»Ehrenamtliche leben die Willkommenskultur«
Die Beratungsstelle für Flüchtlinge in der Beethovengalerie in Konz ist seit Anfang Juli 2015 die neue Wirkungsstätte des Trierers Thomas Zuche. Er ist Ansprechpartner für Menschen aus der Verbandsgemeinde Konz, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren möchten. Zu seinen Aufgaben gehört aber nicht nur, Ehrenamtliche zu gewinnen, sondern auch, diese auf ihre Aufgaben vorzubereiten. Einmal monatlich findet ein Austauschtreffen im Beratungszentrum statt. »Das ist ein Ort, wo alle hinkommen können, um sich auszutauschen. Jeder, der sich für Flüchtlingshilfe interessiert, ist willkommen«, sagt Zuche. Seit Mitte vergangenen Jahres haben sich rund 130 Menschen bei ihm gemeldet. 47 davon sind heute regelmäßig in der Flüchtlingshilfe aktiv.
Sprachpaten und Integrationslotsen
Zu den Schulungsangeboten zählt unter anderem die Ausbildung von Sprachpaten. »Eine unserer Helferinnen vermittelt beispielsweise die deutsche Sprache, wenn die Flüchtlinge keine Erfahrungen mit unseren lateinischen Buchstaben haben«, erklärt Zuche.Auch »Integrationslotsen« bildet das Beratungszentrum aus. Diese lernen in einem 20-stündigen Kurs, wie man beispielsweise die Flüchtlinge bei Asylanträgen unterstützt, oder aber wie man traumatisierten Menschen, den »verletzten Seelen«, richtig begegnet. »Die Integrationslotsen lernen aber auch, dass sie in manchen Situationen Spezialisten ranlassen müssen – und sie erfahren, wer diese Spezialisten sind«, sagt der 56-Jährige.
Das Aufgabenfeld der Ehrenamtlichen ist vielfältig. So gibt es beispielsweise Helfer, die Flüchtlinge aus den umliegenden Dörfern mit dem Auto zu Sprachkursen fahren. Jeden Freitag führen Helfer, darunter sind auch Flüchtlinge, die als Dolmetscher aushelfen, die Neuankömmlinge durch die Stadt Konz und erklären ihnen, wie beispielsweise der Ticketautomat am Bahnhof funktioniert. »Es ist schön, dass die Politik noch immer von Willkommenskultur spricht, aber die Ehrenamtlichen leben diese Willkommenskultur«, sagt Zuche.
Hilfsbereitschaft ungebrochen
Einen Bruch nach den Ereignissen in der Silvesternacht in Köln und anderen Großstädten, bei denen es zu sexuellen Übergriffen und Diebstahldelikten durch junge Männer mit Migrationshintergrund kam, hat Thomas Zuche nicht festgestellt. »Viele Menschen sind der Meinung, dass man nicht alle Flüchtlinge in einen Topf werfen kann. Dass bei der Flüchtlingsarbeit so viel Positives zurückkommt, trägt seinen Teil zu diesem Meinungsbild bei«, weiß der Ehrenamtskoordinator.Natürlich hätten auch viele Menschen mit Migrationshintergrund die Ereignisse verurteilt, so Zuche. »Anfang des Jahres sind ein anerkannter Flüchtling aus Nigeria und ein Asylsuchender aus Syrien auf mich zugekommen und waren sich einig, das so was wie in Köln nicht geht.« Gemeinsam wird jetzt ein »Kulturknigge für Flüchtlinge« zusammengestellt.
Auch Zuche selbst glaubt nicht, dass die Stimmung gekippt ist: »Es ist klar, dass nicht immer weiter Hunderttausende aufgenommen werden können, aber 80 Millionen plus eine Million sollten wir schaffen. Es haben so viele Menschen dafür gekämpft, dass unser Land heute so liberal ist, das sollten wir uns nicht durch rückwärtsgerichtetes Denken kaputtmachen lassen.«
Kontakt: zuche.thomas@caritas-region-trier.de