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"Ohne ehrenamtliches Engagement funktioniert es nicht"

Die Ehrenamtshelfer der Kleiderkammer der AfA Trier stellen sich seit einigen Jahren der Herausforderung, Hunderte Flüchtlinge mit sauberer und intakter Kleidung zu versorgen. Der WochenSpiegel besuchte die bestens organisierten und tatkräftigen Helfer.

Als Landeseinrichtung ist die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) in Trier seit Mai 1992 für die Registrierung und Erstversorgung von Asylbegehrenden zuständig. Eine Zuweisung in eine Aufnahmeeinrichtung richtet sich nach deren Kapazitäten und nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel, der die Anteile der Bundesländer festsetzt. Während des bis zu sechs Monaten andauernden Aufenthalts erhalten die Flüchtlinge existenzsichernde Sachleistungen wie Betten, Bettwäsche und Waschutensilien. Ein monatlicher Geldbetrag soll überdies persönliche Bedürfnisse decken. Zurzeit befinden sich in der AfA Trier Menschen aus Somalia, Eritrea, Afghanistan, dem Westbalkan, Syrien, Armenien, Aserbaidschan, dem Iran und dem Irak. Für die Verständigung ist Fachpersonal eingestellt, das Sprachkenntnisse und Wissen über die Herkunftsländer mitbringt. Auf dem Gelände selbst gibt es eine Schule, in der Kindern bis 14 Jahren Deutsch und die Grundrechenarten beigebracht werden. Lehrer geben darüber hinaus auch Erwachsenen Sprachunterricht. "Die Integration beginnt hier", hält Thomas Pütz, Kommissarischer Leiter der Aufnahmeeinrichtung, fest. Eine Spielstube ermöglicht den Kleinsten spielerischen Austausch. Schule und Spielstube werden betreut von Mitarbeitern der ADD und des Deutschen Roten Kreuzes. Ein Traumazentrum bietet die Möglichkeit, Vergangenes zu verarbeiten. Eine Unterbringung für sogenannte vulnerable Personen, körperlich Hilfsbedürftige jeglicher Art, ist auch gegeben.

Wichtige Anlaufstelle: die Kleiderkammer der AfA

Die Kleiderkammer wurde früher vom Sozialdienst mitbetreut. Heute wird sie von bis zu 30 ehrenamtlichen Mitarbeitern geführt und verwaltet. Während der Öffnungszeiten können sich die Flüchtlinge etwas zum Anziehen aussuchen. Alle drei Wochen dürfen sie sich neu eindecken. Die ehrenamtlichen Helfer haben es sich zur Aufgabe gemacht, in sauberen und geordneten Verhältnissen sortierte und gereinigte Kleidung an Bedürftige der AfA zu verteilen. Welche Arbeit dahintersteckt, erkennt man an den neu gelieferten Spenden: Die Kisten und Säcke müssen nach "Kinder" und "Erwachsene" sowie nach "Jungen" und "Mädchen" unterteilt werden. Schuhe bekommen eine Größenmarkierung und die Babykleidung wird gewaschen. Nicht immer ist die Kleidung rein und staubfrei. Das stellt natürlich für die Helfer auch immer eine gesundheitliche Herausforderung dar. Dazu steckt hinter der Verteilung ein ausgeklügeltes System zur Dokumentation, das sich die Helfer im Laufe der Zeit und der Erfahrungen selbst ausgedacht haben.

Weitere Spenden und Helfer benötigt

Zurzeit befinden sich etwa 400 Flüchtlinge in der Dasbachstraße. Die Zahl ist momentan konstant. Das sah vergangenes Jahr noch anders aus: 2015 und 2016 stellten die AfA sowie die Kleiderkammer vor große Herausforderungen. Bis zu 700 Flüchtlinge strömten zu Spitzenzeiten am Tag in die Einrichtung. Das Gelände war damit völlig überfüllt. Heute sind es noch etwa 30 Personen, die sich hier registrieren lassen. Auch die Spenden sind zurückgegangen. Nach anfänglichen größeren Lieferungen ist es stiller geworden. Doch "ohne ehrenamtliches Engagement und Sachspenden der Bevölkerung wird es zukünftig nicht funktionieren", so Hannelore Berens. Für den täglichen unermüdlichen Einsatz ist Thomas Pütz Hannelore Berens und ihrem Team über die Maßen dankbar. Die großartige Arbeit, die sie seit Jahren leisten, zeigt das Engagement vieler Menschen in Zeiten einer anhaltenden Flüchtlingswelle.

Hilfe, die ankommt

Anette und Reiner Schwahlen waren nun schon 77-mal mit einer Ladung von Spenden in der Kleiderkammer der Afa. Ihre Spenden stammen von hilfsbereiten Menschen etwa aus Schleiden, der Vulkaneifel, Arzfeld, Hillesheim, Esch oder Prüm. Das Ehepaar ist bekannt für seine karitative Arbeit und konnte innerhalb von vier Jahren 8.000 Euro sammeln, wovon ein großer Teil an die Kleiderkammer ging. Anette und Reiner Schwahlen sind allen Spendern sehr dankbar und werden auch in Zukunft alles tun, um Hilfsbedürftigen beizustehen.

Was dringend gebraucht wird

Für Babys sowie Jungs und Mädchen wird jegliche Bekleidung benötigt. Von Stramplern in den Größen 50 bis 80 sowie Hosen/Jeans und Oberbekleidung in den Größen 86 bis 176 ist alles vonnöten. Für Frauen fehlt es ebenso in allen Größen. Bei Männerbekleidung besteht ab Größe S/46 Mangel. Es werden Schuhe in allen Größen benötigt, besonders 40 bis 42 bei den Männern. Von Kleidung in XL sowie Möbeln oder Haushaltsgeräten ist abzusehen. Die Kleidung sollte sauber und brauchbar sein. Den ehrenamtlichen Sortierern ist damit eine große Hilfe geleistet. Die Spenden können wochentags von 14 bis 16 Uhr an der Pforte der AfA in der Dasbachstraße abgegeben werden. SF


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