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100 Jahre Caritas: Helfer der Benachteiligten

Gemeinsam mit rund 350 Gästen aus Politik, Wohlfahrtspflege und Kirche hat der Caritasverband für die Diözese Trier bei einem Festakt in der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin in Trier auf 100 Jahre Geschichte zurückgeblickt und zugleich den Anspruch bekräftigt, sich auch künftig für Menschen und ihre Nöte einzusetzen. Bei der Feier verlieh der Caritasverband auch die Elisabethpreise.
Die Preisträger des Elisabethenpreises. Foto: Caritas/Thewalt

Die Preisträger des Elisabethenpreises. Foto: Caritas/Thewalt

"Kirche ist nur da wirklich Kirche, wo sie Kirche für die Menschen ist", betonte Bischof Dr. Stephan Ackermann beim Eröffnungsgottesdienst im Trierer Dom die Bedeutung der tätigen Nächstenliebe. Der Einsatz der vielen Haupt- und Ehrenamtlichen der Caritas sei in diesem Zusammenhang nicht wegzudenken, er solle als Impuls für die ganze Kirche genutzt werden. Der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes, Prälat Franz Josef Gebert, verknüpfte in seiner Begrüßungsansprache die Historie des Caritasverbandes seit dem 19. Jahrhundert mit den vielfältigen Grupperungen, die heute die Caritasarbeit prägen wie zum Beispiel die Ordensgemeinschaften als Träger von Einrichtungen oder die zahlreichen Ehrenamtlichen.

Doppelte Aufgabenstellung

Seit der Gründung des Verbandes am 23. März 1916 sei die Aufgabenstellung eine doppelte
gewesen, erläuterte Diözesan-Caritasdirektorin Dr. Birgit Kugel. Nur wie der Barmherzige Samariter
die Wunden zu verbinden – das alleine reiche nicht aus. Hinzutreten müsse: "Als gesellschafts-
und sozialpolitischer Akteur deutlich und unhörbar 'Nein' zu sagen, wenn Menschen diskriminiert, ausgegrenzt, bedroht oder verfolgt werden und entschieden einzutreten für eine faire Teilhabe aller und eine sozial gerechte und solidarische Gesellschaft." Konkretes Beispiel sei die Situation von Langzeitarbeitslosen. Trotz guter Wirtschaftslage bleibe für rund eine Million Menschen der Zugang zum Arbeitsmarkt faktisch unmöglich. Die Caritas setzt sich für die Weiterentwicklung eines öffentlich geförderten Arbeitsmarktes ein. Der Staat sollte besser Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren, argumentierte Prälat Dr. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes.

Sachliche Betrachtung

Das aktuelle Thema Flüchtlingsintegration beleuchtete Neher ebenfalls. Er riet zu einer sachlichen
Betrachtung. So könne etwa aus Sicht der Caritas keine Rede von einem Rückgang des ehrenamtlichen Engagements sein, obwohl dies von einigen politischen Gruppen immer wieder behauptet werde. Neher warnte vor einer um sich greifenden Verrohung der Sprache, da dies entsprechenden Taten den Weg bereite. Ihn hätten bereits Berichte erreicht, dass ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit Tätige bedroht und teilweise sogar handgreiflich bedrängt wurden. Für das Bistum Trier seien solche Fälle zwar bislang nicht bekannt, wohl aus vielen anderen Regionen im Osten und Westen Deutschland. "Man muss die Debatte ohne Scheuklappen führen, aber sich menschenverachtender Polemik entgegenstellen", mahnte Neher.

Elisabethpreis

Dr. Birgit Kugel überreichte im Rahmen der Feier auch den mit 15.500 Euro dotierten Elisabethpreis an vier Projekte aus dem Bistum Trier. Sie sprach den Preisträgern und allen 27 Bewerbern ihren Dank aus. "Ihr Engagement ist grundlegend für den Caritasverband und trägt mit dazu bei, dass Caritas als Teil der Kirche ganz nah bei den Menschen und ihren vielfältigen Nöten ist", so Dr. Kugel. Die rheinland-pfälzische Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler stellte anschließend gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der Jury die Preisträger vor.

Preisträger

Netzwerk Caritas in der Pfarreiengemeinschaft Zeller Hamm Ausgezeichnet wurde das Kooperationsprojekt des Caritasverbandes Mosel-Eifel-Hunsrück und der Pfarreiengemeinschaft Zeller Hamm: "Netzwerk Caritas in der Pfarreiengemeinschaft Zeller Hamm - Tradition und Innovation!". In diesem Netzwerk, das in den vergangenen 20 Jahren stetig gewachsen ist, engagieren sich derzeit circa 120 Menschen zwischen 17 und 90 Jahren. Das Netzwerk greift Lebensthemen der Gemeindemitglieder auf, die Ältere, Pflegende Angehörige, Familien, Flüchtlinge oder Kranke betreffen. Integrationsbetrieb "Der Kleiderladen" Auch der Integrationsbetrieb "Der Kleiderladen" des Caritasverbandes Koblenz ist ein Gewinner: Aus kleinsten Anfängen, aus der damaligen "Kleiderkammer", hat sich seit 1987 ein moderner Second-Hand-Laden entwickelt, der 2011 vom Integrationsbetrieb CarMen der Caritas Referat  Koblenz übernommen wurde. So konnten auch Beschäftigungs- und Qualifizierungsplätze geschaffen
werden. Projekte aus der Westeifel Einen weiteren Elisabethpreis teilen sich zwei Projekte aus der Westeifel: Die Jury zeichnete
das vom Caritasverband Westeifel getragene Projekt "Schul- und Ausbildungspaten im Vulkaneifelkreis
und im Dekanat Bitburg" zusammen mit dem "Dauner Viadukt von Jung bis Alt" in Trägerschaft der Katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus, Daun, aus. Die Schul- und Ausbildungspaten eröffnen Kindern und Jugendlichen Chancen, die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. So tragen die zurzeit 87 ehrenamtlichen Paten mit ihrem Einsatz dazu bei, Chancengleichheit für benachteiligte junge Menschen herzustellen. Das Netzwerk "Dauner Viadukt für Jung und Alt", an dem rund 20 verschiedene Organisationen, Vereine und Institutionen beteiligt sind, will die Kultur des generationsübergreifenden Miteinanders in der Stadt Daun stärken. Ziel ist es hier, die wechselseitige Unterstützung zwischen den Generationen hin zu einer "sorgenden Gemeinschaft" auf- und auszubauen. Schul-Sonderpreis Neben den Elisabethpreisträgern freute sich auch die Klasse 9L des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Lebach über den erstmals ausgeschriebenen Schul-Sonderpreis: Die Klasse wurde für ihre ansprechende Darstellung der verschiedenen Hilfsangebote des Caritasverbandes Saar-Hochwald mit 500 Euro ausgezeichnet. Glückwunsche für die Caritas Zum 100. Jubiläum gratulieren auch Politiker der Caritas. Malu Dreyer "Der Caritasverband ist als Träger sozialer Dienstleistungen zu einer Säule unseres Sozialstaats geworden und er ist zudem Anwalt und Partner für Benachteiligte und Ausgegrenzte", erklärte die Ministerpräsidentin beim Festakt in Trier. "Unser Sozialstaat wäre ohne die Tradition und Werteordnung der Caritas kaum denkbar." Der Caritasverband mit den Einrichtungen und Diensten bei Gesundheit und Pflege, sozialer Sicherung, Teilhabe und Kinderbetreuung sei für den modernen Sozialstaat unerlässlich und dabei stets ein verlässlicher Partner der Landesregierung. "Sie treten für eine solidarische Gesellschaft ein, in der Menschen in Würde leben können", erklärte Dreyer. Bei Familien in Not, Armen, Arbeitslosen, Überschuldeten, Geflüchteten oder Obdachlosen werde Hilfe konkret. "Caritas" als Auftrag, Menschen in Not zu unterstützen, bleibe dabei über die Jahrhunderte hinweg immer aktuell. "Die Themen Menschenrechte und Menschenwürde ziehen sich wie ein roter Faden durch die 100-jährige Geschichte des Caritasverbandes." Das sei ein beeindruckendes und ermutigendes Jubiläum und zeige, wie viel Menschen für andere und mit anderen Menschen erreichen könnten. Dabei sei der Caritasverband nicht nur Arbeitgeber für viele hauptberuflich Beschäftigte, sondern auch stark vom ehrenamtlichen Engagement geprägt. Julia Klöckner "Die Caritas ist ein starker Partner für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Von Kinderbetreuung bis Altenpflege, von Familienunterstützung bis Hilfe in Grenzsituationen - das Leistungsspektrum im sozialen Bereich ist enorm. Für viele Bürgerinnen und Bürger ist das Hilfswerk oftmals der erste Ansprechpartner und eine Handreichung für das Leben in seinen unterschiedlichen Schattierungen. Geprägt vom christlichen Bild vom Menschen steht das Individuum, unabhängig seiner Herkunft und Prägung, im Mittelpunkt. Nächstenliebe der Tat, das leitet die Caritas seit einem Jahrhundert. Ich danke der Caritas, den vielen Mitarbeitern, den zahlreichen Ehrenamtlichen im Bistum Trier für ihr fortwährendes und großes Engagement und gratuliere sehr herzlich zu diesem besonderen Jubiläum", sagt Julia Klöckner, Landesvorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz und Kuratoriumsvorsitzende der Caritas-Stiftun.


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