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Robert Syska

Solwodi-Gründerin Lea Ackermann ist tot

Boppard. Die Bopparder Frauenrechtlerin Schwester Lea Ackermann ist am Dienstag im Alter von 86 Jahren verstorben.
Eine starke Stimme für die Rechte von marginalisierten Frauen ist verstummt: Lea Ackermann ist am Dienstag im Alter von 86 Jahren verstorben.

Eine starke Stimme für die Rechte von marginalisierten Frauen ist verstummt: Lea Ackermann ist am Dienstag im Alter von 86 Jahren verstorben.

Bild: SOLWODI

Ackermann sei schon längere Zeit gesundheitlich angeschlagen gewesen und vor wenigen Wochen in ein Seniorenzentrum nach Trier übergesiedelt. Dort ist sie nach einer Operation am 31. Oktober nicht mehr aus der Narkose aufgewacht. Das teilte die von ihr gegründete Frauenrechtsorganisation SOLWODI mit. Die katholische Ordensschwester wird in Trier beigesetzt.

Lea Ackermann wurde am 2. Februar 1937 in Völklingen geboren und wuchs im Saarland auf. Nachdem sie zunächst eine Banklehre absolviert hatte, trat sie 1960 der Gemeinschaft der Missionsschwestern Unserer Lieben Frau von Afrika (Weiße Schwestern) bei, weil sie ferne Länder und Kulturen faszinierten und sie unbedingt in der Mission arbeiten wollte. Für ihren Orden war sie in Ruanda und Kenia in der Lehrerausbildung tätig. In Afrika erlebte sie das Leid der Frauen, die sich aus Armut prostituieren mussten. Um ihnen zu helfen, gründete sie 1985 in Mombasa/Kenia den Verein SOLWODI - Solidarity with Women in Distress.

Nach Deutschland zurückgekehrt fielen ihr auch hier die Probleme vieler Frauen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte auf, die vom damals boomenden Heiratstourismus, von Prostitution, Zwangsverheiratung und anderen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen waren. Die resolute Ordensschwester handelte und gründete 1987 SOLWODI in Deutschland. Schnell entstanden die ersten Fachberatungsstellen, an die sich Frauen, die Not und Gewalt erfahren haben, wenden konnten und immer noch können. Heute durchzieht ein Netz von 21 Fachberatungsstellen und 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekten das Land. Jährlich berät und begleitet SOLWODI über 2.000 Frauen und ihre Kinder.

"Mit Sr. Lea verliert SOLWODI eine starke Persönlichkeit und charismatische Gründerin. Ihr ist es zu verdanken, dass Themen wie Prostitution und geschlechtsspezifische Gewalt in den späten 80er Jahren überhaupt erst auf die Tagesordnung kamen. Sie hat sich unermüdlich dafür eingesetzt, dass gerade die Gruppe der besonders vulnerablen Frauen - Frauen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte und mit Gewalterfahrungen - Unterstützung erhalten und eine Stimme bekommen," fasst Dr. Maria Decker, die Vorsitzende von SOLWODI, das Wirken von Sr. Lea Ackermann zusammen. Für ihre Lebensleistung wurde die Ordensschwester mit vielen Preisen und dem Bundesverdienstkreuz geehrt.


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