Nico Lautwein

Bronze-Gigant auf Zeitreise: Marc Aurel Statur am Porta-Nigra-Vorplatz 

Trier. Vor der Porta Nigra zieht eine monumentale Bronzeskulptur die Blicke auf sich – eine moderne Reiterstatue im Dialog mit der Antike. Bis Herbst ist das Werk in der ältesten Stadt Deutschlands zu sehen.

Ein neuer Blickfang zieht derzeit die Aufmerksamkeit der Passantinnen und Passanten auf dem Vorplatz der Porta Nigra in Trier auf sich: Eine mächtige Bronzeskulptur - halb Pferd, halb Erinnerung an die Antike - erhebt sich vor dem berühmten römischen Stadttor. Die überlebensgroße Darstellung eines Pferdekopfs mit Reiterbüste ist nicht nur in ihrer Präsenz beeindruckend, sondern auch durch ihre besondere künstlerische Sprache.

Zwischen Antike und Moderne

Die grünlich patinierte Oberfläche, die kunstvoll modellierten Details und die abstrakt anmutende Sockelkonstruktion erinnern an historische Vorbilder, gehen jedoch weit über klassische Abbildungen hinaus. Statt einer vollständigen Reiterstatue tritt hier eine fragmentierte, fast surreal wirkende Komposition in Erscheinung: Der Pferdekopf ist sorgfältig ausgearbeitet – kraftvoll und expressiv –, während der Körper in einem zylindrischen Aufbau verschwindet, der eher an moderne Skulpturentraditionen erinnert als an römische Monumente.

Römisches Erbe trifft künstlerische Vision

Im Hintergrund erhebt sich die Porta Nigra, die römische Kulisse verleiht dem Werk zusätzlich Tiefe und Kontext. Die unmittelbare Nähe zur Antike verleiht dem Ensemble eine eigene Dynamik – die Gegenwart trifft auf Geschichte, Bronze auf Basalt, moderne Interpretation auf römisches Erbe.

Ein Werk des Bildhauers Arthur Spronken

Die Skulptur stammt aus dem Werk des niederländischen Künstlers Arthur Spronken, der sich seit den 1980er Jahren intensiv mit dem Thema Reiterstandbild auseinandersetzte. Ursprünglich als freie Annäherung an das berühmte Marc-Aurel-Denkmal in Rom geplant, entwickelte sich das Werk zu einer ganz eigenen, künstlerisch losgelösten Vision. Der expressive Stil hebt sich bewusst von musealen Repliken ab und schafft eine neue, fast poetische Erzählweise über Macht, Bewegung und Erinnerung.

Temporäre Leihgabe mit Symbolkraft

Nach Trier gelangte die Skulptur durch die Initiative der Familie Spronken: Der Sohn des Künstlers, selbst begeistert von der historischen Stadt, stellte das Werk als temporäre Leihgabe zur Verfügung – nicht zuletzt als Beitrag zur römisch geprägten Landesausstellung. Der Transport erfolgte aus den Niederlanden, das Aufstellen übernahm die Stadt in Kooperation mit dem Stadtmuseum.

Markante Präsenz im öffentlichen Raum

Mit einem Gewicht von rund neun Tonnen überragt das Werk sogar die bekannte Marx-Statue auf dem nahegelegenen Simeonstiftplatz – nicht nur physisch, sondern auch durch seine ungewöhnliche Formensprache. Schon in den ersten Tagen entwickelte sich die Skulptur zu einem beliebten Fotomotiv, vor allem durch ihre markante Präsenz und die eindrucksvolle Kulisse.

Vergangenheit im Dialog mit der Gegenwart

Ob als Hommage an die römische Geschichte Triers oder als eigenständiges Kunstwerk unserer Zeit – dieses bronzene Monument beweist, dass Vergangenes und Gegenwärtiges im öffentlichen Raum zu einem neuen Dialog finden können. Bis zum Herbst wird das Werk in Trier bleiben – ein kurzer, aber prägnanter Aufenthalt auf Zeitreise.



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