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Claudia Neumann

»Ich will den Menschen Lust aufs Lesen machen!«

Trier. Florian Valerius ist mit seinem Instagram Account @literarischernerd und über 28.000 Followern einer der erfolgreichsten Buchblogger Deutschlands.
Florian Valerius ist nicht nur in den sozialen Netzwerken als Literatur-Experte anerkannt: vor wenigen Wochen wurde er in die Jury des Deutschen Buchpreises berufen, was einem Adelsschlag gleichkommt.

Florian Valerius ist nicht nur in den sozialen Netzwerken als Literatur-Experte anerkannt: vor wenigen Wochen wurde er in die Jury des Deutschen Buchpreises berufen, was einem Adelsschlag gleichkommt.

Bild: Robert Herschler

(rob) Wer sich unter einem Buchkritiker einen angegrauten Akademiker mit blasser Haut und strengem Blick vorstellt, der wird durch Florian Valerius von diesem Klischee befreit: der 40-Jährige aus Trier-Nord stammende Literaturkenner wirkt in seiner legeren Kleidung, dem Dreitagebart, den offen und interessiert schauenden Augen eher wie ein Student der Sozialpädagogik. Und es stellt sich heraus, dass er tatsächlich drei Jahre in diesem Bereich studierte, sich dann aber für eine Ausbildung als Buchhändler bei der Trierer Buchhandlung Stephanus entschied, weil er »mehr Struktur und konkretes Handeln« brauchte. Offensichtlich war dies eine gute Entscheidung gewesen, wurde er doch nach recht kurzer Zeit schon Filialleiter in der Uni-Buchhandlung. Doch nach einigen Jahren in dieser Tätigkeit spürte er in sich den Drang nach Veränderung.

Da kam es ihm schließlich zupass, dass er inzwischen einige Erfahrung als Buchpräsentator auf online-Medien gesammelt, sich zudem in das angesagte Medium Instagram hineingefuchst hatte: »Ich hatte anfangs null Ahnung davon gehabt.« Doch während Buchblogger in diesen Jahren noch überwiegend unbekannt waren, schaffte er es mit seinen Buchbesprechungen bald bis in die Sendungen bekannter Medienanstalten. Mittlerweile kann er von seiner Arbeit als Buch-Influencer sogar leben, doch die Halbtagsstelle in der Trierer Buchhandlung Gegenlicht will er deswegen nicht aufgeben: »Bei all den vielen spannenden Projekten, die meine Tätigkeit als Buchkritiker mit sich bringen, ist die klassische Arbeit als Buchhändler für mich fast wie Erholung«, meint er augenzwinkernd.

Doch obwohl er von Verlagen und Agenturen für seine Rezensionen und Moderationen gut bezahlt wird, bezeichnet er sich in seinem Urteil als unabhängig, denn er würde »niemals ein Buch positiv besprechen, nur weil ich dafür bezahlt werde.«

Valerius, der zusammen mit seinem Lebensgefährten in einem denkmalgeschützten Altbau in der Trierer Innenstadt wohnt, antwortet auf die Frage, was er an seinem Beruf so liebe: »Durch ein gutes Buch werde ich wie durch einen Zauber an unbekannte Orte und in das Leben anderer Menschen versetzt und manchmal passiert es sogar, dass ich dort wundervolle Worte und Beschreibungen entdecke, die ich selbst so niemals hätte formulieren können.«

Seine Fähigkeit diese Begeisterung auf sehr persönliche und einfühlsame Weise an andere Menschen weiterzugeben, verfeinerte er derart, dass es ihm sogar gelang seine Schwester Julia zu einer Leseratte zu machen, obwohl diese »25 Jahre lang« kein einziges Buch gelesen hätte. Doch Valerius bleibt trotz der Erfolge Realist: »Obwohl ich hart für meinen Erfolg arbeite, weiß ich doch, dass schon bald alles vorbei sein kann. Ich nehme deshalb weiter gerne an, was noch kommen mag, solange es so gut für mich läuft.«

  • Vormerken: Der Literatur-Podcast »eat.READ.sleep.« geht auf Tour und ist am Donnerstag, 15. Juni, 19 Uhr, in der Wissenschaftlichen Bibliothek Trier zu Gast. Mit dabei ist dann auch Florian Valerius. Anmeldungen über die NDR-Webseite www.ndr.de

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