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Abschied vom Klosterleben auf dem Trierer Petrisberg

Seit geraumer Zeit steht fest, dass die zehn Klarissen-Kapuzinerinnen des Klosters St. Clara auf dem Petrisberg ihre Räumlichkeiten verlassen und nach Mainz ziehen. Bischof Josef Ackermann hatte die Nonnen bereits in einem feierlichen Gottesdienst verabschiedet. Ende November soll es dann so weit sein.

Die Vorfahren der Nonnen stammen aus Frankreich, von wo sie im 19. Jahrhundert vertrieben wurden. Sie ließen sich in Vaals (Niederlande) nieder und ein Teil zog über Umwege 1920 nach Trier auf den Kiewelsberg in Heiligkreuz. Zehn Jahre später fanden sie ihren heutigen, beschaulichen Platz auf dem Petrisberg. Die Schwestern beziehen sich in ihrer Lebensweise auf die Heiligen Klara und Franz von Assisi aus dem 13. Jahrhundert. Dazu gehören vor allen Dingen das Gebet und das größtenteils autonome Leben. Der kontemplative Orden, was die innere Betrachtung meint, begegnet Gott mit einer täglichen Eucharistiefeier, der Stundenliturgie und im fürbittenden Gebet. Alles in Klausur, das heißt Abgeschiedenheit, im Schweigen und persönlicher Armut. Sie leben von dem, was sie selbst anbauen und Spenden und geben dafür gerne Rat in Lebenskrisen.

Vorteile des Standorts

Dies lässt natürlich die Frage offen, weshalb nach fast 100 Jahren das Kloster verlassen wird und was mit ihm geschieht. Der Petrisberg hat sich mit dem Wissenschaftspark und der Ansiedlung vieler Firmen und Agenturen sowie diverser Ärzte im Laufe der Zeit zu einem Kernpunkt der Trierer Wirtschaft entwickelt. Das Gelände nahe diesem Wirtschaftszentrum und oberhalb des Amphitheaters mit einem himmlischen Ausblick auf Trier bietet immer noch viel Fläche für modernes Wohnen und Leben. Muss das Kloster nun vielleicht Bauvorhaben weichen?

Gründe zu gehen

Äbtissin Schwester Maria Benedikta weiß nicht, was aus dem Kloster wird. Der Grund, zu gehen, liegt für sie in den Umständen: Die Nonnen in gehobenem Alter können die Aufgaben eines solchen Grundstücks nicht mehr allein bewältigen. Neben dem Haushalt, der Gartenpflege, der Verwaltung und der Pflege von Kranken fehlt ihnen die Zeit für das Wesentliche, nämlich das Beten. Außerdem geht das Alter auch an ihnen nicht spurlos vorbei. Viele Treppenstufen machen es den Schwestern nicht leicht, sich fortzubewegen. Da kam die Einladung der fünf Klarissen-Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung in Mainz gerade recht. Dorthin werden sie nun Ende des Jahres ziehen. Doch leicht fällt es ihnen nicht. Es ist "ausnahmslos schwer für uns", betont Schwester Benedikta mit leisem Bedauern. Auch von außen werden immer wieder Stimmen laut, die es traurig stimmt, dass die Ruhe ausstrahlenden, zurückgezogenen Nonnen nun, nach fast einem Jahrhundert, gehen. SF


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