Claudia Neumann

Es war einmal... Adelheid von Besselich

Trier. Die im 15. Jahrhundert in Trier geborene Adelheid von Besselich gilt als wichtigste Trierer Gönnerin des Mittelalters.

Das einzige Bildnis Adelheids findet sich heute an der "Judassäule" in der Liebfrauenkirche (unten rechts)

Das einzige Bildnis Adelheids findet sich heute an der "Judassäule" in der Liebfrauenkirche (unten rechts)

Bild: Claudia Neumann

Ihr Vater, Peter von Besselich, war Stadtschreiber und gehörte damit zur städtischen Funktionselite. Mit dem Metzgermeister Clas von Zerf ging sie indes eine turbulente Ehe ein. Unter den Bedürftigen der Stadt genoss Adelheid von Besselich einen sprichwörtlich legendären Ruf. Ihr Haus war Zufluchtsstätte der Armen, im Winter brannten beständig die Öfen und die Hilfesuchenden wurden dort mit Lebensmittel versorgt.

Ihren Ruf als mildtätige Gönnerin festigte die Patrizierin mit zahlreichen großen und kleinen Spenden - oftmals zugunsten der Kirche und des Gottesdienstes. Ihre wohl auffälligste und auch noch heute zu bestaunende Spende war und ist die Aufstockung des Turmes der St. Gangolf Kirche am Hauptmarkt, die Adelheid von Besselich aus eigenen Mitteln finanzierte, zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger.

Ehe mit Clas von Zerf

Diese Spendenbereitschaft kam jedoch nicht aus heiterem Himmel. Als sie sich mit Clas von Zerf verheiratete, wusste sie wohl noch nicht, welchen Wandel ihr Leben vollziehen wird. Clas entstammte einer vermögenden Metzgerfamilie aus Zerf. Er selbst erlernte das Handwerk, nicht zuletzt auch wegen seiner kräftigen Statur.

Gottfried Kentenich: "In den Tagen etwa, da Johann von Baden in Trier einritt, wird sie [Adelheid] ihm [Clas] die Hand zum Ehebund gereicht haben. Freude und Leid hat sie mit ihrem Manne geteilt, und der Tage des Leids sind mehr gewesen, als Freude." (Kentenich, Gottfried: Aus dem Leben einer Trierer Patrizierin, Trier 1909, S. 32.)

Oft trieb er sich herum, verspielte seinen Besitz, wurde gar von seinen eigenen Freunden und Angehörigen festgesetzt und dem Stadtgericht übergeben, wie zeitgenössische Prozessakten zeigen. Sein Gelöbnis nach Besserung hielt nicht lange. So geriet er 1496 in Köln in einen Streit, in dessen Folge er die Stadt befehdete und deren Bürger auf ihren Kauffahrten zu schädigen suchte.

Zwischenzeitlich gelang es ihm jedoch, sich in das hohe Amt des Stadtschöffen einzukaufen, später wurde er Bürgermeister. Abermals im Konflikt mit der Stadt Trier stehend floh er zusammen mit Adelheid nach Metz, was die Konfiskation des ehelichen Besitzes führte.

1493 stirbt Clas von Zerf, was das Leben Adelheids wiederum herumwirft.

Im gleichen Jahr erhielt sie nach Aussöhnung mit Stadt und Erzbischof ihre Güter zurück und zog mitsamt des Leichnams ihres Gatten wieder in Trier ein.

Karitative Tätigkeit

Ab diesem Zeitpunkt setzte Adelheids umfassende karitative Tätigkeit ein. Neben dem Turm St. Gangolf stiftete sie vermutlich auch einen im gotischen Stil ausgeführten Brunnen auf dem Hauptmarkt - den Vorgängerbau des heutigen barocken Petrusbrunnens.

Desweiteren berichten die Quellen von einem eisernen Geländer am Aufgang der ehemaligen St. Simeonskirche (heute Porta Nigra), das am Anfang und Ende Wappen Adelheids von Besselich zierten.

Das einzige Bildnis Adelheids findet sich heute an der "Judassäule" in der Liebfrauenkirche. Dort steht sie zusammen mit Clas von Zerf - eindeutig identifizierbar an ihren individuellen Wappen - am Fuße des Apostel Judas (Thaddäus): Ein Hinweis darauf, dass Adelheid von Besselich die Bildnisse der zwölf Apostel - jeweils einer pro Säule - stiftete.

Einst außerhalb der Stadtmauern gelegen und häufiges Ziel von Prozessionen, ließ Adelheid Wege zu den Abteien St. Maximin, St. Matthias und St. Marien anlegen; in der Pfarrkirche St. Gangolf besaß sie einen eigenen, kunstvoll gestalteten Kirchenstuhl.

Im Jahre 1525 stirbt Adelheid von Besselich in Trier.


Meistgelesen