Modemarathon zum 100. Geburtstag
Von analog bis digital, von schräg bis normal, von historisch bis futuristisch - die Trierer Talentschmiede zeigte sich jetztam Campus Gestaltung und in der Trierer Europahalle von ihrer vielfältigsten Seite…
In Anwesenheit der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt gab es zum 100. Geburtstag der Trierer ModedesignerInnen zunächst eine Feierstunde für geladene Gäste. Zum offiziellen Festakt, an dem u.a. auch der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe, die Präsidentin der Hochschule, Prof. Dr. Dorit Schumann, und der Dekan des Campus Gestaltung, Prof. Dr. Matthias Sieveke, teilnahmen, betonte Daniela Schmitt in ihrem Grußwort: "Die Fachrichtung Modedesign in Trier gilt zurecht als eine der anerkanntesten in Deutschland, sie ist ein Leuchtturm des Landes. Mode kann Tradition und Moderne verbinden sowie wirtschaftliche Nachhaltigkeit mit ressourcenschonender Design- und Produktionsweise in Einklang bringen. DesignerInnen sind immer auch Protagonisten aktueller ökonomischer, sozialer und ökologischer Entwicklungen."
Auch Fachrichtungsleiter Prof. Dirk Wolfes begrüßte die zahlreichen Gäste, die aus ganz Deutschland, aber auch aus aller Welt zum Festival, das unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Malu Dreyer stand, gekommen waren. "Es freut mich, dass wir dieses Jubiläum so ausgelassen in großer, internationaler Runde feiern. Schön, dass unsere AbsolventInnen auch nach dem Studium mit der Fachrichtung verbunden bleiben und unserer Einladung gefolgt sind. Großer Dank gilt allen Studierenden und dem gesamten Kollegium, die mit viel Herzblut und außergewöhnlichem Engagement weit über den regulären Stundenplan hinaus an der Umsetzung des Festivals gearbeitet haben," so Wolfes in seiner Begrüßungsrede.
Im Rahmen der Feierstunde verabschiedete Dekan Prof. Dr. Matthias Sieveke nach fast 30 Jahren Engagement für die Fachrichtung den bekannten "Olympiadesigner" Jo Meurer mit einer dem Leben des Wahlmünchners entsprechenden, vielseitigen Laudatio. Meurer, der als "Eigengewächs" der Hochschule (Abschluss zum Diplom-Designer im November 1983), im Oktober 1993 zum Professor an die damalige Fachhochschule Trier berufen worden war, hatte allerdings noch eine Überraschung parat. Sein Lehrauftrag wurde für weitere zwei Semester verlängert, so dass er den derzeit rund 230 angehenden Trierer ModedesignerInnen noch ein ganzes Jahr mit seinen weltweiten Kontakten Türen öffnen und Vermarktungsmethoden sowie Designtechniken zeigen kann.
Festivalhighlights: Zwei ausverkaufte Modenschauen
"450 Outfits - so viele wie noch nie - wurden in 43 Bildern am Freitag und 20 Bildern am Samstag von fast 100 Models präsentiert", betonte ein hochmotivierter Prof. Christian Bruns, selbst aus der Trierer Talentschmiede hervorgegangen und Preisträger des Modepreises der Stadt Trier, der den Studierenden beim Veranstaltungsaufbau fürs Wochenende half. Um allen Fashionfans die Möglichkeit zum Mitfeiern zu bieten - die beiden Modenschauen waren erwartungsgemäß in Windeseile ausverkauft - wurde die "Anniversary-Show" mit 623 Besuchern am Samstag im Livestream auf OK54.de und am Campus übertragen. Die Models auf dem Laufsteg waren zuvor im Rahmen eines "Diversity Castings" ausgewählt worden. Losgelöst von typischen Modelmaßen und Stereoptypen waren hier Persönlichkeit und Ausstrahlung gefragt, Konfektionsgröße und Alter spielten - ganz atypisch - keine Rolle.
Am Ende der "Anniversary-Show" wurde am Samstagabend der Modepreis der Stadt Trier durch Oberbürgermeister Wolfram Leibe verliehen. Aus den 43 eingereichten studentischen Kollektionen entschied sich die hochkarätig besetzte Jury für die Arbeit "Is it cold in the water?" von Master-Absolvent Joshua Sengespeick (betreut von Prof. Dirk Wolfes). "Die Kollektion strahlt Originalität und Frische aus, sie verbindet mit Witz und Ironie Sportswear-Elemente mit Haute Couture", so das Statement der prominent besetzten Jury - bestehend aus Antje Selzer - Calvin Klein, Richard Gihr - Marc Cain, Miranda Konstantinidou - Konplott, Reinhard Brodel - C&A und Dr. Elisabeth Dühr - Stadtmuseum Simeonstift Trier - die sich bei so viel Talenten die Wahl des Preisträgers wahrlich nicht leicht gemacht hatte.
Der von der Sparkasse Trier gestiftete Preis ist mit 3.000 € dotiert und wurde erstmals auch in Form einer Skulptur verliehen. Diese ging aus einem Designwettbewerb der Stadt hervor. Der Gewinnerentwurf der Studierenden Patrick Johnson und Tabea Sand (Fachrichtung Modedesign) zeigt einen dreidimensionalen Grundriss des Irminenfreihofes aus transparentem Plexiglas.
Ganz spontan hatte sich die Jury auch dazu entschieden, einen weiteren Jurypreis in Höhe von 1000 Euro für eine innovative und zukunftsweisende Kollektion an Master-Absolventin Paola Olaguivel (betreut von Prof. Christian Bruns) zu verleihen. "Emotionen im Metaversum" ist die erste komplett virtuell im 3D-Design entstandene Kollektion in Trier - eine absolute Premiere. Und so waren auch keine echten Models auf dem Catwalk, sondern Avatare präsentierten per Video die beeindruckende Kleidung, denn "digitale Mode hat Zukunft, weil sie die Retourenquote erheblich reduziert, umweltfreundlicher produziert und die Individuen ihre Persönlichkeiten ausleben lässt", heißt es im aufwändig gestalteten Programmheft der gefeierten Fashionshow.
Neu: In diesem Jahr wurde erstmalig auch ein Zuschauerpreis vergeben - gestiftet und verliehen von Miranda Konstantinidou, die ebenfalls aus der Trierer Talentschmiede stammt. Hierzu hatte das Publikum per Stimmzettel bereits in der "Graduate Show" am Freitagabend eine Entscheidung getroffen. Der diesjährige Gewinner ist Master-Absolvent Hani Akkil mit seiner Kollektion "Ninfa Fiorentina" (betreut von Prof. Bettina Maiburg). Seine Haute Couture-Kollektion zeigte eine ins Surrealistische gesteigerte Interpretation des Motives der eingefrorenen Bewegung.
Weitere Infos zum Jubiläum unter: www.mitderzeit.com
Text: Sabine Krösser