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Wildtiere im Zirkus: Artgerechte Haltung oder Tierquälerei?

Bereits mehrfach hat sich der Trierer Stadtrat auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen der Frage gestellt, ob die Stadt Trier ein Auftrittsverbot für Zirkusse mit Wildtieren erteilen sollte. Eine Mehrheit fand sich bisher nicht. Nun führt die Grünen- Stadtratsfraktion die Diskussion aus dem Rat fort und lud am 30. November zu der Podiumsdiskussion "Artgerechte (Unter-)haltung oder Tierquälerei" ein. Die Moderation übernahm Peter Hoffmann, umweltpolitischer Sprecher der Grünen Stadtratsfraktion.
Sind sich in vielen Punkten uneinig (v.l.n.r.): Andreas Lindig, Ute Marx, Peter Hoffmann, Oliver Häberle und Tim Thomsen. Foto: Schieke

Sind sich in vielen Punkten uneinig (v.l.n.r.): Andreas Lindig, Ute Marx, Peter Hoffmann, Oliver Häberle und Tim Thomsen. Foto: Schieke

Der WochenSpiegel hat die Argumente der Teilnehmer der Podiumsdiskussion zusammengestellt.

GEGEN Wildtierhaltung:

"Wildtiere haben Grundbedürfnisse, die erfüllt werden müssen. Bei Kontrollen von Zirkusbetrieben habe ich schon einige Missstände festgestellt. Tiere im Zirkus sind oft unterfordert und können keine Sozialgefüge bilden, wie es in der Natur vorkommen würde. Als Stadt ein Verbot nur auf kommunalen Flächen durchzuführen, ist rein rechtlich nicht einfach durchzusetzen - aber nicht unmöglich."
- Dr. Ute Marx, Amtstierärztin für die Überwachung von Zirkusbetrieben, Kreisverwaltung Trier-Saarburg

"Wildtiere haben im Zirkus prinzipiell nichts zu suchen – eine artgerechte Haltung ist unmöglich. Grund dafür ist beispielsweise, dass es keine flächendeckende tierärztliche Versorgung gibt. Ein Verbot muss von der Öffentlichkeit gewollt werden, dann setzt die Politik es um. Wir brauchen ein bundesweites Gesetz, was die Wildtierhaltung verbietet. Nichts desto trotz, kann man auch im kommunalen Bereich ein Signal setzen."
- Andreas Lindig, Landesvorsitzender des Tierschutzbundes Rheinland-Pfalz

FÜR Wildtierhaltung:

"Der Antrag, auf städtischen Flächen keine Wildtiere mehr zeigen zu dürfen, ist idiotisch, denn, wenn ich eine private Fläche finden würde, dürfte ich die Tiere, solange ich eine Paragraph 11-Genehmigung hätte, weiter zur Show stellen – das ist reine Kosmetikpolitik. Kommunale Verbote würden den Tieren in keinster Weise irgendeinen Vorteil bringen, ganz im Gegenteil – je schwieriger man es den Zirkussen macht, desto schwerer ist es eine Beurteilung zu machen. Prinzipiell muss man sehen, dass Tiere zu Assimilation fähig sind - sie passen sich ihrer Umgebung an. Was ein Tier nicht kennt, kann es nicht vermissen. Die Elefanten, die noch in Zirkussen sind, sind Auslaufbestände."
- Oliver Häberle, Pressesprecher des Weihnachtszirkus Trier

"Warum sollte man aufhören, Tiere im Zirkus einzusetzen, wenn es keine wissenschaftlichen Belege dafür gibt, dass es Tieren im Zirkus schlechter geht als anderswo. Wenn ich ein Verbot erlassen will, muss ich ja ein notwendiges Übel haben, das ich mit diesem Verbot abschaffen will - wo es kein notwendiges Übel gibt, muss man nichts ändern. Die Zirkuselefanten, die noch existieren, sind Wildfänge, die in den nächsten zehn Jahren an Altersschwäche sterben werden. Das würde heute aber kein Mensch mehr machen. Das meiste von dem was wir verdienen, investieren wir in unsere Tiere."
- Tim Thomsen, VDCU – Verband deutscher Circusunternehmen HS


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