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Neue Sonderausstellung: Ansichtssache Trier

Im Stifterkabinett des Stadtmuseums Simeonstift sind ab sofort 16 Druckgrafiken aus der Zeit von 1550 bis ins 19. Jahrhundert mit Stadtansichten von Trier zu sehen. Die Sonderausstellung zeigt, wie sich die Stadt an der Mosel über die Jahrhunderte verändert hat, was die Zeichner selbst in den Fokus nahmen oder auch von Vorlagen übernommen haben. Unter den ausgestellten Stücken sind Klassiker wie Werke von Sebastian Münter oder Matthaeus Merian, aber auch seltenere Blätter zu entdecken.
Der Kupferstich von Matthias Merian ist die bekannteste historische Stadtansicht von Trier. Sie ist aus dem Jahr 1646 und zeigt die Stadt am Fluss vom westlichen Ufer aus. Der Stich basiert auf der Ansicht von Sebastian Münster, die dieser 100 Jahre früher erstellt hat und die Merian in einigen Details aktualisiert hat. Foto: Matthaeus Merian - Topographia Archiepiscopatuum Moguntinensis, Trevirensis et Coloniensis, Frankfurt am Main, 1646, Kupferstich, 20,8 x 33,9 cm, Inv. Nr. V 1800.

Der Kupferstich von Matthias Merian ist die bekannteste historische Stadtansicht von Trier. Sie ist aus dem Jahr 1646 und zeigt die Stadt am Fluss vom westlichen Ufer aus. Der Stich basiert auf der Ansicht von Sebastian Münster, die dieser 100 Jahre früher erstellt hat und die Merian in einigen Details aktualisiert hat. Foto: Matthaeus Merian - Topographia Archiepiscopatuum Moguntinensis, Trevirensis et Coloniensis, Frankfurt am Main, 1646, Kupferstich, 20,8 x 33,9 cm, Inv. Nr. V 1800.

2011 übertrugen zwei Trierer Bürger dem Stadtmuseum Simeonstift ihre über viele Jahre gewachsene Sammlung historischer Druckgrafik mit regionalen Motiven. Die Blätter zeigen neben anderen Motiven Einzel- und Gesamtansichten der Stadt Trier aus der Zeit zwischen 1550 und 1850, darunter Klassiker wie die Stadtporträts von Sebastian Münster, Matthaeus Merian oder Franz Hohenberg. Die Schenkung ergänzt den bereits vorhandenen Bestand des Stadtmuseums Simeonstift und hilft, Lücken zu schließen. 

Vorlage kopiert

Von den vielen verschiedenen Trierer Stadtansichten sind nur wenige aufgrund eigener Beobachtungen vor Ort entstanden. Es war wesentlich einfacher, eine bereits bestehende Vorlage zu kopieren, statt Zeit, Kosten und Mühen für eine Originalzeichnung aufzuwenden, zumal die Mehrheit der Leser die Authentizität nicht nachprüfen konnte. Im Falle von Trier kann anhand der zeitlichen Einordnung, der historischen und architektonischen Situation und sich wiederholender Kopierfehler nachgewiesen werden, wer von wem "abgekupfert" hat.

Eindruck von Aussehen der Stadt

Über Jahrhunderte vermittelten gedruckte Stadtansichten den Lesern einen Eindruck von dem Aussehen einer Stadt, ungefähr so, wie es heute Fotografien tun. Das Ende dieser langen Tradition wurde eingeläutet, als 1826 der französische Tüftler Joseph Niépce (1765–1835) eine mit Asphalt bestrichene Zinnplatte belichtete und ihm damit das erste heute noch erhaltene Foto glückte. Binnen weniger Jahre entwickelte sich aus diesen Anfängen die Fotografie, die mit tragbaren Holzkameras und lichtempfindlichen Glasplatten den alten Drucktechniken die Grundlage nahm. Zu überzeugend war die neue Technik, die in einer bis dahin nicht gekannten Qualität und Geschwindigkeit unsere reale Welt reproduzieren konnte und dem wachsenden Verlangen von Zeitungen und Verlagen nach schnellen, illustrierten Informationen entgegen kam. Die Zeit der aufwendig hergestellten Stadtansichten war endgültig vorüber. Museumssammlung im Blickpunkt  Passend zur Sonderausstellung sind zwei neue Bände der Reihe "Museumssammlung im Blickpunkt" erschienen. In Band 3 "Ansichtssache Trier. Druckgrafiken aus vier Jahrhunderten" präsentiert der Kunsthistoriker Bernd Rosar alle 16 Blätter der Ausstellung in vierfarbigen Tafeln und ausführlichen Beschreibungen.  Band 4 "Gewebte Kostbarkeiten. Koptische Textilien im Stadtmuseum Simeonstift" widmet sich antiken Textilien im Stadtmuseum Simeonstift. Barbara Weber-Dellacroce wirft hier einen Blick auf die Sammlung, welche der Kommerzienrat und Gerbereibesitzer Wilhelm Rautenstrauch im Jahr 1907 der Stadt Trier vermacht hat.  Die Bände sind ab sofort im Museumsshop des Stadtmuseums erhältlich und kosten jeweils 6,50 Euro. Infos gibt es hier.


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