FIS

Eine neue Heimat für Cupcake, Lucy und Stups

Krebspest, Gewässerverschmutzung und ein Krieg der Krebse hat dazu geführt, dass der Edelkrebs mittlerweile vom Aussterben bedroht ist. In einer Mitmach-Aktion des Naturparks Saar-Hunsrück siedeln ein Krebsexperte gemeinsam mit Grundschülern die Krustentiere in einem Weiher im Wald bei Züsch wieder an.

Das war ein ganz besonderer Wandertag für die Züscher Grundschüler. Gemeinsam mit dem Flusskrebsexperten Sascha Schleich ging es zu einem abgelegenen Waldteich, um unter fachlicher Anleitung die in heimischen Gefilden ausgestorbenen Edelkrebse im Teich anzusiedeln.

Von der Talsperre Nonnweiler bis zum Dombach: Keine Krebse weit und breit
Bereits 2013 untersuchte der Experte im Auftrag des Naturparks Saar-Hunsrück Gewässer im Einzugsbereich von Züsch – von der Talsperre Nonnweiler bis zum Dombach – auf das Vorkommen von Flusskrebsen. Die Ist-Bestands-ermittlung war die Voraussetzung für weitere Schutzmaßnahmen der heimischen Krebsarten wie Edelkrebse und Steinkrebse. Ganz spannend wurde es, als Sascha Schleich sein »Anschauungsobjekt« hervornahm und den Kindern präsentierte. Während sich einige Kinder dem fünfjährigen Vorzeigekrebs nur langsam näherten, konnten ganz Mutige, wie Connor Schmitt und Leon Weis aus Neuhütten, gar nicht nahe genug ran an das schwarze Panzertierchen. Dass man den Krebs nicht so einfach anfassen kann, demonstrierte Sascha Schleich mit einem Holzstück, das er dem zappelnden Tier vor seine kräftigen Scheren hielt. Der Krebs hat so viel Kraft, dass er sich an dem Holz festhalten kann. Bevor es für Cupcake, Lucy, Stups, Charlie und Wospie sowie all die anderen kleinen Edelkrebse dann endlich ins Wasser ging, hatten die Züscher Schüler noch viele Fragen an den Krebsexperten. Rein ins Wasser: Lebe wohl, kleiner Krebs "Wie lange dauert es, bis ein Krebs von Züsch nach Hermeskeil läuft?", wollte Mila Rüdenauer wissen. "Was ist, wenn der Krebs zur Toilette muss", fragte Connor Schmitt. Geduldig beantwortete Sascha Schleich alle Fragen. Dann kam der spannende Moment. Sascha Schleich überreichte jedem Schüler ein Gläschen mit einem kleinen Krebs (Sömmerling). Bevor es dann für die Krebse - insgesamt wurden 300 Stück ausgesetzt - in die neue Heimat ging, durfte jedes Kind seinem Krebs einen Namen geben. Andächtig und mit größter Vorsicht beäugten die Kinder ihren kleinen Schützling und entließen ihn sanft mit einem freundlichen "Lebe wohl" oder "Mach's gut" in das ruhige Gewässer im Wald. Naturpark Saar-Hunsrück will Menschen für die biologische Vielfalt sensibilisieren "Ein zentrales Anliegen des Naturparks ist es, die Menschen für den Erhalt der biologischen Vielfalt zu sensibilisieren und bei Projekten mit einzubinden", sagte Naturpark Umweltbildungsreferentin Susanne Schmid. Dadurch könne die regionale Identität gestärkt und zur Stiftung eines "Wir-Gefühls" beigetragen werden. "Die Möglichkeit, faszinierende Phänomene aus der Natur hautnah mitzuverfolgen, trägt gerade bei Kindern dazu bei, ein besonderes Bewusstsein für komplexe natürliche Zusammenhänge in der Natur zu schaffen. Dadurch leistet der Naturpark Saar-Hunsrück einen wichtigen Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung und legt den Grundstein für ein späteres zukunftsorientiertes Handeln", betont die Umweltexpertin weiter. Besatzaktion bei den Züscher Anglern Tags zuvor fand bereits eine erste Besatzaktion am Weiher des Angelvereins statt. Die Züscher Angler waren ebenso wie die Kinder gleich Feuer und Flamme für die gute Sache des Naturparks und wollen so ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten. Gerade Angler sind eine wichtige Zielfgruppe, weiß Susanne Schmid, denn sie kennen die Gewässer vor Ort und können häufig durch ihre Beobachtungen wichtige Hinweise auf die im Gewässer vorkommenden Arten machen. Der Naturpark Saar-Hunsrück führt - mit finanzieller Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz - seit vielen Jahren im Rahmen des Naturpark-Handlungsprogramms Maßnahmen zur Sicherung der biologischen Vielfalt  durch, so unter anderem auch zur Sicherung der Edelkrebsvorkommen im Naturpark. Warum ist der Flusskrebs vom Aussterben bedroht? Der Edelkrebs, auch Europäischer Flusskrebs genannt, war in Mitteleuropas Binnengewässern einst weit verbreitet. Dann dezimierte die Krebspest – eine tödliche Infektion – die Bestände. Den Seuchenzug hatten amerikanische Flusskrebse ausgelöst. Drei eingeschleppte nordamerikanische Krebsarten, die selbst gegen die Krebspest immun sind, machten sich über die einheimischen Flusskrebse her. Die amerikanischen Krebse sind aggressiver, wachsen schneller und haben mehr Nachkommen als die heimischen Arten. Ein weiterer Grund für das Schrumpfen der Krebsbestände ist die jahrzehntelange Schädigung der Gewässer. Zentrales Anliegen des Naturparks Saar-Hunsrück ist deshalb die Sensibilisierung der Menschen für den Erhalt der biologischen Vielfalt in heimischen Gewässern. FIS


Weitere Nachrichten aus Stadt Trier
Meistgelesen