Volker Gebhardt ist einer der national gefragtesten Toningenieure. Bushido, Cro und Lil Wayne vertrauen ihm. Seine Aufgabe ist es, der Musik den Tiefgang und die Emotionen zu verleihen. Er arbeitet mit internationalen Größen zusammen und bleibt selbst doch lieber im Hintergrund. Viel Aufsehen um seine Person mag er nicht. Dem WochenSpiegel gestattete er dennoch einen Blick in sein Allerheiligstes.
Im beschaulichen Gusterath hat Volker Gebhardt sein Tonstudio eingerichtet. Hier gibt es Boxen mit ordentlich Wums, ein riesiges Mischboard mit Bildschirm und draußen viel Natur. Seinen Gästen gefällt es. Die jamaikanische Sängerin CeCile zum Beispiel hat sich hier direkt wohl gefühlt, wie Gebhardt erzählt. "Sie meinte, es ist wie bei ihr zuhause. Das ist sicherlich ein Bonus an Gusterath." Er selbst schätzt an dem kleinen Ort besonders die Ruhe - und die braucht er als Toningenieur auch, um sich voll auf die Musik konzentrieren zu können. "Mein Fachgebiet ist das Mix- und Mastering. Ich mache also die Fein- und Endbearbeitung", erklärt er. Das, was später auf der CD zu hören ist, ist sein Werk. Er verleiht den Songs den Tiefgang, die Emotionen. "Man könnte auch sagen, der Produzent ist der Architekt und ich bin der Bauleiter, der den Song am Ende des Tages gestaltet."
Begehrt in der Musikszene
Mit zahlreichen nationalen und internationalen Künstlern hat der gebürtige Trierer schon zusammengearbeitet. Darunter die US-Rapper Lil Wayne und Tyga sowie deutsche Größen á la Sido, Bushido, Cro und die Orsons. Der 36-Jährige ist begehrt in der Musikszene. Mit ihm einen Interviewtermin zu finden ist deshalb auch gar nicht so einfach. Feste Arbeitszeiten gibt es bei Gebhardt nämlich nicht. Oft passiert es, dass kurzfristig eine Deadline geändert wird oder ein neues Projekt dazu kommt. Für den 36-Jährigen bedeutet das dann meist eine Nachtschicht. Ihn stört es nicht. "Ich liebe meinen Job und habe mich bewusst für dieses Leben entschieden", sagt er.
Selbst als Künstler und DJ aktiv
Die Liebe zur Musik kristallisierte sich bei Volker Gebhardt früh raus. "Ich bin durch meine Eltern musikalisch vorgeprägt. Mein Vater hat viel orchestrale Musik gehört und meine Mutter Rock, Soul und Disco. Ich soll schon als Kind mit Kopfhörern vor der Musikanlage gesessen haben", sagt er lächelnd. Durch seinen älteren Bruder landete er beim HipHop. Mit den Trierer Creatief und THM Squad war er in jüngeren Jahren selbst als Künstler unterwegs. Als DJ IDR legte er außerdem in verschiedenen Clubs auf und war zusammen mit Carsten Rausch eine zeitlang als Dozent an der DJ-Schule der Modern Music School tätig. 1998 fing er selbst an Musik zu produzieren. Anfangs allerdings nur nebenbei. Beruflich sollte es ursprünglich in eine andere Richtung gehen: Gebhardt studierte Computerlinguistik und Psychologie an der Uni.
Startschuss mit Azad
2007 ergab sich für Volker Gebhardt dann die Möglichkeit seine Passion zum Beruf zu machen: Deutsch-Rapper Azad wollte, dass er seine Songs mischt. "Das war der Startschuss. Ich bin einfach meinem Herzen gefolgt", sagt Gebhardt heute. Die Entscheidung war die richtige. Danach meldeten sich zahlreiche weitere Künstler bei ihm – die Mehrzahl gehört heute noch zu seinem Kundenstamm.
Musik als Kanalisation von Emotion
Viele der Musiker, mit denen Volker Gebhardt arbeitet, machen HipHop oder Rap. Festgelegt auf ein bestimmtes Genre ist er aber nicht. "Jede Musikrichtung hat ihre emotionale Herangehensweise. Es gibt gute und schlechte Musik, aber das hat nichts mit dem Genre zu tun", sagt er. Wichtig für ihn ist es, dass die Musik etwas transportiert, eine Botschaft enthält. "Musik ist für mich die Kanalisation von Emotion. Sie bewegt mich, mit ihr kann ich die Außenwelt ausblenden und mich auf das Wesentliche konzentrieren." Und das Wesentliche ist für Gebhardt gerade der Song, an dem er arbeitet…
Info: Mischen und Mastern
Beim Mischen erhält Volker Gebhardt die Einzelspuren eines Songs (Gesang und Instrumente haben jeweils eigene Spuren). Je nach Größe des Songs können das schon mal bis zu 120 Spuren sein. Diese mischt er dann so zusammen, dass sie homogen klingen. Bis zu einem Tag braucht Gebhardt für das Mischen eines Songs. Beim Mastering wird das Fein-Tuning gemacht. Hier wird beispielsweise geschaut, dass alle Songs gleich laut sind. Für das Mastern eines Songs braucht Volker Gebhardt im Schnitt etwas länger als 15 Minuten.