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Es ist wieder da. Am 8. Januar erschien es auf dem Buchmarkt: Die kritische Edition von Adolf Hitlers "Mein Kampf". Die Urheberrechte an der seit 1945 verbotenene Hetzschrift liefen nach 70 Jahren aus, am 31. Dezember 2015 (s. a. Hintergrund).
70 Jahre nach dem Tod Hitlers hat das Institut für Zeitgeschichte eine wissenschaftlich kommentierte Gesamtausgabe seiner berüchtigten Hetzschrift "Mein Kampf" veröffentlicht.
Dr. René Moehrle (Historiker, Neuere und Neueste Geschichte, Universität Trier): "Die wissenschaftlich aufbereitete kritische Ausgabe begrüße ich sehr. Wer sich das Buch kauft, kauft nicht 'Mein Kampf'. Es ist keinesfalls gleichzusetzen mit der Originalausgabe. In Anbetracht der heutigen Flüchtlingssituation halte ich es nicht für gefährlich; das eine ist Populismus und das andere ist Wissenschaft."
Jeanna Bakal (Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Trier): "Ein klares Nein zu der Veröffentlichung dieses Buches. Unser Volk hat schon genug gelitten, da müssen keine alten Wunden aufgerissen werden. Mein Vater und meine Großmutter waren auch Opfer des Holocaust. Ich sehe 'Mein Kampf' als Quelle des Bösen und möchte nicht in öffentlichen Buchhandlungen darauf stoßen."
Markus Pflüger (Referent für Friedensarbeit, AG Frieden Trier): "Zuerst dachte ich mir: 'Muss das sein?', kurz darauf dachte ich: 'Ja, das muss sein!' Die kritische Edition sorgt mit der historischen Aufarbeitung für eine bessere Einordnung und die Entzauberung des ehemals verbotenen Pamphlets. Ebenso für nachfolgende Generationen, denen kein direkter Kontakt zu Zeitzeugen mehr möglich ist, ist es von enormer Bedeutung, die subtile Verführung zu erkennen. Auch im Engagement gegen Rechtsradikalismus und Rassismus ist diese kommentierte Ausgabe wichtig."
Deshalb machte es sich das Münchener Institut für Zeitgeschichte (IfZ München-Berlin) zur Aufgabe, eine wissenschaftliche Fassung der Propagandaschrift zu publizieren. In zwei Bänden auf rund 2.000 Seiten wird der Originaltext des nationalsozialistischen Diktators "umzingelt" von mehr als 3.500 wissenschaftlichen Anmerkungen wie Hintergrundinformationen zu Personen und Ereignissen oder Erläuterungen zu zentralen ideologischen Begriffen. Die erste Auflage umfasste 9.000 Exemplare, von denen 4.000 auf dem Markt landeten - zu wenige, wie sich schnell herausstellte. Laut IfZ erfolgt der Nachdruck sukzessive. Das Interesse an der wissenschaftlichen Ausgabe sei überraschend groß.
Moralische Notwendigkeit?
Kann von einem kommentierten Buch eine neue Gefahr ausgehen? Ein Buch, das für die einen in der politischen Aufklärung – auch vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die richtige Flüchtlingspolitik –unverzichtbar ist, für andere verletzend und respektlos erscheint. Die Meinungen über die Notwendigkeit der Veröffentlichung einer kritischen Edition gehen auseinander. Schreiben Sie uns Ihre Meinung: red-trier@tw-verlag.de
Hintergrund
"Mein Kampf" ist Hitlers wichtigste politische Schrift. Sie entstand in den Jahren 1924 bis 1926 in zwei Bänden während Hitlers Haftzeit in Landsberg am Lech und nach seiner Haftentlassung. Bis 1945 wurde "Mein Kampf" in 18 Sprachen übersetzt und über zwölf Millionen Mal verkauft. Nach dem Selbstmord Hitlers übertrugen die Siegermächte die Rechte am Buch dem Freistaat Bayern. Die Bayerische Staatsregierung nutzte das Urheberrecht, um in der Folge Neuauflagen zu verhindern. Mit dem Erlöschen des Urheberrechts 70 Jahre nach Hitlers Tod stand dieses juristische Instrument aber ab 2016 nicht mehr zur Verfügung. Daher die Herausgabe der kritischen Edition durch das IfZ. Hitler "Mein Kampf - Eine krititsche Edition"; herausgegeben im Auftrag des IfZ München - Berlin von Chritian Hartmann, Thomas Vordermayer, Othmar Plöckinger, Roman Töppel; 2 Bände; 1.948 Seiten mit mehr als 3.500 wissenschaftlichen Anmerkungen; 59 Euro; ISBN: 978-3-9814052-3-1; Bezug: im Buchhandel.
RP/RED