++UPDATE++ Unruhe im Beirat für Migration und Integration: Gibt es bald eine "Causa Karas
Denn nicht nur die AG Frieden hat an dem Vorsitzenden des Beirats für Migration und Integration der Stadt Trier einiges auszusetzen, sondern auch der "Netzwerkhafen Ukraine e.V" sowie "Für ein buntes Trier - gemeinsam gegen rechts e.V.". Ausgangspunkt ist die Diskussion um die angedachte Städtepartnerschaft der Stadt Trier mit Ternopil, die - so wie es scheint - doch nichts werden wird.
Doch das ist für Fernando Andia, Vorsitzender des Vereins "Toupi Group a.s.b.l." und Mitglied des Beirats, nur die Spitze des Eisbergs, weil Karas das rechtsstaatliche Verständnis von Demokratie fehle. Vor diesem Hintergrund habe er einige Fragen gestellt: "Wie kann es sein, dass das Internationale Fest des Beirats für Migration und Integration, geplant für vergangenen Juli, ohne Begründung abgesagt wurde? Warum beteiligte sich der Beirat nicht an der Internationalen Woche gegen Rassismus im März 2023 und veröffentlichte weder eine Stellungnahme zu der Nichtteilnahme noch ein Statement, dass Rassismus in der Stadt Trier nicht toleriert werde? Wie kann es sein, dass der seit 28 Jahren bestehende Beirat für Migration und Integration keine eigene Geschäftsordnung hat? Und zu guter Letzt: Wieso schlägt der Vorsitzende des Beirats, Artur Karas, eine Städtepartnerschaft mit einer ukrainischen Stadt vor, deren Bürgermeister offensichtlich einer rechtsradikalen Partei angehört?"
Auf diese Fragen habe er bis heute nach eigenen Angaben keine Antwort erhalten. Die drei Trierer Vereine "AG Frieden e.V.", "Netzwerkhafen Ukraine e.V." und "Für ein buntes Trier, gemeinsam gegen Rechts e.V." - fordern in einem offenen Brief an den Beirat für Migration und Integration den Rücktritt des amtierenden Vorsitzenden Artur Karas. Die Vereine betonen unter anderem, dass eine gemeinsame Zusammenarbeit mit dem Beirat so lange auf Eis gelegt werde, wie Artur Karas das Amt des Vorsitzenden innehabe.
Statement Artur Karas vom 15. September
Mit dem Titel "Ad acta 'Causa Karas'" wendet sich Artur Karas, Vorsitzender des Beirats für Migration und Integration, in einem Statement an die Trierer Bevölkerung:
"Liebe Trierer, erneut werden mir öffentlich rechtsextremistische Tendenzen vorgeworfen sowie auch Unehrlichkeit und Unglaubwürdigkeit euch gegenüber. Und erneut beziehe ich ganz klar Stellung dazu und weise entschlossen und direkt alles zurück.
Diese Hetzkampagne begann vor 2 Monaten mit der Ternopil-Geschichte. Begeistert und erfreut unterstützte ich die Eigeninitiative der ukrainischen Stadt Ternopil nach einer Partnerschaft mit Trier. Dafür wurden zusammen mit vielen engagierten Leuten aus der ukrainischen Community unserer Stadt in 3 Tagen 466 Unterschriften gesammelt. Warum es gemacht wurde? Ich, wie auch die anderen Unterstützer kennen Ternopil als eine sehr europäische, tolerante und weltoffene Stadt, die sich in vielen Einzelheiten Trier ähnelt, was für uns auch im Vordergrund stand. Zum anderen als Ausdruck unserer Solidarität mit dieser ukrainischen Gemeinde, die in der dunklen Kriegszeit die Hand nach Hilfe ausstreckt. Ich sehe ein, dass dieses Handeln etwas übereifrig erfolgte, da dabei die erforderliche politische Übereinstimmung mit dem dort derzeit regierenden Bürgermeister von der ukrainischen Partei Swoboda momentan nicht gegeben ist. Es ist selbstverständlich, dass ich mich von rechtsextremistischen Inhalten dieser, doch auch jeder anderen Partei, ob in der Ukraine, Deutschland oder anderen Ländern distanziere, nicht solcher 'offenen Briefe' wegen, sondern aus persönlicher Lebenserfahrung und Überzeugung. Als es von kompetenten Kollegen, deren Expertise ich sehr schätze im Juli den Hinweis auf die Problematik der politischen Ebene gab, verfolgte ich nicht mehr die Idee und begann mich zusammen mit weiteren Interessierten nach einer Alternative umzuschauen. Jegliche absurde Unterstellung, mir deswegen eine undemokratische Haltung vorzuwerfen, weise ich zurück.
Der nächste hässliche Punkt dieser Kampagne gegen mich folgte mit Screenshots, die aus dem russischen sozialen Netzwerk Vkontakte stammen. Das Netzwerk ist von russischen Geheimdiensten teilkontrolliert und wie schon früher erwähnt, wurde mein privates Konto dort vor vielen Jahren gehackt und ich hatte keinen Zugriff darauf, was auch auf einem Screenshot zum Ausdruck kommt (mit dem Hinweis auf einen Virus). Es geht dabei um das Jahr 2009, da bin ich 17 gewesen und kann heute nicht mehr nachvollziehen, wie, von wem und in welchem Kontext die geschmacklosen Posts entstanden sind. Nachdem mir der Zugriff geraubt wurde, bin ich dem auch nicht weiter nachgegangen. Was aber sicher ist, dass mir als einem Menschen, dessen Familie das Leid und den Schmerz des Zweiten Weltkriegs persönlich gespürt hat, samt Deportation, Erschießungen und Verfolgung, jegliche Nazihaltung widerlich ist und Personen, die sich dabei noch Mühe geben und eifrig nach irgendwelchen Indizien suchen, um mich gezielt in die Nazi-Ecke zu drängen und solchen ekelhaften Unsinn streuen, kann ich nur eins sagen – schämt euch. Als diese voreingenommenen Unterstellungen öffentlich verbreitet wurden, ohne mit mir ein Wort darüber gewechselt zu haben, habe ich mich drum bemüht, das gehackte Konto löschen zu lassen, dabei musste ich meinen Ausweis dem russischen Betreiber zur Verfügung stellen. Die Konsequenzen davon sind noch unbekannt.
Die Gesinnten dieser Kampagne verfolgen ein konkretes Ziel – mich als Person und engagierten Christdemokraten zu diskreditieren – in Augen der gesamten Gesellschaft. Die Instrumente dafür – verdrehte, aus dem Kontext gerissene Zitate, dubiöse Assoziationen und Andeutungen und ganz abscheuliche Versuche, mich durch diese Geschichte nun zu diffamieren. Mir als einem Deutsch-Ukrainer, Demokraten aus Überzeugung und stolzem Trierer ist es äußerst wichtig, dass durch solche Aktionen seitens der Drahtzieher dieser Kampagne das wirklich Essenzielle nicht aus dem Blick verloren werden darf – der tobende Krieg in der Ukraine, meiner alten Heimat, akute Hilfe den bedürftigen und leidenden Menschen sowie eine friedliche, konstruktiv und kollegial agierende Gesellschaft hier, in unserer großartigen Stadt. Trier ist die Stadt der herzlichen, großartigen Menschen und ich bin froh, seit über 10 Jahren ein Teil davon zu sein – ich liebe den ukrainischen Borschtsch und deftigen Kappes Teerdisch, dazu eine Porz Viez in unsrer märchenhafter Altstadt. Und meine eindeutig klare Positionierung heißt blau-gelb und schwarz-rot-gold gehören zusammen und gehen Schritt in Schritt voran!
Bezogen auf mein derzeit ausgeübtes Amt als Vorsitzender des Beirates für Migration und Integration, jedoch auch auf mein von jeglichem Amt unabhängiges Weltbild möchte ich eindeutig klarstellen, dass ich mich für Belange aller Menschen unabhängig von Abstammung, religiöser Anschauung oder sexuellen Orientierung einsetze, was ich sowohl durch meine Arbeit im Integrationsbereich seit 2015, als auch mit meinem gesellschaftlichen Engagement und Einsatz unter Beweis gestellt habe. Im relativ übersichtlichen Zeitraum von etwa 8 Monaten der ehrenamtlichen Tätigkeit als Vorsitzender des einzigen Gremiums, das Migranten ohne deutsche Staatsangehörigkeit die politische Teilhabe ermöglicht (BeiMI) haben wir es als Team geschafft, bei nun regelmäßig stattfindenden Sitzungen, u.a. solche wichtigen Anliegen zu behandeln, wie die digitale Integrationsplattform 'Integreat', die aktuelle Schulsituation bei geflüchteten Kindern, die Resolution für Menschenrechte, die Ächtung des N-Wortes in Trier und den jüngsten Beschluss zur Stärkung von insbesondere migrantischen Kulturvereinen durch Workshops. Bedauerlicherweise bestehen noch einige Baustellen beispielsweise bei Neugestaltung der Homepage sowie der Planung des Internationalen Festes, die jedoch in den drei kommenden Sitzungen in diesem Jahr noch ausgiebig bearbeitet werden.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich persönlich von unserer Arbeit zu überzeugen, ob kommunalpolitisch oder ehrenamtlich-humanitär – wir schaffen Frieden und stehen für eine offene, tolerante und zusammenhaltende Gesellschaft, in der jeder willkommen ist.
Mit herzlichem Gruß Artur Karas".