Andreas Bender

Schmiedel feiert Jubiläum: 175 Jahre für Kinder im Einsatz

Nannhausen. Vor 175 Jahren begann mit dem Einzug der ersten beiden Kinder in das Pflegehaus in Michelbach die Geschichte des Schmiedel e.V. Wir blicken in die Historie.

Das Leitungsteam heute (v.l.): Vorständin Rita Seeger mit Christoph Schwickart, Jens Müller und Martina Altmaier.

Das Leitungsteam heute (v.l.): Vorständin Rita Seeger mit Christoph Schwickart, Jens Müller und Martina Altmaier.

Bild: Joschka Link

Im Jahr 1849 wurde der Verein zur »Errettung der verwahrlosten Jugend« gegründet, in Folge der Hungersnot der Jahre 1816 und 1817 sowie den Folgen der Missernte aufgrund von Kartoffelfäule 1846 bis 1848. In dieser Zeit entstand in vielen Orten Deutschlands die Diakoniebewegung. In Simmern wurde auf Initiative von Julius Karl Georg Reuß der Bau eines Rettungshauses für verwahrloste Kinder beschlossen und in Angriff genommen. 

 

Nur ein Jahr später wurde ein erster Schritt gemacht: Zwei Kinder zogen in ein gemietetes Haus in Michelbach ein. Das sieht der heutige Schmiedel e.V. als Geburtsstunde an. Noch im selben Jahr erfolgte der Kauf des Forstdistrikts »Auf dem Schmiedel«, und das erste Bauernhaus wurde bezogen. Am 30. September 1851 war es schließlich so weit: Das neue Rettungshaus – das »Mutterhaus« – auf dem Schmiedel wurde feierlich eingeweiht. Bis 1901 wurden fünf weitere Häuser erbaut und als Rettungshäuser eröffnet, die vielen benachteiligten Kindern Schutz und eine Perspektive auf ein besseres Leben boten.

 

Im Jahr 1869 wurde auf dem Schmiedel die Präparandenanstalt eröffnet – eine Ausbildungsstätte für angehende Lehrer. Ein zweiter Arbeitszweig kam von 1856 bis 1939 hinzu: Die Konfirmandenanstalt. Hier wurden Kinder aus »der Diaspora« (aus nicht evangelisch geprägten Gebieten) aufgenommen, um sie auf die Konfirmation vorzubereiten und in ihrer religiösen Bildung zu fördern. Am 15. April 1939 wurden das Kinderheim und das Diaspora-Waisenhaus unter einem neuen Namen zusammengeführt: das »Kinderheim auf dem Schmiedel«. 1956 folgte die Eintragung in das Vereinsregister als »Verein der Schmiedelanstalten«.

 

Ein weiterer Meilenstein in der Historie war die Eröffnung der ersten Außenwohngruppe im Jahr 1978. Heute sind es acht Außenwohngruppen. Die 1980er Jahre brachten Erweiterungen des Angebotes: Neben Tagesgruppen und dem Erziehungshilfezentrum wurde auch ambulante Hilfe zur Erziehung sowie intensive Wohngruppen eingeführt. 1994 wurde der diakonische Auftrag erweitert, als die Evangelische Behindertenhilfe als zweiter Geschäftsbereich eingerichtet wurde. Vier Jahre später folgte die Eröffnung des Julius-Reuß-Wohnheims in Kastellaun.

 

Im Jahr 2007 wurde das Evangelische Bildungszentrum Schmiedel als gGmbH ins Leben gerufen, dessen Ausbildungs-, Qualifizierungs- und Coaching-Konzepte später von Schmiedel e.V. übernommen wurden. So heißt der Verein seit 2015. 

 

Heute zählt man 121 stationäre Plätze sowie Ambulante Hilfen zur Erziehung in differenzierten Angeboten für Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Im  Familien-Eltern-Zentrum auf dem Stammgelände in Nannhausen gibt es Platz für zehn Familiensysteme mit Kindern unter sechs Jahren, deren Eltern Unterstützung bei der Erziehung benötigen.

 

Jubiläumsfest

  • Am Freitag, 11. Juli, feiert der Schmiedel e.V. unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Alexander Schweitzer von 11 bis 20 Uhr ein großes Jubiläumsfest am Stammgelände, zu dem alle Interessierten eingeladen sind.
  • Das Programm umfasst unter anderem einen Kunsthandwerkermarkt, Kreativangebote sowie Zirkusvorstellungen mit Kindern, Jugendlichen und Menschen mit Beeinträchtigungen.


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