

Nach dem Workshop zu den Leitfragen hatten die 67 von der Volkshochschule per Los oder auf Vorschlag von Kooperationspartnern ausgewählten Teilnehmer in der von Tilmann Schöberl moderierten Diskussion die Möglichkeit, der Kanzlerin ihre Fragen zu europäischen Themen zu stellen.
Merkel zeigte sich dabei in allen Themenbereichen sattelfest und versprach dort, wo sie in Detailfragen passen musste - etwa bei der Möglichkeit einer geringeren Besteuerung für Heimarbeit bei Grenzgängern - im Nachgang schriftlich zu antworten.
Bei den durchweg von viel Fachwissen geprägten Fragen der Bürger wurden aber auch zahlreiche europäische Schwachstellen deutlich. So musste Merkel zugeben, dass die europäische Sozialgesetzgebung einem Flickenteppich gleiche, bei dem beispielsweise große Differenzen im Mindestlohnbereich (Bulgarien 1 Euro, Deutschland 9 Euro) bestünden. Einige Staaten würden zudem keine mit Deutschland vergleichbaren sozialen Sicherungssysteme für Pflege-, Arbeitslosigkeits- oder Krankheitsfälle kennen.
Auch die unterschiedliche Steuergesetzgebung zähle zu den großen europäischen Baustellen. Dies sei auch der Grund, weshalb in Luxemburg der Nettoverdienst deutlich höher liege als in Deutschland. Immerhin sei aber mit der baldigen Einführung einer Börsensteuer zu rechnen, die zwar nicht die oft geforderte Finanztransaktionsteuer ersetze, aber ein erster Schritt in diese Richtung sei, so Merkel.
Abschließend zeigte sich die Kanzlerin erfreut darüber, dass sie bislang bei ihren Bürgerdialogen keine europäische Neiddebatte erlebt habe und rief dazu auf, für die Europäische Idee und die damit verbundenen Werte zu kämpfen, "weil es sich lohne".