Svenja Pees

Masseur, Maskottchen und "Mädchen für alles"

In der Basketballbundesliga (BBL) gibt es wohl keinen, der mehr Spiele auf dem Buckel hat als er. Er war Masseur des russischen Basketball-Nationalteams und hat 17 "Kinder". Er ist ein Unikat und ein echtes Trierer Original, dem sogar ein eigenes Maskottchen gewidmet wurde. Sein Markenzeichen sind ein langer Rauschebart und eine große Brille. Die Rede ist von Axel "Aggy" Mock, Masseur der TBB Trier.

Für den Basketball-Fan herrscht gerade die schlimmste Zeit im Jahr: die Off-Season. Obwohl deshalb gerade nicht so viel los ist, hat Axel Mock alle Hände voll zu tun. Der 55-Jährige ist, wie er selbst sagt,  "Mädchen für alles". Er massiert nicht nur die TBB-Spieler, die in der Sommerpause in Trier geblieben sind, sondern kommt auch schon mal extra zur Arena um den Spielern aufzuschließen, wenn sonst keiner da ist. Ausspannen kommt für den Ur-Trierer nicht in Frage. Seinen letzten richtigen Urlaub hatte er nach eigener Aussage vor rund 20 Jahren ? da war er mit einer Fußballmannschaft zum Saisonabschluss auf Mallorca. "Ich bin ein leichter Workaholic", erklärt Mock kurz. Und weil er eben ein solcher ist, kümmert er sich jetzt auch noch als Masseur um die luxemburgische Basketball-Nationalmannschaft. Zum Basketball kam er durch Zufall Das orangefarbene Leder nimmt einen großen Platz in Mocks Leben ein, seit fast 30 Jahren ist er im Dienste der Moselriesen unterwegs. Dabei ist er eher durch Zufall zum Basketball gekommen. Eine Kollegin schickte ihm 1985 einen Spieler vorbei, der am Knie getaped werden musste. Mock ging deshalb zum nächsten Basketballspiel - und blieb. Der getapte Spieler war übrigens niemand anderes als der Neffe von Wolfgang Esser ? damaliger Trainer der Trierer, unter dem der Mannschaft der Aufstieg in die 2. und später in die Bundesliga gelang. Als Masseur bei der russischen Nationalmannschaft Highlights in den vergangenen drei Jahrzehnten im Dienste des Basketballs gab es für Mock viele. Neben den Pokalsiegen von 1998 und 2001 nennt er auch seinen Einsatz bei der russischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 1993 in Deutschland? ein Höhepunkt seiner Laufbahn, wie er selbst sagt. Juri Selikhov, damaliger Coach der Trierer Basketballer und gleichzeitig auch Trainer des russischen Nationalteams, bot ihm diese Möglichkeit. Ein Maskottchen zu seinen Ehren Axel Mock hat in seiner bisherigen Laufbahn aber nicht nur Basketballer betreut ? auch im Fußball, Eishockey, Kickboxen und Baseball war der Mann schon aktiv. Er selbst bezeichnet sich deshalb auch als "multisportfunktionell". Auch wenn es ihm eigentlich Baseball am meisten angetan hat ("es ist hochtaktisch ? quasi Schach auf dem Rasen par excellence") ? so hat er doch eine ganz besondere Bindung zur TBB und zum Basketball. Auf die Frage nach seiner Familie antwortet er deshalb auch: "Ich habe 17 Kinder: 12 Spieler, drei Trainer und zwei Granaten in der Geschäftsstelle." Und Axel Mock meint das auch so, wie er es sagt. Mit 764 bestrittenen Pflichtspielen in der BBL ist Mock der dienstälteste Beteiligte. Keiner hat mehr Spiele absolviert als er. Keine Wunder also, dass die TBB ihrem langjährigen Masseur vor einigen Jahren und ihr Maskottchen nach ihm benannte. Für Mock eine Ehre ? auch wenn es Kritik gab, wie der 55-Jährige erzählt. "Ich habe da drüber gestanden. Die Sache war aber nach ein paar Monaten vom Tisch." Heute gehört das "Aggy"-Maskottchen genauso untrennbar zur TBB, wie das Original. In zehn Jahren und sieben Spielen ist Ende 1.111 Spiele möchte Mock noch voll machen. "Dann höre ich auf. Jedenfalls an der Bank, vielleicht mache ich dann noch etwas im Hintergrund, wenn ich körperlich fit bin", sagt der gebürtige Trier-Norder. Bestreiten wird er dieses Pflichtspiel in genau zehn Jahren und sieben Spielen ? es sei denn die TBB kommt in dieser Zeit in die Play-Offs, dann verschiebt sich die Rechnung? Karneval ist große Leidenschaft Neben dem Sport hat Axel Mock noch eine andere ganz große Leidenschaft: den Karneval. Seit 31 Jahren hält er der KG "M'r wieweln noch en Zalawen" die Treue und engagiert sich im Elferrat. Davor war er 15 Jahre lang in der KG Heuschreck aktiv. Auch den Rosenmontagsumzug lässt sich der TBB-Masseur seit 1973 als Teilnehmer nicht entgehen. Beides ? also Karneval und Basketball - unter einen Hut zu bekommen ist manchmal gar nicht so einfach für das Trierer Urgestein. Deshalb hat er auch einen ganz besonderen Weihnachtswunsch ? der sich zu seinem Leidwesen bislang jedoch nicht erfüllt hat. "Ich hätte gerne einen eingebauten Reißverschluss, damit ich mich zweiteilen kann", sagt er mit einem Augenzwinkern. Dann muss er auch schon los. Es gibt noch einiges zu tun in der Arena.


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