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Das große Leid der kleinen Kätzchen

Krank, verletzt, abgemagert: In Deutschland gibt es schätzungsweise zwei Millionen frei lebende Katzen. Diese Straßenkatzen bekommen jetzt im Frühjahr weiteren Nachwuchs. Auch das Trierer Tierheim kennt das Problem. Jahr für Jahr stellen die ungewollten Kätzchen das Heim vor eine große Herausforderung.

Sechs Kätzinnen haben aktuell mit ihren Jungen im Trierer Tierheim einen vorübergehenden Unterschlupf gefunden. Fünf der Tiere stammen aus Franzenheim, eines aus Gusterath. Einen Besitzer haben sie alle nicht. Anwohner hatten das Tierheim über die streunenden Katzen informiert. Die Tiere konnten wenig später eingefangen werden und bescherten dem Tierheim dann einen wahren Kätzchensegen. So niedlich die kleinen Stubentiger sind, wirklich freuen kann sich Tierheimleiterin Anna Jutz darüber nur bedingt. "Das werden nicht die letzten sein", sagt sie. "Der Mai ist meist erst der Start in die Kätzchensaison. Die kann sich bis in den Spätherbst hineinziehen." Enorme Herausforderung Der alljährliche Katzennachwuchs stellt das Trierer Tierheim vor eine enorme Herausforderung. »Die Muttertiere und die Jungen müssen versorgt und untergebracht werden. Das führt häufig zu Platzproblemen. Manchmal können wir deshalb keine weiteren Tiere mehr aufnehmen«, so Jutz.
Zu den Würfen gesellen sich regelmäßig Waisenkätzchen, die mit der Flasche aufgezogen werden müssen –  wie der kleiner Sailor (Foto). Er wurde im Keller eines Trierer Privathauses gefunden, von seiner Mutter oder Geschwistern keine Spur. "Wir gehen davon aus, dass er von der Straße in den Keller gefallen ist", sagt Anna Jutz. Bei dem Sturz verletzte sich der kleine Kater das rechte Auge. Es musste entfernt werden. Sailor hatte allerdings Glück im Unglück. Die Bewohner des Hauses möchten ihn bei sich aufnehmen, sobald er wieder fit ist.

Elendes Leben

Die meisten Würfe, die das Tierheim aufnimmt, kommen von halbwilden Straßenkatzen. Die wiederum stammen ursprünglich von ausgesetzten und zurückgelassenen Hauskatzen oder unkastrierten Freigängern ab, die sich dann unkontrolliert vermehrten. Genau das bedeutet für die Tiere aber oft ein elendes Leben: Viele der Straßenkatzen sind unterernährt, da sie nicht in der Lage sind, sich und ihre Nachkommen vollständig alleine zu versorgen. Oft haben die Tiere durch die Mangelernährung Katzenschnupfen und Parasiten wie Würmer und Flöhe. Viele der Jungkatzen erreichen das Erwachsenenalter nicht. Revierkämpfe sorgen zusätzlich für Verletzungen und Krankheitsübertragungen. Schwere Vermittlung Auch wenn die Tiere eingefangen und aufgepäppelt werden können – sie zu vermitteln, ist fast unmöglich. "Sie sind Menschen nicht gewohnt und leben in Freiheit. Sie einzusperren, wäre Quälerei", sagt Anna Jutz. Das Tierheim versucht deshalb die Katzen nach der Kastration wieder auszuwildern und Futterstellen einzurichten – vorausgesetzt, die Anwohner haben nichts dagegen. Anna Jutz appelliert deshalb an alle Katzenhalter, ihre Tiere kastrieren zu lassen. Nur so kann das Leid der Katzen dauerhaft gemindert werden. Zeitgleich räumt die Tierheimleitern auch mit Klischees auf. "Es gibt Leute, die denken, dass eine Kätzin einmal geworfen haben muss, damit sie Mäuse fängt, und dass kastrierte Kater fett und faul sind. Das stimmt allerdings beides nicht", sagt sie. "Das sind allerdings oft die Gründe, warum Freigänger nicht kastriert werden."

Katzenleid verhindern

Der Deutsche Tierschutzbund hat vor Kurzem die Kampagne "Die Straße ist grausam. Kastration harmlos" gestartet. Damit will der Verein den Zusammenhang zwischen dem Leid der Straßenkatzen und der Wichtigkeit der Kastration von Freigängerkatzen hervorheben. Infos unter gibt es hier.
Das Trierer Tierheim ist bei der Versorgung seiner Straßenkatzen auf Spenden angewiesen. Spendenkonto: IBAN: DE91 5855 0130 0000 1552 00; SWIFT-BIC: TRISDE55. Infos zum Tierheim gibt es hier.


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