Nico Lautwein

Großkontrolle auf der A64: Seit September über 1000 illegale Einreiseversuche gestoppt

Trier/Luxemburg. Seit dem 16. September 2024 steht der Grenzübergang auf der A64 zwischen Luxemburg und Trier unter intensiver Beobachtung. Eine großangelegte stationäre Grenzkontrolle der Bundespolizei sorgt seitdem nicht nur für Verzögerungen im Berufsverkehr, sondern auch für Schlagzeilen.

Mehr als 1000 unerlaubte Einreiseversuche konnten seither unterbunden werden, über 100 offene Haftbefehle wurden vollstreckt. Wir waren vor Ort und haben mit Stefan Döhn, Pressesprecher der Bundespolizei Trier, über die Maßnahmen, Ergebnisse und Herausforderungen gesprochen.

Kontrollstelle mit System: Ein Zelt, Bürocontainer und klare Abläufe

Die Bundespolizei hat auf Höhe der Grenzstation ein beeindruckend organisiertes Kontrollzentrum eingerichtet. Die Geschwindigkeit auf der Autobahn wurde im Kontrollbereich auf 40 km/h reduziert. Pkw, Sprinter, Reisebusse und Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen werden gezielt aus dem Verkehr gezogen und in ein großes Kontrollzelt geleitet. Vor Ort stehen Toiletten- und Bürocontainer zur Verfügung - die Polizei ist hier auf längeren Betrieb eingestellt.

"Wir haben unsere polizeilichen Ziele bisher erreicht", zeigt sich Pressesprecher Stefan Döhn im Gespräch mit uns zufrieden. "Seit dem Start der Kontrollen konnten wir über 1000 unerlaubte Einreisen verhindern." Außerdem, so Döhn weiter, seien bereits "mehr als 100 offene Haftbefehle vollstreckt" worden.

Kriminalitätsschwerpunkt Grenze: Von Schleusung bis Drogenbesitz

Die Liste der Straftaten, die im Zuge der Kontrollen aufgedeckt wurden, ist lang - und beunruhigend. Neben klassischer illegaler Migration spielen auch Schleuserbanden eine zentrale Rolle. Immer wieder werden bei den Kontrollen auch Verstöße gegen das Waffengesetz sowie das Betäubungsmittelgesetz festgestellt. Die stationären Kontrollen ermöglichen der Polizei ein genaues Hinschauen - mit spürbarem Erfolg.

Nicht nur die A 64 im Fokus - A 60 und weitere Übergänge betroffen

Die A64 ist nicht der einzige Autobahngrenzübergang, der einer solchen Großkontrolle unterzogen wird. Auch auf der A60 am Grenzübergang zu Belgien laufen seit Monaten ähnliche Maßnahmen. Insgesamt zählt die Region 36 Grenzübergänge - zwei davon verlaufen über die Autobahn, die übrigen 34 über kleinere, teils ländliche Übergänge. Auf Letzteren finden lediglich tagesaktuelle, wechselnde Kontrollen statt. Ein flächendeckendes Netz, jedoch längst nicht so dauerhaft wie auf den Autobahnen.

Akzeptanz in der Bevölkerung - zwischen Verständnis und Frust

Während Polizei und Politik die Maßnahmen als notwendig und effektiv einstufen, stoßen sie in Teilen der Bevölkerung auf Kritik. Einige Autofahrer zeigten sich uns gegenüber verständnisvoll: "Klar ist das nervig, aber wenn's hilft, Kriminelle rauszufiltern, dann ist das okay." Andere hingegen beklagten sich über die zeitlichen Verzögerungen. Täglich bilden sich im Berufsverkehr Rückstaus, die nach Angaben der Bundespolizei aber in der Regel nicht länger als 15 bis 20 Minuten dauern.

Wer wird kontrolliert - und wer nicht?

Eine Frage, die viele Autofahrer beschäftigt: Wer wird herausgewunken? Auch darauf gab uns Stefan Döhn eine klare Antwort: "Es gibt keinen klassischen Typen, den wir kontrollieren. Aber natürlich richten wir unser Augenmerk auf Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen, auf Sprinter, Reisebusse oder auf Fahrer, die auffälliges Verhalten zeigen." Fahrzeuge mit regionalen Kennzeichen - etwa aus Trier (TR), Bitburg-Prüm (BIT) oder Bernkastel-Wittlich (WIL) - werden zwar nicht grundsätzlich verschont, aber deutlich seltener kontrolliert.

Die Überprüfung läuft digital: Die Beamten erfassen die Daten der Insassen über mobile Geräte, mit direkter Abfrage in polizeilichen Datenbanken. So konnten nicht nur illegale Einreisen unterbunden, sondern auch Personen mit bestehenden Haftbefehlen dingfest gemacht werden.

Ein erstes Fazit - mit gemischten Gefühlen

Die Bundespolizei zeigt sich mit dem bisherigen Verlauf der Maßnahme zufrieden. Die Zahl der aufgedeckten Straftaten sei jedoch erschreckend hoch, betont Döhn. Gleichzeitig sei das ein Beleg dafür, wie notwendig die Maßnahme sei. Auch wenn es Kritik an der Dauer der Kontrolle und der Verkehrsbehinderung gibt - aus polizeilicher Sicht zeigt die Maßnahme Wirkung.

Wie lange die Großkontrolle auf der A64 fortgeführt wird, ist bislang offen. Doch eines ist klar: Der Grenzübergang zwischen Luxemburg und Trier bleibt vorerst ein zentraler Kontrollpunkt - für mehr Sicherheit, aber auch mit Herausforderungen für die tägliche Mobilität in der Region.

Text: Kevin Schößler





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