

Die Menschen, die er dort kennen lernte, beeindruckten ihn sehr. Die Patienten, weil sie tapfer mit Provisorien oder auch mit Schmerzen lebten - die Mediziner, weil sie mit einfachsten Mitteln gute Arbeit leisteten. Als Beispiele nennt ihre "tolle klassische Medizin" und gut überlegt verordnete Medikamente: "Dort lernt man wieder, wie man seine Hände benutzt." Inmitten von 50 Ärzten habe er sich täglich wie bei einem Kongress gefühlt in der 490-Betten-Klinik, die 300 000 Menschen betreut. Und das mit nur wenig apparativer Medizin wie je einem Röntgen- und Ultraschall-Gerät. Schon für Magenspiegelungen müssten Patienten nach Daressalam, dem gut zwei Flugstunden entfernten Regierungssitz. Es gebe oft Magendurchbrüche und auch Komplikationen, weil Material für Operationen fehle. "Blinde" Operationen "Mitten in der OP hatten wir keinen Faden mehr", berichtet er von eigenen Erfahrungen. Dabei werde oft "blind" operiert, also ohne vorherige Röntgenaufnahmen. Wegen des Materialmangels werden Einmaltücher mehrmals verwendet und bei Knochenbrüchen muss schon mal improvisiert werden, wie Seeid sehen und hören konnte. Ein Patient humpelte wie auf einer Stelze, weil auf Höhe seines Knöchels ein daumendicker Metallstab hervorragte. Patienten müssen sich eine OP aber auch erst einmal leisten können. Verglichen mit europäischen Verhältnissen scheinen die Kosten zwar bezahlbar. Eine OP im weit und breit einzigen Krankenhaus auch für Menschen ohne Geld kostet umgerechnet 16 Euro - einschließlich Material, wobei schon mal statt Gips günstigere Pappe verwendet wird. Dennoch sind Patienten oft auf Unterstützung angewiesen, erklärt Seeid. Wer weder Kuh noch Ziege verkaufen könne, bitte um Geld bei Angehörigen, die darüber hinaus Blut spenden müssten, weil es keine Blutkonserven gebe. Gehaushaltet wird auch mit dem Material: bleibt trotz exakter Kalkulationen etwas übrig, geht es in einen Spendentopf. Mit seinem Spendenaufruf hofft Seeid, Patienten und Kollegen in Tansania helfen zu können. Gebraucht werde im Grunde alles: medizinische Instrumente und Geräte wie etwa für Darm- oder Gelenkspiegelungen ebenso wie Fäden, Nägel, Schrauben, Kameras oder Prothesen. "Wir nehmen alles an", freut sich Seeid, dass inzwischen schon einiges zusammen gekommen ist. Darunter Geräte aus Kliniken und Praxen oder auch Sauerstoffgeräte eines Rettungsdienstes. Sobald es reicht, um einen Container zu füllen, soll alles nach Songea verschickt werden. Unabhängig davon hat sich für den Sommer Besuch angesagt: Dr. Arnold Wella, dessen Name an die deutsche Kolonialzeit in Ostafrika (1885 bis 1918) erinnert, kommt für zwei Wochen nach Deutschland. Eine Reise zum 50. Geburtstag Die Kollegen in Songea seien ihm gegenüber anfangs skeptisch gewesen, erzählt Seeid. Es komme wohl oft vor, dass ausländische Ärzte an Patienten "üben" wollten. Daher freuten sie sich, als sie sahen, dass ein erfahrener Chirurg bei ihnen hospitierte. Mit der von ihm privat finanzierten Reise beschenkte sich Seeid selbst zu seinem 50. Geburtstag. Ihm stand so ganz und gar nicht der Sinn nach Party. Stattdessen wollte er etwas "Unvergessliches" und innerlich bereicherndes machen. Den Weg nach Tansania zeigte ihm ein Kollege auf, der das Land kennt. Der Hospitation vom 14. bis 24. Januar sollen jährliche Besuche folgen, verrät der aus dem irakischen Norden stammende kurdische Arzt, der seit 1995 in Deutschland und seit acht Jahren in Hermeskeil lebt. Spenden: Kontakt für Sachspenden: Telefon 06503/81-5543. Für Kosten wie den Containertransport sind auch Geldspenden willkommen: mit Angabe "Tansania" auf das Konto des Fördervereins "St. Josef-Krankenhaus und Hochwald-Altenzentrum St. Klara", IBAN DE68585501300004413332 bei Sparkasse Trier. Erste 400 Euro sind bereits eingegangen.