

1. Seit vielen Jahren schon sind Sie sozusagen „im Dienste Ihrer Majestät“ ständig zu Gast in den europäischen Königshäusern. Wie viele „blaues Blut“ steckt mittlerweile in Ihnen?
(lacht) Zum Glück gar keines. Meine Familie ist nachweislich bürgerlich, unsere Wurzeln liegen im Grenzgebiet zu Belgien. Irgendeinen Urahnen hat es dann nach Trier verschlagen. Er soll Küfermeister gewesen sein. Ich sage immer: Karl Marx, Guildo Horn und ich sind die bekanntesten Söhne meiner schönen Heimatstadt.
2. Wie sind Sie eigentlich Adelsexperte geworden und woher beziehen Sie Ihre Informationen?
Ich arbeite seit 1991 bei RTL, nachdem ich eine Banklehre bei der damaligen Stadtsparkasse Trier beendet hatte. Durch den Unfalltod von Prinzessin Diana kam ich zum Thema Royals und das hat mich seitdem nie mehr losgelassen. Und: Das Royal Business boomt! Mehr denn je.
3. Denken Sie, es ist ein allgemeiner Trend in den Königshäusern, sich mit den Normalbürgern zu vermischen? In Schweden hat die künftige Königin Victoria mit dem Fitnessberater Daniel Westling eine Familie gegründet, ihre Schwester Madeleine tat’s ihr gleich mit Investmentbanker Chris O’Neil und Carl Philip und das Ex-Unterwäsche-Model Sofia Hellqvist erwarten gerade ihr erstes Kind. Gleiches auch in Norwegen. Die Königskinder holen sich alle Partner aus dem Volke, wird das sogenannte blaue Blut da verdünnt?
Klar verdünnt sich das blaue Blut, aber das ist auch notwendig und richtig. Alle Königshäuser bekommen (viel) Geld vom Steuerzahler für ihre Aufgaben und Pflichten. Und da ist es sehr sinnvoll, dass die Bodenhaftung und der Bezug zum normalen Volk nicht verloren gehen.
4. Geben Sie unseren Leserinnen doch mal einen Tipp! Wie kommt als „Normalo-Frau“ eigentlich an so einen Adeligen ran?
Ich könnte da was machen … (lacht)
5. Wie sehen Sie die Zukunft der Monarchie? Glauben Sie, dass diese irgendwann nicht mehr zeitgemäß ist?
Alle Umfragen in allen europäischen Monarchien zeigen: Diese Staatsform ist im Volk verankert, es gibt wenig Gegner und keinerlei politische Ambitionen, den König oder die Königin zu stürzen, um eine Republik zu errichten. In Großbritannien liegen die Werte der Queen-Befürworter bei deutlich über 80 %. Und vor allem die „Jungen Könige“ in den Niederlanden, in Spanien und Belgien, aber bald auch in Norwegen, Dänemark und Schweden zeigen, dass die Blaublüter perfekte Werbeträger und Repräsentanten für ihre Länder sind. Nichts gegen Herrn Gauck, aber eine hübsche deutsche Königin oder ein charmanter König für Deutschland, würde mir persönlich sehr gut gefallen.
6. In Holland und Belgien hat ja bereits ein Generationenwechsel stattgefunden. Wartet Prinz Charles immer noch darauf, eines Tages König zu werden oder überlässt er die Krone gleich seinen Sohn Prinz William?
Ich gehe jede Wette ein: Charles wird einmal König und wenn esauch nur für die Geschichtsbücher ist. Außerdem will er William und Catherine noch so viel Zeit ohne die Krone wie möglich bescheren. Charles wartet nun schon sein ganzes Leben darauf und ich würde es ihm gönnen. Wobei: Die Queen wird ja erst 90; für Windsor-Verhältnisse ist sie ja noch ein junges Ding (Lacht)
7. Die Königshäuser sind auch immer für einen Skandal gut. Während Spaniens EX- König Juan Carlos als Ehrenmitglied des WWF auf Elefantenjagd geht, geht König Carl Gustav von Schweden ganz volksnah auf Tuchfühlung mit einer schwedischen Sängerin. Der deutsche Hochadel ist auch nicht besser: Prinz Ernst August von Hannover ist inzwischen besser als Prügelprinz bekannt, Prinz Ferfried (Fuffi), von Hohenzollern macht Schlagzeilen wegen Insolvenzverschleppung. Ist der Hochadel überhaupt noch als Vorbild anzusehen?
Hochadel hat ja nicht automatisch etwas mit Vorbild-Funktion zu tun. Es gibt viele Bürgerliche, die mich mehr beeindrucken, als Blaublüter, die keine Ideale haben. Menschen, die in diesen immer noch besonderen Stand geboren werden, können ja nichts dafür. Sie können aber ihren Namen und ihre Geschickte, ihre Kontakte und auch ihr Geld (wenn denn noch was da ist) nutzen, um gute Dinge zu tun. Und das machen auch sehr viele, ohne es an die mediale Glocke zu hängen.
8. Bei so viel Klatsch und Tratsch – wie glamourös lebt eigentlich der inzwischen doch sehr bekannte Adelsexperte Michael Begasse? Was machen Sie so, wenn Sie sich gerade mal nicht mit Königs & Co. beschäftigen?
Dann beschäftigt der sich im (immer noch) wunderschönen Köln mit Kölsch und Karneval, mit Sport und Reisen. Ich sitze gerade auf gepackten Koffern, denn ich fliege ins Himalaja-Königreich Bhutan und treffe dort (wenn alles klappt) den jüngsten König der Welt und bringe dessen „Drachen-Prinzen“ einen Strampler mit dem Kölner Dom mit.
9. Sie sind gebürtiger Trierer. Wie oft besuchen Sie Ihre Heimatstadt noch und wie finden Sie die Entwicklung?
Hoffentlich liest meine Mama das jetzt nicht: ich bin viel zu selten an der Mosel! Leider. Aber immer wenn ich in Trier bin, merke ich, woher ich komme, spüre, wo meine Wurzeln liegen aber auch, dass es richtig war, von dort aus in die Welt hinauszuziehen. Trier und die Region sind toll, aber es scheint mir, dass zu wenig getan wird, das auch bundesweit bekannt zu machen. Wenn ich sage, ich komme aus Trier, sehe ich häufig Fragezeichen in den Gesichtern. Und dann kommt oft: Ah, das liegt doch im Saarland, oder? (lacht)
10. Und abschließend: Was hat die Queen denn nun in ihrer Handtasche?
Fünf Dinge: Lesebrille, Tagesprogramm, Pfefferminz, Puderdose (Geschenk von Prinz Philip) und ein weißes Taschentuch. Kein Geld, kein Handy, keine Kreditkarten. Und leider auch kein Foto der Porta Nigra oder des RTL-Adelsexperten. Aber ich arbeite dran!
Interview: Andrea Fischer