell zu erstellen, müssen sich die Fotos zu 3/4 überlappen. Das macht die Arbeit, besonders in den Wehrgängen, müßig. »Mitunter rutscht man mit der Kamera um den Hals auf Knien durch die Gänge«, so Werner. Ein weiterer Vorteil des digitalen Modells: Die unterirdischen Gänge sind hier ausgeleuchtet. Auch das Wetter muss mitspielen für die Außenaufnahmen. Für brauchbare Fotos braucht man trockenes Wetter, wenig Wind und einen bewölkten Himmel.

 

Letztlich stand ein Datenvolumen von rund fünf Terabyte zu Buche, welches von einem Computerprogramm verarbeitet werden musste. Das Ergebnis ist ein so genaues 3D-Modell (Abweichungen im Millimeter-Bereich), dass es auch für den Sanierungsplanung genutzt werden kann, wie Dirk Osmers vom Ingenieurbüro HAZ erklärte: »Das Modell hat uns sehr geholfen den Bestand aufzunehmen. Wir können exakte Maße herausnehmen und können auch Schäden in schwer zugänglichen Bereichen erkennen.«

 

Im Fokus steht nun der touristische Aspekt. Nicht nur für die Stadt St. Goar, für das gesamte Welterbetal stellt das Projekt eine Bereicherung dar, sind sich alle einig. ). »Die Burg kann künftig ‚weltweit‘ virtuell betrachtet werden, zumindest in Teilen des 3D-Modells - sozusagen als Teaser«, erklärt Falko Hönisch. So kann die Rheinfels noch besser beworben werden. Das volle VR-Erlebnis wird es dann vor Ort auf der Burg geben. »Im Laufe des Sommers soll alles soweit sein.«

 

Aktuell wird an einer möglichst einfachen Handhabung des VR-Rundganges für alle gearbeitet. Weitere Möglichkeiten, wie das Einbinden einer Tonspur für eine virtuelle Führung oder Monitore, die den Rundgang zeigen, werden noch beraten. »Auch Menschen, die nichts oder nur sehr beeinträchtigt sehen können, bietet die detailgenaue digitale Erfassung nun die Möglichkeit, mittels texturgenauer 3D-Drucke, einer haptischen Erfassbarkeit der Burg in Teilen«, so Hönisch zur weiteren Option des digitalen Modells. Die Kosten für das 3D-Modell belaufen sich auf rund 140 000 Euro. 50 Prozent wurde mit Leader-Mitteln gefördert. »Das Vorhaben entspricht der Entwicklungsstrategie«, sagt VG-Bürgermeister Peter Unkel. »Es werden der Erhalt der Baukultur sowie die touristische Entwicklung berücksichtigt.«

 

Die Burg Rheinfels ist eine der größten Festungsanlagen Europas und ein Anziehungspunkt für jährlich tausende Touristen im Welterbetal. Mit dem VR-Rundgang ist die Burgruine in Zukunft barrierefrei erlebbar. Das gilt natürlich besonders für die Wehr- und Mienengänge, die zum Teil noch erhalten sind und aktuell nur im Rahmen einer Führung erkundet werden können.


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