Andreas Bender

Vor 100 Jahren wurde Salzig offiziell »Bad«

Bad Salzig. Die Erbohrung der Mineralheilquellen waren de Grundstein für den Kurbetrieb, der bereits Anfang des 20. Jahrunderts startete.

In diesem Jahr feiert der heutige Bopparder Stadtteil 100 Jahre »Bad« Salzig. 1922 beriet der Gemeinderat über die Erhebung von Salzig zum »Bad«. Nachdem die meisten Skeptiker überzeugt werden konnten, beschloss der Rat mit sieben zu drei Stimmen, bei der Regierung einen entsprechenden Antrag zu stellen.Der genaue Tag der Baderhebung ist nicht mehr festzustellen. Die Verleihungsurkunde ist verloren gegangen. Dies muss aber sehr wahrscheinlich 1925 geschehen sein, da Niederschriften des Rates ab Januar 1926 die amtliche Bezeichnung »Gemeinderat Bad Salzig« tragen.

 

Doch die Wurzeln dieses Kurortes reichen viel weiter zurück und sind eng mit den Heilwasserquellen verbunden. Überlieferungen zufolge waren die Salziger Quellen schon den Römern bekannt. Das Wasser ist vermutlich schon von den römischen Soldaten genutzt worden. Erst ab 1680 finden sich in alten Büchern und Archivakten Nachrichten über die Heilquellen. Doch die wahre Blüte begann mit dem preußischen Hauptmann Theodor von Baginsky, genannt Hoffmann, der 1889 die Quellen erwarb und mit dem Ausbau begann.

 

1901, nach zahlreichen Schwierigkeiten und Herausforderungen, wurde schließlich die erste Quelle, der »Salzborn«, erschlossen. Das Wasser wurde bei einer Prüfungsstation in Darmstadt auf seine heilenden Eigenschaften untersucht und seine heilsamen Wirkungen festgestellt.Von Anfang Mai 1903 bis Juni 1905 wurde eine zweite Bohrung vorgenommen. Diese Quelle nannte man zunächst »Sanitas« (lat. Gesundheit), später erhielt sie die Bezeichnung »Leonorenquelle«. Die Quellen wurden zur Grundlage für den Gesundheitsmarkt von Bad Salzig und der Verkauf von Heilwasser nahm Fahrt auf. Bereits 1902 wurden 10 000 Flaschen des heilenden Wassers versandt.

 

In Bad Salzig hatte man aber mehr im Blick: Einen Kurort. Das Kurgelände inklusive Kurpark wuchs, so auch die Herausforderungen. Im Jahr 1907 wurde das Kurhaus »Zur schönen Aussicht« eröffnet, das später zu einem zentralen Treffpunkt für Gäste und Kurgäste wurde. Weitere Gebäude wie das »Sanitas-Badehaus« und der »Brunnentempel« prägten das Bild des Kurorts. Trotz dieser Erfolge kamen harte Zeiten: Während der Weltwirtschaftskrise in den späten 1920er Jahren erlebte der Badebetrieb einen dramatischen Rückgang. Und auch der Zweite Weltkrieg brachte für Bad Salzig große Rückschläge. Das Kurhaus und die Badeeinrichtungen wurden als Lazarett und Depot genutzt, und der Betrieb kam praktisch zum Erliegen.

 

Auch die Nachkriegszeit war eine schwierige Phase. Die Kuranlagen befanden sich in einem desolaten Zustand. Erst 1956 konnte eine Lösung gefunden werden, als die Landesversicherungsanstalt Rheinland-Pfalz (LVA) die Badeanlagen übernahm und mit der Renovierung begann. Schon 1956 konnte der Badebetrieb in reduzierter Form wieder aufgenommen werden. Ein neuer Aufschwung kam mit dem Neubau des Sanatoriums und einer Erweiterung des Kurangebots in den 1960er Jahren.

 

In den folgenden Jahrzehnten erlebte Bad Salzig verschiedene Wandlungen. In den 1990er Jahren wurde das einstige Heilbad zu einer Rehabilitationsklinik umgewandelt. Dieser Schritt stellte sicher, dass Bad Salzig auch in der modernen Zeit eine wichtige Rolle im Gesundheitswesen spielte. 2006 feierte Bad Salzig sein 100-jähriges Bestehen als Kurort sowie 50 Jahre Übernahme der Kuranlagen durch die LVA.Ab 2019 verausgabte die Deutsche Rentenversicherung als Betreiber viel Geld für die Erweiterung und Sicherung des Salziger Badebetriebs. Über 30 Millionen Euro wurden aufgewendet, um ein weiteres Bettenhaus für 126 Patienten zu bauen. Die Reha-Klinik für Psychosomatik und Psychoonkologie ist nach dem Brand 2023 in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.

 

Die »Leonorenquelle« ist seit 2021 im Besitz der Stadt Boppard; aktuell wird die Trinkhalle am Kurpark und die Zuleitung von der Quelle erneuert.


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